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GRUSSADRESSE VON PAPST FRANZISKUS 
AN DIE TEILNEHMER DES WELTKONGRESSES DER PÄPSTLICHEN STIFTUNG
SCHOLAS OCCURRENTES

Neue Synodenhalle
Sonntag, 29. Mai 2016

[Multimedia]


 

(Papst Franziskus)

Danke, dass ihr hier seid. Ich freue mich, euch zu begrüßen, und ich hoffe, dass dies alles nicht sehr langweilig war, dass eine Atmosphäre der Kommunikation geherrscht hat, eine Atmosphäre der Begegnung, die Atmosphäre einer »Brücke«, die uns verbindet und die eine Herausforderung für diese Welt ist, eine Welt, die stets Gefahr läuft, sich zu »atomisieren« und zu trennen.

Und wenn die Völker sich trennen, die Familien sich trennen, die Freunde sich trennen, dann kann man in der Trennung nur Feindseligkeit säen und sogar Hass. Wenn man sich dagegen vereint, dann gibt es soziale Freundschaft, brüderliche Freundschaft. Und es herrscht eine Kultur der Begegnung, die uns verteidigt gegen jede Art von Kultur der Ausgrenzung. Danke dafür und für das, was ihr in dieser Hinsicht tut.

Nach den Fragen der Youtuber sagte der Papst:

Die erste. Ich habe nicht daran gedacht, aufgrund der Verantwortung aufzuhören… Ich will euch etwas anvertrauen: Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich wählen würden. Es war eine Überraschung für mich… Aber in jenem Augenblick hat Gott mir einen Frieden geschenkt, der heute noch anhält. Und das trägt mich voran. Das ist die Gnade, die ich empfangen habe. Andererseits bin ich von Natur aus unbekümmert, und so gehe ich voran.

Schau, eine bessere Welt zu schaffen, ich glaube, das kann man zusammenfassen in den Dingen, von denen wir hier gemeinsam gesprochen haben. Nicht wahr? Das heißt: Jeder Mensch soll in seiner Identität anerkannt werden. Aber es gibt keine Identität, wenn es keine Zugehörigkeit gibt. Bemüht euch, Zugehörigkeit zu gewähren. Jemand von euch hat mich gefragt: Und wenn ein Junge oder ein Mädchen keine Zugehörigkeit hat, wie kann man ihm dann helfen? Biete wenigstens eine virtuelle Zugehörigkeit an, die man aber spüren muss… So wird er oder sie eine Identität haben. Ein Mensch ohne Identität hat keine Zukunft. Deshalb ist es dringend notwendig, Zugehörigkeit irgendeiner Art anzubieten, aber so dass sie spüren, dass sie zu einer Gruppe, zu einer Familie, zu einer Organisation, zu etwas gehören, und das kann ihnen eine Identität verleihen. Identität, Zugehörigkeit.

Noch etwas anderes: die Sprache der Gesten. Uns bemühen, eine Sprache der Gesten zu haben. Manchmal reden wir gerne, und wir reden und reden… Manchmal ist die Sprache der Gesten eine andere. Es reicht nicht, nur zu sprechen. Die Verlockung, »heiße Luft zu verkaufen«, und das funktioniert nicht. Die Sprache der Gesten, die manchmal eine Liebkosung ist, ein Lächeln… Mir hat gefallen, was du gesagt hast: »Dieses Lächeln kann mir niemand nehmen!« Ein Lächeln, das Hoffnung verleiht, in die Augen schauen, Gesten der Anerkennung, der Geduld, der Toleranz, Gesten.

Den Aggressionen Einhalt gebieten, »Bullying«– das Mobbing in der Schule – ist ein aggressives Verhalten, das eine große Grausamkeit verbirgt, und die Welt ist grausam, die Welt ist grausam. Und die Kriege sind Monumente der Grausamkeit.

Eine Schwester aus einem afrikanischen Land, das interne Kriege erlebt, hat mir Fotos geschickt. Ich habe sie hier… Wie weit die Grausamkeit des Krieges geht. Ein Kind niedergemetzelt. Wenn das geschieht [das heißt die Grausamkeit des Krieges], wie sollte es Bullying nicht geben? Es ist dieselbe Grausamkeit gegenüber einem Kind, ein Kind, das dasselbe dann einem anderen antut… Wenn du Grausamkeit säst. Ein am Kopf niedergemetzeltes Kind. Und das ist vergangenen Monat geschehen. Um eine neue Welt, eine bessere Welt aufzubauen, müssen wir alle Arten von Grausamkeit ausmerzen. Und der Krieg ist eine Grausamkeit. Aber diese Art von Krieg ist noch grausamer, weil er seine Wut an Unschuldigen auslässt. Und dann, dem anderen zuhören. Die Fähigkeit des Zuhörens, nicht sofort diskutieren, fragen. Das ist Dialog. Der Dialog ist eine Brücke. Der Dialog ist eine Brücke. Keine Angst haben, einen Dialog zu führen. Hier geht es nicht um San Lorenzo gegen Lanùs, das Fußballspiel von heute Abend, und wir sehen, wer gewinnt. Es geht darum, sich auf Vorschläge zu einigen, um gemeinsam voranzugehen. Im Dialog gewinnen alle, niemand verliert. In der Diskussion gibt es einen, der gewinnt, und der andere verliert, oder beide verlieren. Dialog ist Sanftmut, er ist Fähigkeit, zuzuhören und sich in den anderen hineinzuversetzen, er bedeutet, Brücken zu bauen. Und im Dialog, auch wenn ich eine andere Meinung habe, nicht diskutieren, sondern vielmehr mit Sanftmut überzeugen.

Wie ihr seht, sind dies alles Verhaltensweisen, die in den von euch gestellten Fragen vorkamen. Und Stolz, Hochmut ausmerzen. Denn Stolz und Hochmut nehmen immer ein schlechtes Ende. Hochmut nimmt ein schlechtes Ende. Das heißt auf diese Frage: Wie können wir eine bessere Welt schaffen? würde ich antworten: auf diesem Weg. In unserer Welt ist es notwendig, den Aggressivitätspegel zu senken. Unsere Welt braucht Zärtlichkeit, sie braucht Sanftmut, sie braucht das Zuhören, sie braucht Weggemeinschaft. Andernfalls geschehen heute all diese Dinge, weil diese Haltungen fehlen, die ich genannt habe. Ich weiß nicht, ob ich die Frage beantwortet habe.

Zum Abschluss der Begegnung segnete der Papst die Anwesenden mit den folgenden Worten:

Ich danke euch allen für die Kooperation, die Arbeit und die Geduld. Denken wir an alle Kinder der Welt mit ihren verschiedenen Kulturen, Sprachen, ethnischen Zugehörigkeiten und Religionen. Wir wenden uns mit den Worten des ältesten Segensgebetes an Gott, das in den drei monotheistischen Religionen gültig ist und verwendet wird: Der Herr segne euch und behüte euch. Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig. Der Herr wende euch sein Angesicht zu und schenke euch Heil. Amen. Vielen Dank für alles. Und betet für mich, ich brauche es.



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