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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUR GRÜNDUNG DES ERSTEN
GRIECHISCH-ORTHODOXEN KLOSTERS IN ÖSTERREICH

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Meinem verehrten Bruder
Bischof Ägidius Zsifkovics
Bischof von Eisenstadt    

Mit Freude habe ich erfahren, dass heuer das Fest Eures Diözsanpatrons, des heiligen Martin, in besonderer Weise eine Feier von ökumenischer Brüderlichkeit ist. Aus diesem Anlass entbiete ich Dir und den Gläubigen der Diözese Eisenstadt sowie dem griechisch-orthodoxen Metropoliten von Österreich und Exarchen von Ungarn und Mitteleuropa, Seiner Eminenz Arsenios Kardamakis, und allen griechisch-orthodoxen Brüdern und Schwestern in Österreich herzliche Grüße und Segenswünsche, die Euch der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, persönlich überbringt.

Mit besonderer brüderlicher Zuneigung grüße ich den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Seine Allheiligkeit Bartholomaios I., der eigens nach Eisenstadt gekommen ist, um den verheißungsvollen Beginn des ersten orthodoxen Klosters in Österreich zu feiern, und beim Gottesdienst im ehrwürdigen Martinsdom anwesend ist. Ich danke ihm ganz herzlich für dieses liebenswürdige Zeichen ökumenischer Verbundenheit, und freue mich schon heute, ihm am Fest des heiligen Andreas im Phanar in Konstantinopel erneut begegnen zu dürfen.

Der heilige Martin, der Patron Eurer Diözese, hat das Herz der Menschen mit dem Teilen seines Mantels zugunsten eines Armen berührt. In seinem Geist und deshalb mit großem Wohlwollen hast Du, lieber Mitbruder im Bischofsamt, den Wunsch des griechisch-orthodoxen Metropoliten von Österreich, Arsenios Kardamakis, aufgenommen, ein Kloster zu gründen, das den orthodoxen Christen im Burgenland und in den angrenzenden Regionen als ein spirituelles Zentrum dienen soll. Um dieses wichtige Projekt verwirklichen zu helfen, hast Du der griechisch-orthodoxen Kirche ein Stück Land aus kirchlichem Besitz zur Verfügung gestellt und überreichst am Festtag des heiligen

Martin im Dom zu Eisenstadt Metropolit Arsenios die Stiftungsurkunde. Es ist dies ein wunderbarer Ausdruck Eurer ökumenischen Zusammenarbeit. Mit diesem Akt wird einmal mehr jene Brückenfunktion zu den Völkern Osteuropas hin deutlich, die mein Vorgänger im Petrusamt, der heilige Johannes Paul II., anlässlich seines Pastoralbesuchs am 24. Juni 1988 der Diözese Eisenstadt ans Herz gelegt hat, als er Euch einlud, mit den Völkern Osteuropas »Kontakte zu pflegen und auch mit ihnen zu teilen, materiell und geistig«.

Das zugesicherte Grundstück für das Kloster befindet sich auf dem Boden der Pfarre St. Andrä, der unser aller Dank gilt, dass sie dieses ökumenische Vorhaben wohlwollend und großherzig unterstützt. Der Patron dieser Pfarre verbindet sie mit der altehrwürdigen Kirche von Konstantinopel, die den heiligen Andreas als Protoklitos verehrt. Ein orthodoxes Kloster auf burgenländischem Boden gemeinsam zu verwirklichen ist ein vielversprechendes Zeichen der ökumenischen Verantwortung. Ein Kloster als Ort des Gebetes ruft uns vor allem in Erinnerung, dass das Gebet für die Einheit die grundlegende ökumenische Tat ist. Denn die Einheit wird uns nur geschenkt, wenn wir für den Heiligen Geist, die Quelle aller Einheit, empfänglich sind. Das Zweite Vatikanische Konzil hat deshalb die spirituelle Ökumene als »Herz der Ökumenischen Bewegung« bezeichnet (Unitatis redintegratio, 8). Sie ist als Gebetsbewegung entstanden und ist im Grunde, wie der große Förderer der spirituellen Ökumene, Abbé Paul Couturier, sehr schön gesagt hat, ein unsichtbar in der Welt verbreitetes Kloster.

Mit der Gründung eines orthodoxen Klosters wird diese spirituelle Ökumene sichtbar und konkret. In Dankbarkeit für dieses Zeichen gelebter Ökumene erteile ich allen im Eisenstädter Martinsdom zur Feier der heiligen Eucharistie Versammelten, den Gläubigen der Pfarre St. Andrä und der Diözese Eisenstadt sowie den orthodoxen Brüdern und Schwestern im Burgenland und in ganz Österreich von Herzen meinen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 1. November 2014, dem Hochfest Allerheiligen


Franziskus

 

 



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