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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN
MOUKHTAR WAWA DAHAB,
NEUER BOTSCHAFTER DES TSCHAD*

Clementina-Saal
Donnerstag, 18. Mai 2006


 

Herr Botschafter!

Ich freue mich, Eure Exzellenz willkommen zu heißen anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Tschad beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden.

Ihre freundlichen Worten nehme ich gerne entgegen, und ich danke Ihnen für die herzlichen Grüße, die Sie mir von seiten Seiner Exzellenz, Staatspräsident Idriss Déby Itno, sowie von seiten der Regierung des Tschad und des tschadischen Volkes übermittelt haben. Im Gegenzug dazu bitte ich Sie, Seiner Exzellenz, dem Staatspräsidenten, meine besten Wünsche des Segens und des Wohlergehens zuzusichern, die ich für ihn persönlich und für alle Tschader ausspreche, und ich bitte den Allmächtigen, Ihre Nation in Frieden und Eintracht zu bewahren.

Wie Sie, Herr Botschafter, hervorgehoben haben, ist Ihr Land um eine Konsolidierung des Demokratisierungsprozesses bemüht. Es handelt sich dabei um ein langwieriges Unterfangen, das von allen die Annahme bestimmter Werte erfordert: die Würde jeder menschlichen Person, die Achtung der Menschenrechte, die Anerkennung des Gemeinwohls als Ziel und maßgebendes Kriterium des politischen und sozialen Lebens (vgl. Kompendium der Soziallehre der Kirche, 407).

Denn die menschliche Person muß im Mittelpunkt des gesamten sozialen Lebens stehen. Die staatlichen Verantwortungsträger und alle zivilen Obrigkeiten haben den Auftrag, den Bürgern zu dienen, indem sie das anstreben und umsetzen, was zu einer guten Fortentwicklung der Gesellschaft nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit beitragen kann. Ganz wesentlich ist es außerdem, den durch Ausbeutung der natürlichen Ressourcen entstandenen Reichtum mit immer größerer Transparenz zu verwalten, damit er wirklich für die ganzheitliche und solidarische Entwicklung der Bevölkerung und für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen verwendet wird.

Bei der Darlegung der schwierigen Situation, in der sich Ihr Land gegenwärtig befindet, äußerten Sie, Herr Botschafter, den Wunsch nach der endgültigen Errichtung eines wirklichen Friedens. Das Streben nach Frieden ist tief im Herzen eines jeden Menschen vorhanden. Es ist daher unerläßlich, daß alle sich verpflichtet fühlen, einen echten und dauerhaften Frieden auf soliden und gerechten Grundlagen zu verwirklichen.

Wesentlich sind in dieser Hinsicht der Dialog und die Verständigung zwischen allen betroffenen Parteien. Dialog und Verständigung fördern das Gemeinwohl der Nation, da sie den Rückgriff auf Waffengewalt zur Überwindung von Differenzen, die niemals gewaltsam geregelt werden können, vermeiden.

Der Dialog ist nämlich ein Akt des Vertrauens in jeden Menschen, der die Fähigkeit zur Überwindung von Spaltungen in sich trägt; wenn es keinen Dialog gibt, ist der Friede immer bedroht.

Was die katholische Kirche betrifft, so ist sie sich bewußt, daß der Einsatz zum Aufbau von Frieden und Gerechtigkeit zur Sendung gehört, die sie von ihrem Gründer erhalten hat, und sie trägt mit den ihr eigenen Mitteln zur Errichtung und Festigung des Friedens in den Gesellschaften und unter den Völkern bei. Für sie ist wahrer Friede nur durch den Dialog möglich, der auf Vergebung und Versöhnung sowie auf die Achtung der Rechte eines jeden Menschen gegründet ist.

Sie ist jedoch auch davon überzeugt, daß dies die Notwendigkeit einschließt, die Anforderungen der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu berücksichtigen, die Voraussetzungen für eine echte Versöhnung sind.

Ich wünsche daher sehr, daß in Ihrem Land, Herr Botschafter, durch einen echten Dialog zwischen den betroffenen Parteien alle Gewaltakte aufhören und die Zeit der Versöhnung kommen möge, damit alle Tschader in Frieden leben und miteinander eine immer brüderlichere und solidarischere Gesellschaft aufbauen können.

Um dahin zu gelangen, wünsche ich auch, daß alle Regierenden der Region für das Wohl ihrer Völker den festen und überzeugten Entschluß zum Frieden und zur Gerechtigkeit in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellen und untereinander Beziehungen guter Nachbarschaft und Solidarität fördern mögen.

Bei diesem feierlichen Anlaß möchte ich durch Sie, Herr Botschafter, auch die katholische Gemeinschaft des Tschad grüßen, in Wertschätzung der Aufmerksamkeit, die Sie ihrer geistlichen Sendung und ihrem Wirken innerhalb der Gesellschaft entgegenbringen. Zusammen mit ihren Bischöfen gibt sie ein hochherziges Zeugnis von der Liebe, die die Jünger Christi für alle Menschen haben sollen. Ich fordere sie auf, um ihre Hirten vereint zu bleiben und eifrig an der Versöhnung und am Frieden zu arbeiten.

Jetzt, da Sie Ihre Sendung beim Heiligen Stuhl beginnen, spreche ich Ihnen meine besten Wünsche für eine gute Erfüllung Ihrer Aufgabe aus. Seien Sie versichert, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets das aufmerksame Entgegenkommen und das freundliche Verständnis finden werden, dessen Sie bedürfen. Von ganzem Herzen rufe ich auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Mitarbeiter und Ihre Familie sowie auf das tschadische Volk und seine Regierenden die Fülle des göttlichen Segens herab.


*L'Osservatore Romano n. 32-33 p. 8.

 

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