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JUBILÄUM DER BARMHERZIGKEIT

PAPST FRANZISKUS

JUBILÄUMSAUDIENZ

Samstag, 10. September 2016

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Katechese. Barmherzigkeit und Erlösung

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Die Lesung, die wir gehört haben, spricht von der Barmherzigkeit Gottes, die in der Erlösung verwirklicht wird, also im Heil, das uns geschenkt worden ist durch das Blut seines Sohnes Jesus (vgl. 1 Petr 1,18-21). Das Wort »Erlösung« wird wenig gebraucht, und dennoch ist es grundlegend, weil es auf die radikale Befreiung verweist, die Gott für uns, für die ganze Menschheit und für die gesamte Schöpfung wirken konnte. Es scheint, dass der heutige Mensch nicht mehr gerne daran denkt, dass er durch ein Eingreifen Gottes befreit und gerettet wurde, denn der heutige Mensch hält die eigene Freiheit fälschlicherweise für eine Kraft, um alles zu erlangen. Er brüstet sich auch damit. Aber in Wirklichkeit ist es nicht so. Wie viele Illusionen werden unter dem Vorwand der Freiheit verkauft und wie viele neue Formen der Sklaverei werden in unseren Tagen im Namen einer falschen Freiheit geschaffen! Sehr viele, sehr viele Sklaven: »Ich tue das, weil ich es tun will. Ich nehme Drogen, weil ich es gern tue. Ich bin frei! Ich tue dieses und jenes.« Sie sind Sklaven! Sie werden zu Sklaven im Namen der Freiheit. Wir alle haben solche Menschen gesehen, die am Ende am Boden zerstört sind. Wir brauchen Gott, damit er uns von jeder Form der Gleichgültigkeit, des Egoismus und der Selbstgenügsamkeit befreit.

Die Worte des Apostels Petrus bringen sehr gut den Sinn des neuen Lebens zum Ausdruck, zu dem wir berufen sind. Indem Jesus, der Herr, einer von uns wird, nimmt er nicht nur unsere menschliche Natur an, sondern erhebt uns zu der Möglichkeit, Kinder Gottes zu sein. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Jesus Christus, das makellose Lamm, den Tod und die Sünde überwunden, um uns aus ihrer Herrschaft zu befreien. Er ist das Lamm, das für uns geopfert wurde, damit wir ein neues Leben empfangen können, das aus Vergebung, Liebe und Freude besteht. Diese drei Worte sind schön: Vergebung, Liebe und Freude. Alles, was er angenommen hat, ist auch erlöst, befreit und gerettet worden.

Freilich stimmt es, dass das Leben uns auf die Probe stellt, und manchmal leiden wir deshalb. In diesen Augenblicken sind wir jedoch eingeladen, den Blick auf den gekreuzigten Jesus zu richten, der für uns und mit uns leidet, als sicherer Beweis, dass Gott uns nicht verlässt. Wir dürfen jedoch nie vergessen, dass wir in Bedrängnis und Verfolgung ebenso wie im täglichen Schmerz stets durch die barmherzige Hand Gottes befreit werden, der uns zu sich erhebt und uns zu einem neuen Leben führt.

 

Gottes Liebe ist grenzenlos: Wir können die immer neuen Zeichen entdecken, die auf seine Aufmerksamkeit uns gegenüber hinweisen und vor allem auf seinen Willen, zu uns zu kommen und uns voranzugehen. Unser ganzes Leben, auch wenn es von der Schwachheit der Sünde geprägt ist, ist unter den Blick Gottes gestellt, der uns liebt. Wie viele Abschnitte der Heiligen Schrift sprechen zu uns von der Gegenwart Gottes, von seiner Nähe und Zärtlichkeit zu jedem Menschen, besonders zu den Geringen, Armen und Notleidenden! Gott hat eine große Zärtlichkeit, eine große Liebe zu den Geringen, zu den Schwachen, zu den von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Je mehr wir in Not sind, desto mehr füllt sich sein Blick auf uns mit Barmherzigkeit. Er empfindet gnädiges Mitleid uns gegenüber, weil er unsere Schwachheit kennt. Er kennt unsere Sünden und vergibt uns. Er vergibt immer! Unser Vater ist sehr gütig, er ist sehr gütig. Daher, liebe Brüder und Schwestern, wollen wir uns ihm öffnen, seine Gnade annehmen! Denn, wie es im Psalm heißt, »beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle« (130,7).

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Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache. Christus schenkt euch die wahre Freiheit und macht euch zu Kindern Gottes. Seid Zeugen dieser Gabe der Erlösung und des neuen Lebens im Herrn. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom. Gott segne euch.

 



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