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VIDEOBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM WELTERNÄHRUNGSTAG 2020

[FAO, 16. Oktober  2020]

[Multimedia]


 

 

An Seine Exzellenz Herrn Qu Dongyu
Generaldirektor der FAO

An dem Tag, an dem die FAO ihr 75. Gründungsjubiläum feiert, möchte ich Sie und alle Mitglieder, aus denen sie sich zusammensetzt, grüßen. Ihre Sendung ist schön und wichtig, denn das Ziel Ihrer Arbeit ist es, Hunger, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung zu besiegen. Das in diesem Jahr für den Welternährungstag vorgeschlagene Thema ist von großer Bedeutung: »Anbauen, ernähren, bewahren«, und das »Gemeinsam. Unser Handeln ist unsere Zukunft«.

Dieses Thema hebt die Notwendigkeit hervor, gemeinsam und fest entschlossen zu handeln, um Initiativen hervorbringen zu können, die unsere Umwelt verbessern und die Hoffnung vieler Menschen und Völker fördern. Im Laufe dieser 75 Jahre hat die FAO gelernt, dass es nicht genügt, Nahrung zu produzieren, sondern dass es auch wichtig ist, sicherzustellen, dass die Ernährungssysteme nachhaltig sind und gesunde und allen Menschen zugängliche Kost liefern. Es geht darum, innovative Lösungen anzunehmen, die die Form, in der wir Nahrungsmittel produzieren und konsumieren, zugunsten unserer Gemeinschaften und unseres Planeten verändern und so die Erholungsfähigkeit und die langfristige Nachhaltigkeit stärken können.

Daher ist es in dieser Zeit großer Schwierigkeiten, die durch die Covid-19-Pandemie verursacht werden, noch wichtiger, die von Organisationen wie der FAO, dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) ins Leben gerufenen Initiativen zu unterstützen, um eine nachhaltige und vielseitige Landwirtschaft zu fördern, die kleinen landwirtschaftlichen Gemeinden zu unterstützen und an der ländlichen Entwicklung der ärmsten Länder mitzuwirken. Wir sind uns bewusst, dass wir auf diese Herausforderung antworten müssen in einer Zeit, die voller Widersprüche ist: Einerseits sind wir Zeugen eines nie dagewesenen Fortschritts in den verschiedenen Bereichen der Wissenschaft; andererseits steht die Welt zahlreichen humanitären Krisen gegenüber.

Leider stellen wir fest, dass den jüngsten Statistiken der FAO zufolge trotz der in den letzten Jahrzehnten unternommenen Anstrengungen die Zahl der Menschen, die mit Hunger und Ernährungsunsicherheit zu kämpfen haben, wächst, dass sie im Wachsen begriffen ist. Und die gegenwärtige Pandemie wird diese Zahlen noch verschärfen. Für die Menschheit ist der Hunger nicht nur eine Tragödie, sondern auch eine Schande. Er wird zum größten Teil verursacht durch eine ungleiche Verteilung der Früchte der Erde. Hinzu kommen fehlende Investitionen im landwirtschaftlichen Sektor, die Folgen des Klimawandels und die Zunahme von Konflikten in verschiedenen Teilen des Planeten. Andererseits werden tonnenweise Lebensmittel weggeworfen. Angesichts dieser Wirklichkeit können wir nicht unberührt oder gelähmt bleiben. Wir alle tragen Verantwortung. Die gegenwärtige Krise zeigt uns, dass konkrete politische Maßnahmen und konkretes Handeln notwendig sind, um den Hunger in der Welt auszurotten. Manchmal entfernen uns die dialektischen oder ideologischen Debatten davon, dieses Ziel zu erreichen, und wir lassen unsere Brüder und Schwestern weiter aus Mangel an Nahrung sterben.

Eine mutige Entscheidung wäre es, mit dem Geld, das für Waffen und andere Militärausgaben verwendet wird, »einen Weltfonds« einzurichten, um dem Hunger ein für alle Mal ein Ende zu setzen und die Entwicklung der ärmsten Länder zu fördern. Auf diese Weise würde man viele Kriege verhindern, ebenso wie die Auswanderung vieler unserer Brüder und Schwestern und ihrer Familien, die sich gezwungen sehen, ihr Zuhause und ihre Länder zu verlassen auf der Suche nach einem menschenwürdigeren Leben (vgl. Fratelli tutti, Nr. 189, 262).

Herr Generaldirektor, während ich meinen Wunsch zum Ausdruck bringe, dass die Arbeit der FAO immer einflussreicher und fruchtbarer werden möge, rufe ich Gottes Segen auf Sie und alle herab, die an der lebenswichtigen Sendung, die Erde zu bebauen, die Hungernden zu ernähren und die natürlichen Ressourcen zu bewahren, teilhaben, damit wir alle menschenwürdig, mit Achtung und mit Liebe leben können. Danke.

 



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