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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Das Haus auf dem Felsen

Donnerstag, 6. Dezember 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 51/52, 21. Dezember 2018)


Sein Leben lieber »auf dem Felsen Gottes« und auf der »Konkretheit« des Handelns und des Sich-Schenkens gründen als auf »äußeren Schein oder Eitelkeit« oder der korrupten Kultur der Vorteilsnahme durch persönliche Beziehungen. Diesen Hinweis gab Papst Franziskus in der heiligen Messe am 6. Dezember, um den Weg durch den Advent auf kohärente Weise zu leben. Einfache und anspruchsvolle Richtlinien zugleich, die der Papst den Lesungen des Tages entnahm, in denen es drei bedeutende Gruppen gegensätzlicher Wörter gebe: »Sagen und Tun«, »Sand und Fels«, »hoch und niedrig«.

Bezüglich der ersten Gruppe – »Sagen und Tun« – rief der Papst sofort die Worte des Matthäusevangeliums (7,21) in Erinnerung: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.« Und er erklärte: »Man tritt in das Himmelreich ein, man reift geistlich, man geht im christlichen Leben weiter, indem man handelt, nicht indem man redet.« In der Tat sei dies »eine Art zu glauben, aber eine sehr oberflächliche, auf halbem Weg«, wie wenn »ich sage, dass ich Christ bin, aber nicht die Dinge des Christen tue«. Es ist so, »als schminke man sich als Christ«, denn »nur zu reden ist eine Schminke«, ein »Reden, ohne zu handeln«. Dagegen »ist das Angebot Jesu die Konkretheit «. »Wenn jemand zu ihm kam und ihn um einen Rat bat«, schlug er »immer konkrete Dinge« vor. Im Übrigen, so fügte der Papst hinzu, »sind die Werke der Barmherzigkeit konkret«. Und weiter: »Jesus sagte nicht: ›Aber geh doch nach Hause und denk an die Armen, denk an die Gefangenen, denk an die Kranken‹: Nein. Geh: Besuche sie!«

Das sei der Gegensatz zwischen Reden und Tun. Er müsse hervorgehoben werden, weil »wir so oft nicht nur persönlich, sondern auch sozial in die Kultur des Redens abgleiten«. In dieser Hinsicht verwies Franziskus auf eine leider weit verbreitete Praxis, die Praxis, die mit der »Kultur der Empfehlungen« zusammenhänge. Es komme zum Beispiel vor, dass bei einer Stellenausschreibung an einer Universität »jemand gewählt wird, der fast keine Verdienste hat« im Vergleich zu vielen guten Lehrern. »Und wenn man dann fragt: ›Aber warum? Und diese anderen Guten…?‹ – ›Weil dieser von einem Kardinal empfohlen wurde, Sie wissen … ein hohes Tier‹«. Der Papst kommentierte: »Ich möchte nicht schlecht denken, aber unter dem Tisch einer Empfehlung ist immer eine Bestechung.« Es handle sich dabei nur um ein Beispiel für die Vorherrschaft des »Redens«: »Es sind nicht die Verdienste, es ist nicht das Tun, was dich vorangehen lässt, nein, es ist das Reden. Sich das Leben schön schminken.« Und dies sei genau »einer der Widersprüche, die uns die heutige Liturgie lehrt: handeln, nicht reden«. Als der Papst diesen ersten Teil der Betrachtung abschloss, erklärte er, dass »Jesus sogar den Rat gibt, zu handeln, ohne davon zu reden: Wenn du Almosen gibst, wenn du betest… im Verborgenen, ohne es zu sagen. Handeln, nicht reden.«

Der zweite Vergleich verweise auf ein Bild, das Jesus im Evangelium verwendet habe: »Ein kluger Mann baut sein Haus auf Fels, nicht auf Sand.« Das Gleichnis sei evident: »Der Sand ist nicht fest. Und ein Sturm, Wind, Flüsse, so viele Dinge, Regen lassen ein auf Sand gebautes Haus einstürzen. Sand ist eine schwache Konkretheit.«

