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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH KENIA, UGANDA UND IN DIE ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

(25.-30. NOVEMBER 2015)

BEGEGNUNG MIT DEN VERTRETERN DER REGIERUNG UND DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
SOWIE MIT DEM DIPLOMATISCHEN CORPS

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Konferenzsaal des State House, Entebbe (Uganda)
Freitag, 27. November 2015

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Herr Präsident,
ehrenwerte Vertreter der Regierung und des öffentlichen Lebens,
sehr geehrte Mitglieder des Diplomatischen Corps,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
meine Damen und Herren,

ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Empfang, und ich freue mich, in Uganda zu sein. Mein Besuch in Ihrem Land hat vor allem den Sinn, des fünfzigsten Jahrestags der Heiligsprechung der ugandischen Märtyrer durch meinen Vorgänger Papst Paul VI. zu gedenken. Doch ich hoffe, dass meine Anwesenheit hier auch als ein Zeichen der Freundschaft, Wertschätzung und Ermutigung für alle Menschen dieser großen Nation verstanden wird.

Die Märtyrer – die katholischen wie die anglikanischen – sind wahre Nationalhelden. Sie geben Zeugnis für die leitenden Grundsätze, die in Ugandas Motto – Für Gott und mein Land – zum Ausdruck kommen. Sie erinnern uns an die Bedeutung, die der Glaube, die moralische Rechtschaffenheit und das Engagement für das Gemeinwohl im kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben dieses Landes hatten und immer noch haben. Sie erinnern uns auch daran, dass wir alle trotz unserer unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Überzeugungen aufgerufen sind, nach der Wahrheit zu suchen, für Gerechtigkeit und Versöhnung zu arbeiten und einander als Glieder unserer einen Menschheitsfamilie zu achten, zu schützen und zu helfen. Diese hohen Ideale werden besonders von Männern und Frauen verlangt, die wie Sie beauftragt sind, eine gute und transparente Regierung, eine ganzheitliche menschliche Entwicklung, eine breite Beteiligung am nationalen Leben sowie eine vernünftige und gerechte Verteilung der Güter zu gewährleisten, die der Schöpfer diesen Ländern in solcher Reichhaltigkeit geschenkt hat.

Mein Besuch hat auch den Sinn, die Aufmerksamkeit auf Afrika als Ganzes, auf seine Aussichten, seine Hoffnungen, sein Ringen und seine Leistungen zu lenken. Die Welt schaut auf Afrika als den Kontinent der Hoffnung. Tatsächlich ist Uganda von Gott mit überreichen natürlichen Ressourcen gesegnet, und Ihre Herausforderung besteht darin, sich als deren verantwortliche Verwalter zu erweisen. Vor allem aber ist die Nation gesegnet in ihrem Volk: in seinen starken Familien, seinen Jugendlichen und seinen älteren Menschen. Ich freue mich auf meine morgige Begegnung mit den jungen Menschen, denen ich Worte der Ermutigung und der Herausforderung zusprechen werde. Wie wichtig ist es, dass ihnen Hoffnung, Chancen für Ausbildung und Erwerbstätigkeit und vor allem die Möglichkeit einer vollen Teilnahme am Gesellschaftsleben gegeben werden! Doch ich möchte auch den Segen erwähnen, den Sie in den älteren Menschen besitzen. Sie sind die lebendige Erinnerung jedes Volkes. Ihre Weisheit und Erfahrung sollten stets als ein Kompass genutzt werden, welcher der Gesellschaft ermöglichen kann, die rechte Richtung zu finden, um den Herausforderungen der Gegenwart mit Rechtschaffenheit, Weisheit und Weitsicht zu begegnen.

Hier in Ostafrika hat Uganda eine außerordentliche Sorge für die Aufnahme von Flüchtlingen bewiesen, da es ihnen ermöglicht hat, ihr Leben in Sicherheit neu aufzubauen und die Würde zu erfahren, die darauf beruht, den eigenen Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit zu verdienen. Unsere Welt, die in Kriegen, Gewalt und verschiedenen Formen der Ungerechtigkeit gefangen ist, erlebt eine nie dagewesene Bevölkerungsbewegung. Die Art, wie wir die Migranten behandeln, ist ein Test für unsere Menschlichkeit, für unsere Achtung vor der Menschenwürde und vor allem für unsere Solidarität mit unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern.

Obwohl mein Besuch kurz ist, hoffe ich, die vielen Bemühungen zu bestärken, die im Stillen unternommen werden, um für die Armen, die Kranken und für all die zu sorgen, die sich in jeder Art von Schwierigkeiten befinden. Diese kleinen Zeichen sind es, in denen wir die wahre Seele eines Volkes erkennen. In vieler Hinsicht wächst unsere Welt näher zusammen, doch zugleich beobachten wir mit Sorge die Globalisierung der „Wegwerfkultur“, die uns für spirituelle Werte blind werden lässt, unsere Herzen gegenüber den Bedürfnissen der Armen verhärtet und unseren Jugendlichen die Hoffnung nimmt.

In der Vorfreude auf die Begegnungen und die gemeinsame Zeit mit Ihnen bete ich, dass Sie und das ganze geschätzte Volk Ugandas sich immer der Werte, welche die Seele Ihrer Nation gebildet haben, als würdig erweisen möge. Ihnen allen erbitte ich den reichsten Segen des Herrn.

Mungu awabariki! (Gott segne Sie!)

 



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