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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
IV. Adventssonntag, 18. Dezember 201
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Liebe Brüder und Schwestern!

Am heutigen vierten und letzten Adventssonntag legt uns die Liturgie in diesem Jahr den Bericht von der Verkündigung des Engels an Maria vor. Bei der Betrachtung des wundervollen Bildes der seligen Jungfrau in dem Augenblick, in dem sie die göttliche Botschaft empfängt und ihre Antwort gibt, werden wir innerlich vom Licht der Wahrheit erleuchtet, das stets von neuem aus diesem Geheimnis hervorgeht. Insbesondere möchte ich kurz auf die Bedeutung der Jungfräulichkeit Mariens eingehen, das heißt auf die Tatsache, daß sie Jesus empfangen hat und dabei Jungfrau geblieben ist.

Im Hintergrund des Geschehens von Nazaret steht die Prophezeiung Jesajas. »Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben« (Jes 7,14). Diese alte Verheißung hat sich in der Menschwerdung des Sohnes Gottes überreich erfüllt. Denn die Jungfrau Maria hat nicht nur empfangen, sondern dies geschah durch das Wirken des Heiligen Geistes, das heißt durch das Wirken Gottes selbst. Der Mensch, dessen Leben in ihrem Schoß seinen Anfang nimmt, nimmt das Fleisch von Maria an, doch sein Dasein kommt völlig von Gott her. Er ist ganz Mensch, aus Erde gemacht – um das biblische Bild zu benutzen –, doch er kommt aus der Höhe, vom Himmel. Die Tatsache, daß Maria empfängt und dabei Jungfrau bleibt, ist also von wesentlicher Bedeutung für die Erkenntnis Jesu und für unseren Glauben, da sie bezeugt, daß Gott die Initiative ergriffen hat, und vor allem offenbart sie, wer der Empfangene ist. Das Evangelium merkt dazu an: »Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden« (Lk 1,35). In diesem Sinn gewährleisten sich die Jungfräulichkeit Mariens und die Göttlichkeit Jesu gegenseitig.

Aus diesem Grund ist jene einzige Frage so wichtig, die Maria »sehr erschrocken« an den Engel richtet: »Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?« (Lk 1,34). In ihrer Einfachheit ist Maria äußerst weise: sie zweifelt nicht an der Macht Gottes, sondern will seinen Willen besser verstehen, um sich diesem Willen völlig gleichzugestalten. Das Geheimnis übersteigt Maria unendlich, und dennoch nimmt sie vollkommen den Platz ein, der ihr in dessen Mittelpunkt zugewiesen worden ist. Ihr Herz und ihr Sinn sind ganz demütig, und gerade aufgrund ihrer einzigartigen Demut erwartet Gott das »Ja« dieses Mädchens, um seinen Plan zu verwirklichen. Er achtet ihre Würde und Freiheit. Das »Ja« Mariens schließt Mutterschaft und Jungfräulichkeit ein und erfordert, daß alles in ihr zur Herrlichkeit Gottes gereiche und der Sohn, der aus ihr geboren werden wird, ganz Geschenk der Gnade sein könne.

Liebe Freunde, die Jungfräulichkeit Mariens ist einzigartig und unwiederholbar; doch ihre geistliche Bedeutung geht einen jeden Christen an. Sie ist ihrem Wesen nach an den Glauben gebunden: Wer nämlich zutiefst auf die Liebe Gottes vertraut, nimmt Jesus, sein göttliches Leben, durch das Wirken des Heiligen Geistes in sich auf. Das ist das Geheimnis von Weihnachten! Ich wünsche euch allen, daß ihr es in inniger Freude leben könnt.


Nach dem Angelusgebet

Liebe Brüder und Schwestern, gestern wurden in Madrid 22 Missionare der Oblaten der Makellosen Jungfrau und ein Laie seliggesprochen, die 1936 in Spanien allein aus dem Grund getötet wurden, weil sie eifrige Zeugen des Evangeliums waren. Mit der Freude über ihre Seligsprechung verbindet sich die Hoffnung, daß ihr Opfer noch viele Früchte der Umkehr und der Versöhnung bringe. Ich möchte der Bevölkerung im Süden der Philippinen, die von einem heftigen Tropensturm getroffen wurde, meine Nähe zusichern. Ich bete für die Opfer, darunter sehr viele Kinder, für die obdachlos Gewordenen und für die zahlreichen Vermißten.

