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BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.
AN KARDINAL STANISŁAW RYŁKO
ANLÄSSLICH DES
X. INTERNATIONALEN JUGENDFORUMS


 
 

An meinen verehrten Bruder
Kardinal Stanislaw Rylko,
Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien

Es freut mich, Sie, die Mitarbeiter des Päpstlichen Rates für die Laien und die Teilnehmer des X. Internationalen Jugendforums begrüßen zu dürfen, das diese Woche in Rocca di Papa abgehalten wird und unter dem Motto »Lieben lernen« steht. Besonders herzlich grüße ich die Jugenddelegierten der Bischofskonferenzen und der verschiedenen internationalen Bewegungen, Vereinigungen und Gemeinschaften aus fünf Kontinenten. Mein Gruß gilt auch den namhaften Referenten, die diese Begegnung mit ihrer Kompetenz und Erfahrung bereichern.

»Lieben lernen«: Es freut mich, daß Ihr Gelegenheit habt, dieses für den Glauben und das christliche Leben so zentrale Thema gemeinsam zu vertiefen. Wie Ihr wißt, ist der Ausgangspunkt jeder Reflexion über die Liebe das Geheimnis Gottes. Deus caritas est: das ist nicht umsonst die Mitte der christlichen Offenbarung. In seiner Passion, in der vollkommenen Hingabe seiner selbst, hat uns Christus das Antlitz Gottes gezeigt, das Liebe ist.

Die Betrachtung des Geheimnisses der Dreifaltigkeit läßt uns in dieses Geheimnis der ewigen Liebe eintreten, das von grundlegender Bedeutung für uns ist. Schließlich lesen wir schon auf den ersten Seiten der Bibel: »Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn: Als Mann und Frau schuf er sie« (Gen 1, 27). Schon allein der Umstand, daß Gott die Liebe und der Mensch sein Abbild ist, läßt uns die tiefgreifende Identität der menschlichen Person und ihre Berufung zur Liebe erfassen. Der Mensch ist dafür gemacht, zu lieben; er kann sich erst dann verwirklichen, wenn er für die Liebe lebt. Nach langer Suche hat die hl. Therese vom Kinde Jesus erkannt, was der Sinn ihres Lebens ist: »Meine Berufung ist die Liebe!« (Manuskript B, Blatt 3).

Den hier anwesenden Jugendlichen lege ich ans Herz, mit aller Kraft nach der Erkenntnis ihrer Berufung zur Liebe zu streben, als Personen und als Getaufte. Darin liegt der Schlüssel unseres Daseins. Mögen die jungen Menschen all ihre Energie darauf verwenden, diesem Ziel Tag für Tag ein Stück näher zu kommen, gestützt vom Wort Gottes und von den Sakramenten der Buße und der Eucharistie.

Die Art unserer Berufung zur Liebe hängt von der Lebensform ab, für die wir uns entschieden haben. In diesem Priesterjahr möchte ich an die Worte des heiligen Pfarrers von Ars erinnern: »Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu«. Die Priester stellen ihr Leben in den Dienst der Nachfolge Jesu, damit die Gläubigen aus der Liebe Christi leben können. Von Gott dazu berufen, sich ihm bedingungslos zu schenken, sind die dem Zölibat verpflichteten Personen geweihten Lebens auch ein beredtes Zeichen für die Liebe Gottes zur Welt und für die Berufung, Gott mehr zu lieben als alles andere.

Ich möchte den Jugenddelegierten aber auch ans Herz legen, die Größe und Schönheit der Ehe zu entdecken. Der Bund zwischen Mann und Frau spiegelt die göttliche Liebe auf besondere Weise wider, was dem Eheband auch eine so große Würde verleiht. Durch das Sakrament der Ehe werden die Ehepartner von Gott verbunden und legen durch ihren Bund Zeugnis ab für die Liebe Christi, der sein Leben hingegeben hat für das Heil der Welt. In einem kulturellen Umfeld, das die Ehe als eine Art »Zeitvertrag« ansieht, den man auch brechen kann, ist es von großer Wichtigkeit, die wahre Liebe als Treue, als definitive Selbsthingabe zu verstehen. Da Christus die Liebe der christlichen Eheleute heiligt und sich mit ihnen gemeinsam verpflichtet, ist diese Treue nicht nur möglich, sondern auch der Weg, der zu einer immer größeren Liebe führt. Auf diese Weise lernen Mann und Frau, in der Ehe und im Familienleben so zu lieben wie Christus liebt. Um dieser Berufung Folge leisten zu können, bedarf es einer ernstzunehmenden Bildung, und in genau diese Perspektive stellt sich unser Jugendforum.

Diese Tage des Reifens durch die Begegnung, das Hören der Vorträge und das gemeinsame Gebet sollen alle Jugenddelegierten dazu anspornen, bei ihren Altersgenossen Zeugnis abzulegen für das, was sie gehört und gesehen haben. Es ist eine große Verantwortung, die die Jugendlichen – wie die Kirche hofft – auch zu tragen bereit sind. Sie spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Evangelisierung der jungen Menschen in ihren Heimatländern, damit auch sie freudvoll dem Gebot Christi Folge leisten können: »Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe« (Joh 15, 12).

Ich fordere die Jugendlichen auf, auch weiter den Weg der Liebe in der Nachfolge Christi zu beschreiten und lade sie ein, am kommenden Palmsonntag zur Feier des XXV. Weltjugendtages auf den Petersplatz zu kommen.

Das Thema unserer diesjährigen Reflexion lautet: »Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?« (Mk 10, 17). Die Antwort Jesu auf diese Frage des reichen jungen Mannes war ein Blick der Liebe und die Aufforderung zur vollkommenen Selbsthingabe aus Liebe zu Gott. Möge diese Begegnung dazu beitragen, daß jeder der hier anwesenden Delegierten dem Ruf des Herrn großzügig Folge leistet und seine Gaben auch zu schätzen weiß!

In diesem Sinne versichere ich alle jungen Menschen meines Gebetes und erteile Ihnen, verehrter Bruder im Bischofsamt, und allen Teilnehmern des Internationalen Forums meinen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 20. März 2010

 

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