Der Papst erklärte: »Sand ist eine Folge des Redens: Ich schminke mich als Christ, ich baue mir ein Leben ohne Fundamente. Die Eitelkeit, die Eitelkeit bedeutet, viele Dinge zu sagen oder mich ohne Fundament zu zeigen, auf Sand.« Wir müssten stattdessen »auf dem Felsen bauen«. In diesem Zusammenhang lud der Papst dazu ein, die Schönheit der ersten Lesung des Tages aus Jesaja (26,1-6) zu begreifen, wo zu lesen sei: »Verlasst euch stets auf den Herrn; denn Gott, der Herr, ist ein ewiger Fels.«

Dies sei eine Entgegensetzung, die eng mit jener zwischen Reden und Tun verbunden sei, denn »oft tritt derjenige, der auf den Herrn vertraut, nicht in Erscheinung. Er hat keinen Erfolg, er ist verborgen… doch er ist unerschütterlich. Er setzt seine Hoffnung nicht auf das Reden, auf Eitelkeit, Stolz, die flüchtigen Mächte des Lebens«, sondern er vertraue sich dem Herrn an, »dem Felsen «. Franziskus erklärte: »Die Konkretheit des christlichen Lebens lässt uns vorwärtsgehen und auf jenen Felsen bauen, der Gott ist, der Jesus ist; auf feste Beständigkeit Gottes. Nicht auf Schein oder Eitelkeit, Stolz oder Empfehlungen… Nein, auf die Wahrheit.«

Schließlich die »dritte Gruppe«, in der der Gegensatz der Begriffe »hoch« und »niedrig« behandelt werde. Wieder leitete der Abschnitt aus Jesaja die Betrachtung: »Verlasst euch stets auf den Herrn; denn Gott, der Herr, ist ein ewiger Fels. Denn die Bewohner der Höhe hat er niedergebeugt, die hoch aufragende Stadt erniedrigt; er hat sie erniedrigt bis zur Erde, sie bis in den Staub gestoßen.

Füße zertreten sie, die Füße der Armen, die Tritte der Schwachen.« Dies sei ein Abschnitt, stellte der Papst fest, der an den »Lobgesang der Gottesmutter, an das Magnificat« erinnere: »Der Herr erhöht die Niedrigen, jene, die jeden Tag in der Konkretheit stehen, und er zerstreut die Hochmütigen, diejenigen, die ihr Leben auf Eitelkeit, auf Stolz aufgebaut haben… Diese sind nicht von Dauer.« Es sei ein starkes Wort, betonte Franziskus, »auch im Magnificat wird der Ausdruck ›er zerstreut‹ verwendet. Ein noch eindringlicheres Wort: Diese großartige, schöne Stadt wird mit Füßen zertreten. Von wem? Von den Füßen der Unterdrückten und von den Tritten der Schwachen. « Das heißt, der Herr »erhöht die Armen, er erhöht die Niedrigen«.

Die Kategorie »hoch und niedrig«, fügte der Papst hinzu, werde auch von Jesus verwendet, wenn »er vom Satan spricht: ›Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen.‹« Und dies sei der Ausdruck eines »endgültigen Urteils über die Stolzen, über die Eitlen, über diejenigen, die sich rühmen, etwas zu sein, aber bloße Luft sind«.

Zum Abschluss seiner Predigt forderte Franziskus die Gläubigen auf, die Adventszeit mit einer Betrachtung zu »diesen drei einander entgegenstehenden Wortgruppen zu begleiten. Reden oder tun? Bin ich ein Christ des Redens oder des Handelns? Sand und Fels: Baue ich mein Leben auf den Felsen Gottes oder auf den Sand der Weltlichkeit, der Eitelkeit? Hoch und niedrig: Bin ich demütig, versuche ich immer ohne Stolz von unten aus zu gehen und so dem Herrn zu dienen?« Die Antwort auf diese Fragen werde hilfreich sein. Ebenso sei es eine Hilfe, das Lukasevangelium zur Hand zu nehmen und »mit dem Gesang der Gottesmutter, mit dem Magnificat zu beten, das eine Zusammenfassung dieser heutigen Botschaft ist«.

 



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