... auf französisch: Liebe Brüder und Schwestern französischer Sprache, am heutigen letzten Adventssonntag lädt uns das Evangelium ein, die Jungfrau Maria zu betrachten. Unmittelbar vor dem Weihnachtsfest fragen sich viele, wie der Sohn Gottes, der kommt, um unter uns zu wohnen, würdig empfangen werden kann. Wie Maria wollen wir das Wort hören und empfangen, still werden und Gott in uns leben lassen. Wir wollen uns furchtlos und vertrauensvoll in die Hände unseres Gottes begeben und mit Maria die Worte wiederholen: »Mir geschehe, wie du es gesagt hast!« Der Lärm und die Hektik der Weihnachtsvorbereitungen mögen uns nicht daran hindern, das Wesentliche zu sehen und zu hören: Gott kommt, um sein Volk zu retten! Mit meinem Apostolischen Segen!

… auf englisch: Ich grüße alle englischsprachigen Pilger und Besucher, die zu diesem Angelusgebet gekommen sind. Das Evangelium der heutigen Liturgie erzählt die Verkündigung des Erzengels Gabriel an die Jungfrau Maria, daß sie einen Sohn empfangen und gebären wird, dem sie den Namen Jesus geben soll. Da die unbefleckte Jungfrau Gott zu uns brachte, wollen wir keine Furcht haben, uns von ihr zu Gott bringen zu lassen. In dieser letzten Woche des Advents wollen wir uns noch intensiver darum bemühen, uns auf sein Kommen vorzubereiten. Auf euch und eure Lieben rufe ich den Segen des allmächtigen Gottes herab.

… auf deutsch: Gerne heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Gäste willkommen. Am heutigen vierten Advent hören wir das Evangelium der Verkündigung an Maria, das wir auch im Gebet des Angelus betrachten: »Der Engel brachte Maria die Botschaft «. Wenige Tage vor Weihnachten blicken wir auf die Jungfrau Maria, die Gott dazu erwählt hat, die Mutter des Erlösers zu werden. Das Ja der demütigen Magd steht am Anfang der Menschwerdung. Maria möge uns in unserem Ja zu Gott bestärken, daß auch wir der Botschaft Gottes in unserem Leben Raum geben, daß auch wir bereit sind, den Herrn aufzunehmen und neue Menschen zu werden. Von Herzen wünsche ich euch ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest.

… auf spanisch: Ich grüße voll Zuneigung die Pilger aus dem spanischen Sprachraum. Die Liturgie dieses letzten Adventssonntags, an dem uns nur wenige Tage vom Weihnachtsfest trennen, lädt uns ein, unseren Blick auf die Jungfrau Maria zu richten. Sie helfe uns, unsere geistliche Vorbereitung zu intensivieren, um unser Herz für die Geburt des Sohnes Gottes bereit zu machen. Mit diesen Empfindungen möchte ich auch die Missionare der Oblaten der Makellosen Jungfrau in Erinnerung rufen, die zusammen mit dem Laien Cándido Castán gestern in Madrid seliggesprochen worden sind. Das Zeugnis des Glaubens und der Liebe, das sie durch ihr Martyrium gegeben haben, diene uns als Ansporn und Beispiel, um unser Leben dem Dienst an Gott und an den Brüdern zu widmen. Ich wünsche euch einen gesegneten Sonntag.

… auf polnisch: Herzlich grüße ich nun die Polen. Die Liturgie des letzten Adventssonntags führt uns nach Nazaret, in das Haus der Frau, die Gott erwählt und mit Gnaden erfüllt hat, auf daß sie seinen Sohn gebäre. Wir wollen von Maria das vertrauensvolle Gebet und die Hingabe lernen, um den Willen Gottes zu entdecken und bereit zu sein, ihn zu erfüllen. Durch die Hände der jungfräulichen Mutter komme über euch der reiche Segen des gütigen Gottes.

... auf italienisch: Abschließend richte ich einen herzlichen Gruß an die Pilger italienischer Sprache, besonders an die Gruppen von Gläubigen aus den Bistümern Catania und Caltanisetta, aus Tolentino und Avellino wie auch an die römische Gemeinschaft von »Comunione e Liberazione«: Ich ermutige sie, voll Freude den Weg des Glaubens fortzusetzen und gemäß dem Evangelium Sauerteig in der Gesellschaft zu sein. Ich grüße auch das Jugendorchester der Akademie für Streichinstrumente »Arrigoni« aus San Vito al Tagliamento, dessen jungen Mitgliedern ich alles Gute für ihre künstlerische Ausbildung wünsche. Allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Vorbereitung auf das heilige Weihnachtsfest.

 

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