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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Der Lohn Jesu

Dienstag, 26. Mai 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 24, 12. Juni 2015

 

Der »Lohn« des Christen ist es, »Jesus ähnlich zu sein«: Für den, der Jesus wirklich nachfolgt, gibt es weder Geld noch Macht als Belohnung, denn der einzige Weg ist der des Dienens und der Unentgeltlichkeit. Sucht man dagegen nach einem weltlichen »guten Geschäft« mit »Reichtum, Eitelkeit und Stolz«, dann »steigt dies zu Kopf« und führt zu einem »Anti-Zeugnis« in der Kirche. Vor dieser Versuchung warnte Papst Franziskus in der heiligen Messe am Morgen des 26. Mai, die er wie gewöhnlich in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta feierte.

Der Papst ging in seinen Betrachtungen vom »Dialog zwischen Jesus und Petrus« aus, von dem im Tagesevangelium nach dem heiligen Markus (10,28-31) die Rede war. Dieser Dialog, so merkte Franziskus an, schließt sich an die Begegnung »mit jenem jungen Mann« an, »der Jesus nachfolgen wollte: er war ein guter Mensch und Jesus liebte ihn«, so das Evangelium. Aber der Herr »hat ihm gesagt, dass ihm eines fehle: alles zu verkaufen, was er hatte, und das Geld den Armen zu geben. ›So wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben.‹« Allerdings »wurde der junge Mann auf diese Worte hin betrübt und ging traurig weg«.

Dann »spricht Jesus erneut zu seinen Jüngern und sagt zu ihnen: ›Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!‹« Und »die Jünger waren über seine Worte bestürzt«. »Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: ›Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.‹«

Und dann folge der Abschnitt aus der heutigen Liturgiefeier, in dem Petrus gegenüber Jesus versichere: »Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.« Wie um zu sagen: »Und was bekommen wir? Was wird unser Lohn sein? Wir haben alles verlassen.« Kurz gesagt: »Die Reichen, die nichts verlassen haben – dieser junge Mann, der seinen Reichtum nicht verlassen wollte –, werden nicht in das Reich Gottes kommen, aber wir? Was wird unsere Belohnung sein?« Das Problem sei gewesen, so Franziskus, dass »die Jünger Jesus nur zur Hälfte verstanden haben, weil die Kenntnis Christi in Fülle erst mit der Herabkunft des Heiligen Geistes gegeben wurde«. Und in der Tat antworte Jesus: »Ja, ich sage euch: Jeder, der Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird jetzt in dieser Zeit das Hundertfache dafür empfangen, wenn auch unter Verfolgungen.« Jesus antworte praktisch, »indem er in eine andere Richtung weist« und nicht »dieselben Reichtümer verspricht, die der junge Mann besaß «, sondern eben Brüder, Schwestern, Mütter, Väter, Güter und das Erbe des Reiches Gottes, aber unter Verfolgung und mit dem Kreuz. Und das ist anders.«

Das sei der Grund, erklärte der Papst, »warum ein Christ, wenn er an den Gütern hängt, den schlechten Eindruck eines Christen hinterlässt, der beides haben will: den Himmel und die Erde«. Und »der Prüfstein ist gerade das, was Jesus sagt: das Kreuz, Verfolgungen, es bedeutet, sich selbst zu verleugnen und jeden Tag das Kreuz zu erleiden«. »Die Jünger hatten diese Versuchung: Jesus nachfolgen, ja, aber was wird das Ende dieses guten Geschäfts sein?« Franziskus fügte hinzu: »Denken wir an die Mutter von Jakobus und Johannes, die von Jesus einen Posten für ihre Söhne erbat: ›Diesen machst du zum Ministerpräsidenten und den zum Wirtschaftsminister.‹« Es war »das weltliche Eigeninteresse bei der Nachfolge Jesu«. Aber dann »wurde das Herz dieser Jünger immer mehr geläutert, bis Pfingsten, wo sie alles verstanden haben«. »Die Unentgeltlichkeit in der Nachfolge Jesu ist die Antwort auf die Unentgeltlichkeit der Liebe und des Heils, die Jesus uns schenkt«, betonte der Papst. »Wenn man sowohl mit Jesus als auch mit der Welt gehen will, sowohl mit der Armut als auch mit dem Reichtum«, kommt ein »Christentum heraus, das auf halbem Weg stehen bleibt, das eine materielle Belohnung will: das ist der Geist der Weltlichkeit «. Und »dieser Christ, so sagte der Prophet Elija, ›hinkt auf zwei Beinen‹«, weil »er nicht weiß, was er will«.

So sei »der Schlüssel, um diese Worte Jesu zu verstehen – ja, das Hundertfache, aber mit dem Kreuz –, das, was er zum Schluss sagt: ›Viele, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.‹« Das sei auch, »was er über das Dienen sagt: ›Wer von euch glaubt, der Größte zu sein, oder der Größte ist, der soll Diener sein‹: der Geringste.« Nicht zufällig habe Jesus bei diesen Worten ein Kind in die Mitte gestellt. »Vom rein menschlichen Standpunkt aus betrachtet, ist die Nachfolge Jesu kein gutes Geschäft: sie bedeutet zu dienen«, unterstrich der Papst erneut. Im Übrigen sei es genau das, was Jesus getan hat: »Und wenn der Herr dir die Möglichkeit gibt, der Erste zu sein, dann musst du dich verhalten wie der Letzte, das heißt: dienen. Und wenn der Herr dir die Möglichkeit gibt, Güter zu besitzen, dann musst du die Haltung des Dienens einnehmen, das heißt: für die anderen.«

»Drei Dinge sind es, drei Stufen, die uns von Jesus entfernen: Reichtum, Eitelkeit und Stolz«, unterstrich der Papst. »Daher ist der Reichtum so gefährlich: er führt dich sofort zur Eitelkeit und du hältst dich für wichtig«. Aber »wenn du dich für wichtig hältst, dann steigt dir das zu Kopf, und du verlierst dich«. Daher erinnere uns Jesus an den Weg: »Viele, die jetzt die Ersten sind, werden die Letzten sein, die Letzten werden die Ersten sein, und wer der Erste unter euch ist, mache sich zum Diener aller.« Das sei »ein Weg der Entäußerung «, derselbe Weg, »den Jesus gegangen ist«.

»Jesus hat diese Katechese der Jünger sehr, sehr viel Zeit gekostet, weil sie nicht gut verstanden.« Und so sollten »auch wir heute Jesus bitten: Lehre uns diesen Weg, diese Weisheit des Dienens, diese Weisheit der Demut, diese Weisheit, die Letzten zu sein, um den Brüdern und Schwestern in der Kirche zu dienen.«

Abschließend sagte der Papst, dass es »schlimm ist, einen Christen – sei er nun Laie, Gottgeweihter, Priester oder Bischof – zu sehen, der beides will: Jesus folgen und Besitz, Jesus folgen und Weltlichkeit«. Dies sei ein »Anti-Zeugnis, das die Menschen von Jesus entfernt«. Daher lud Franziskus, bevor er die Eucharistiefeier fortsetzte, ein, erneut über die Frage des Petrus nachzudenken: »Wir haben alles verlassen: Welchen Lohn werden wir erhalten?« Auch solle man die Antwort Jesu gut im Gedächtnis behalten, denn »was er uns geben wird, ist die Ähnlichkeit mit ihm: das wird der ›Lohn‹ sein«. Und »Jesus ähnlich zu sein, ist ein großartiger Lohn«.



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