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BISCHOFSSYNODE FÜR DIE FAMILIE 2015

ERÖFFNUNGSANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Synodenhalle
Montag, 5. Oktober 2015

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Liebe Seligkeiten, Eminenzen,
Exzellenzen, Brüder und Schwestern!

Die Kirche nimmt heute den Dialog wieder auf, den sie mit der Einberufung der Außerordentlichen Synode über die Familie – und sicherlich auch schon sehr viel früher – begonnen hat, um gemeinsam den Text des Instrumentum laboris abzuwägen und darüber nachzudenken, ein Text, der ausgehend von der Relatio Synodi sowie den Antworten der Bischofskonferenzen und der befugten Institutionen erarbeitet wurde. Wie wir wissen ist die Synode ein gemeinsamer Weg im Geist der Kollegialität und der Synodalität, den wir gehen, indem wir mutig die Parrhesia, den Eifer für Pastoral und Lehre, Weisheit und Aufrichtigkeit pflegen und uns dabei stets das Wohl der Kirche, der Familien und die »suprema lex«, die »salus animarum« (vgl. Can. 1752), vor Augen halten.

Ich möchte daran erinnern, dass die Synode keine Fachtagung und kein »Sprechzimmer«, kein Parlament oder Senat ist, wo man sich einigt. Die Synode ist eine Ausdrucksweise der Kirche, das heißt der Kirche, die gemeinsam auf dem Weg ist, um die Wirklichkeit mit den Augen des Glaubens und mit dem Herzen Gottes zu deuten. Die Synode ist die Kirche, die nachdenkt über ihre Treue zum Glaubensgut, das für sie kein Museum ist, das zu besichtigen und auch nicht nur zu bewahren ist, sondern eine lebendige Quelle, aus der die Kirche ihren Durst stillt, um den Durst des Lebensgutes zu stillen und es zu erleuchten.

Die Synode bewegt sich notwendigerweise im Schoß der Kirche und innerhalb des Gottesvolkes, deren Teil wir in unserer Eigenschaft als Hirten, das heißt als Diener, sind. Die Synode ist darüber hinaus ein geschützter Raum, wo die Kirche das Wirken des Heiligen Geistes erfährt. Bei der Synode spricht der Heilige Geist durch die Zunge all derer, die sich von Gott führen lassen, der stets überrascht; von Gott, der den Kleinen offenbart, was er den Klugen und Weisen verbirgt; von Gott, der das Gesetz und den Sabbat für den Menschen gemacht hat und nicht umgekehrt; von Gott, der die 99 Schafe verlässt, um das eine verlorene Schaf zu suchen; von Gott, der stets größer ist als unsere Logik und unsere Berechnungen.

Wir erinnern aber daran, dass die Synode nur dann ein Raum für das Wirken des Heiligen Geistes sein kann, wenn wir, die Teilnehmer, uns durch apostolischen Mut, evangeliumsgemäße Demut und vertrauensvolles Gebet auszeichnen. Der apostolische Mut, der sich weder ängstigt angesichts der Verführungen durch die Welt, die dazu neigen, im Herzen der Menschen das Licht der Wahrheit auszulöschen und durch kleine, schnell vergängliche Lichter zu ersetzen, noch angesichts der Verhärtung einiger Herzen, die trotz aller guten Absichten die Menschen von Gott fernhalten. »Den apostolischen Mut, Leben zu bringen, statt unser christliches Leben zu einem mit Erinnerungen angefüllten Museum werden zu lassen« (Predigt in Santa Marta, 28. April 2015).

Die evangeliumsgemäße Demut, die die eigenen Überzeugungen und Vorurteile zurückzunehmen weiß, um die Brüder im bischöflichen Dienst anzuhören, und die sich von Gott erfüllen lässt. Demut, die uns dazu führt, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, um sie zu verurteilen, sondern ihnen die Hand zu reichen, um sie aufzurichten, ohne sich je überlegen zu fühlen. Das vertrauensvolle Gebet ist das Tun des Herzens, wenn es sich Gott öffnet, wenn wir unsere Stimmungen zum Schweigen bringen, um die sanfte Stimme Gottes zu hören, der in der Stille spricht. Ohne das Hören auf Gott werden all unsere Worte nur »Worte« sein, die nicht sättigen und nichts nützen. Wenn wir uns nicht in all unseren Entscheidungen vom Heiligen Geist leiten lassen, dann werden sie nur »Beiwerk« sein, das das Evangelium bedeckt und versteckt, anstatt es hervorzuheben.

Liebe Brüder, wie ich gesagt habe, ist die Synode kein Parlament, wo man sich auf Verhandlungen, auf die Aushandlung von Absprachen oder Kompromissen stützt, um einen Konsens oder eine gemeinsame Vereinbarung zu erreichen. Die einzige Methode der Synode ist dagegen, sich mit apostolischem Mut, evangeliumsgemäßer Demut und vertrauensvollem Gebet dem Heiligen Geist zu öffnen, damit er es sei, der uns führt, erleuchtet und uns nicht unsere persönlichen Ansichten vor Augen stellt, sondern den Glauben an Gott, die Treue zum Lehramt, das Wohl der Kirche und die »salus animarum«.

Abschließend möchte ich von Herzen dem Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, danken sowie dem Untersekretär Bischof Fabio Fabene, dem Generalrelator Kardinal Peter Erdö und dem Sondersekretär Erzbischof Bruno Forte, den Delegierten Präsidenten, den Schreibkräften, Beratern, Übersetzern und allen, die mit echter Treue und ganzer Hingabe an die Kirche ihre Arbeit getan haben: Herzlichen Dank! Ebenso danke ich euch allen, liebe Synodenväter, Bruderdelegierte, Auditoren, Auditorinnen und Experten für eure aktive und fruchtbare Teilnahme. Einen besonderen Dank möchte ich den anwesenden Journalisten aussprechen, sowie denen, die uns aus der Ferne folgen. Danke für eure leidenschaftliche Teilnahme und eure bewundernswerte Aufmerksamkeit. Wir beginnen unseren Weg mit der Anrufung der Hilfe des Heiligen Geistes und der Fürsprache der Heiligen Familie: Jesus, Maria und der heilige Joseph! Danke!

 



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