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AUSSERORDENTLICHES JUBILÄUM DER BARMHERZIGKEIT  

HEILIGE MESSE UND ÖFFNUNG DER HEILIGEN PFORTE - BASILIKA ST. JOHANN IM LATERAN 

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Sonntag, 13. Dezember 2015
3. Adventssonntag

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Die Einladung, die der Prophet an die antike Stadt Jerusalem richtet, ergeht heute auch an die ganze Kirche und an einen jeden von uns: »Freu dich und frohlocke!« (Zef 3,14). Der Grund der Freude ist mit Worten zum Ausdruck gebracht, die Hoffnung schenken und der Zukunft ruhig entgegenblicken lassen. Der Herr hat jede Verurteilung aufgehoben und beschlossen, mitten unter uns zu leben. Der heutige dritte Adventssonntag richtet unseren Blick auf das nunmehr nahe Weihnachtsfest. Wir dürfen uns nicht von der Müdigkeit ergreifen lassen; uns ist keine Form der Traurigkeit gestattet, auch wenn wir Grund dazu hätten durch die vielen Sorgen und zahlreichen Formen der Gewalt, die unsere Menschheit verletzen. Das Kommen des Herrn muss unser Herz jedoch mit Freude erfüllen. Der Prophet, der bereits in seinem Namen – Zefanja – den Inhalt seiner Verkündigung eingeschrieben trägt, öffnet unser Herz für das Vertrauen: »Gott schützt« sein Volk. In einem historischen Kontext, der von großen Übergriffen und Gewaltakten – vor allem von Seiten der Mächtigen – geprägt ist, lässt Gott uns wissen, dass er selbst über sein Volk herrschen wird, dass er es nicht länger der Anmaßung seiner Regierenden preisgeben und es von aller Furcht befreien wird. Heute werden wir aufgefordert, angesichts von Zweifel, Ungeduld oder Leiden »die Hände nicht sinken zu lassen« (vgl. Zef 3,16).

Der Apostel Paulus greift mit Nachdruck die Lehre des Propheten  Zefanja auf und bekräftigt sie: »Der Herr ist nahe« (Phil 4,5). Daher müssen wir uns stets freuen und mit unserer Freundlichkeit allen Zeugnis geben von der Nähe und Fürsorge, die Gott für jeden Menschen hat. Wir haben die Heilige Pforte geöffnet: hier und in allen Kathedralen der Welt. Auch dieses einfache Zeichen ist eine Einladung zur Freude. Es beginnt die Zeit der großen Vergebung. Es ist das Jubiläum der Barmherzigkeit. Es ist der Augenblick, um die Gegenwart Gottes und seine Zärtlichkeit als Vater neu zu entdecken. Gott liebt die Starrheit nicht. Er ist Vater, er ist zärtlich. Alles tut er mit der Zärtlichkeit eines Vaters. Auch wir sind wie die Menschenmenge, die Johannes fragte: »Was sollen wir also tun?« (Lk 3,10). Die Antwort des Täufers lässt nicht auf sich warten. Er fordert dazu auf, mit Gerechtigkeit zu handeln und auf die Bedürfnisse jener zu schauen, die sich in Not befinden.

Was Johannes von seinen Gesprächspartnern verlangt, ist das, was im Gesetz Bestätigung findet. Von uns wird jedoch ein radikalerer Einsatz verlangt. Angesichts der Heiligen Pforte, die wir durchschreiten sollen, sind wir aufgefordert, Werkzeuge der Barmherzigkeit zu sein, im Bewusstsein, dass wir nach ihr gerichtet werden. Wer getauft ist, weiß, dass er eine größere Verpflichtung hat. Der Glaube an Christus bringt einen Weg hervor, der das ganze Leben andauert: den Weg, barmherzig zu sein wie der Vater. Die Freude, die Pforte der Barmherzigkeit zu durchschreiten, geht einher mit dem Bemühen, eine Liebe anzunehmen und zu bezeugen, die über die Gerechtigkeit hinausgeht, eine Liebe, die keine Grenzen kennt. Und für diese unendliche Liebe sind wir verantwortlich, trotz unserer Widersprüche.

Beten wir für uns und für alle, die die Pforte der Barmherzigkeit durchschreiten werden, auf dass wir die unendliche Liebe unseres himmlischen Vaters, der das Leben neu erschafft, verwandelt und erneuert, verstehen und annehmen können.

 



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