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GRUSSWORTE AN DIE STUDENTEN DER RÖMISCHEN UNIVERSITÄTEN

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Petersdom
Donnerstag, 13. Dezember 2007

 

Liebe Freunde!

Ich freue mich sehr, euch bei dieser traditionellen Begegnung vor dem Fest der Geburt Christi so zahlreich anzutreffen. Ich grüße Kardinal Camillo Ruini und danke ihm; er hat die Eucharistie zusammen mit den Studentenseelsorgern gefeiert, die ich herzlich grüße. Ich grüße die Autoritäten, an erster Stelle den Minister für die Universität sowie die Rektoren, die Professoren und alle Studenten. Ich danke dem Rektor der Universität »Campus-biomedico« und der Studentin der juristischen Fakultät Roma TRE, die im Namen von euch allen liebevolle Worte und Wünsche an mich gerichtet haben. Ich erwidere diese Empfindungen von Herzen und wünsche jedem und jeder einzelnen frohe und gesegnete Weihnachten. Einen besonderen Gruß möchte ich an die Jugendlichen der albanischen Delegation richten, die die Marienikone »Sedes Sapientiae« nach Rom zurückgebracht haben, sowie an die Jugendlichen der Delegation aus Rumänien, die das Marienbild heute abend in Empfang nehmen, damit es »Pilgerin« des Friedens und der Hoffnung in ihrem Land werde.

Liebe junge Universitätsstudenten, erlaubt mir, daß ich bei dieser so familiären Begegnung eure Aufmerksamkeit auf zwei kurze Reflexionen lenke. Die erste betrifft eure geistliche Bildung. Die Diözese Rom wollte der Vorbereitung der Universitätsstudenten auf die heilige Firmung mehr Gewicht verleihen. Eure Wallfahrt nach Assisi am vergangenen 10. November war der Augenblick des »Rufes«, und heute abend kam die »Antwort«. Denn rund 150 Jugendliche unter euch wurden als Kandidaten für das Sakrament der Firmung vorgestellt, das sie in der nächsten Pfingstvigil empfangen werden. Es handelt sich um eine sehr bedeutsame Initiative, die sich gut in den Weg der Vorbereitung auf den Weltjugendtag einreiht, der in Sydney im Juli 2008 stattfinden wird.

Den Kandidaten für das Sakrament der Firmung und euch allen, liebe junge Freunde, möchte ich sagen: Richtet den Blick auf die Jungfrau Maria, und lernt aus ihrem Ja auch euer Ja zu dem Ruf Gottes zu sagen. Der Heilige Geist tritt in dem Maß in unser Leben ein, in dem wir ihm durch unser Ja das Herz öffnen. Je stärker das Ja ist, um so vollkommener ist das Geschenk seiner Gegenwart. Zum besseren Verständnis können wir auf eine ganz einfache Wirklichkeit Bezug nehmen: auf das Licht. Wenn die Fensterläden fest geschlossen sind, kann die Sonne, obwohl sie scheint, das Haus nicht erleuchten. Wenn ein kleiner Spalt offen ist, tritt ein Lichtstrahl ein; wenn man den Fensterladen ein bißchen weiter öffnet, wird es im Zimmer heller; aber erst wenn alles vollständig offen ist, können die Sonnenstrahlen den Raum erhellen und erwärmen. Liebe Freunde! Maria wird vom Engel begrüßt als »voll der Gnade«, was genau das bedeutet: Ihr Herz und ihr Leben sind ganz offen für Gott und deshalb vollständig von seiner Gnade erfüllt. Sie möge euch helfen, daß ihr aus euch selbst ein freies und vollendetes Ja zu Gott machen könnt, damit ihr vom Licht und von der Freude des Heiligen Geistes erneuert, ja verwandelt werdet.

Die zweite Reflexion, die ich euch anbieten möchte, betrifft die jüngste Enzyklika über die christliche Hoffnung, die – wie ihr wißt – den Titel trägt: Spe salvi, »auf Hoffnung hin sind wir gerettet«, ein Wort aus dem Brief des hl. Paulus an die Römer (8,24). Ich übergebe sie euch im Geiste, liebe Universitätsstudenten von Rom, und durch euch der ganzen Welt der Universität, der Schule, der Kultur, der Bildung und Erziehung. Paßt das Thema Hoffnung nicht besonders zu den Jugendlichen? Ich schlage euch insbesondere vor, den Teil der Enzyklika, in dem ich über die Hoffnung in der heutigen Zeit schreibe, auch in Gruppenarbeit zum Gegenstand eures Nachdenkens und eurer Auseinandersetzung zu machen. Im 18. Jahrhundert hat Europa eine wahre epochale Wende erlebt, und seitdem hat sich immer mehr eine Denkart gefestigt, nach der der menschliche Fortschritt nur das Werk der Wissenschaft und der Technik ist, während in den Bereich des Glaubens nur das Heil der Seele falle, ein rein individuelles Heil. Die zwei großen Ideen-Kräfte des modernen Denkens, die Vernunft und die Freiheit, haben sich gleichsam von Gott losgelöst, um unabhängig zu werden und zum Aufbau des »Reiches des Menschen« beizutragen, das dem Reich Gottes praktisch entgegengesetzt ist. So verbreitet sich eine materialistische Auffassung, die von der Hoffnung genährt wird, daß durch die Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Strukturen endlich eine gerechte Gesellschaft ins Leben gerufen wird, in der Frieden, Freiheit und Gleichheit herrschen. Dieser Prozeß, dem es nicht an gewissen Werten und geschichtlichen Gründen fehlt, enthält jedoch einen grundlegenden Irrtum: Denn der Mensch ist nicht nur das Produkt bestimmter wirtschaftlicher oder sozialer Bedingungen; der technische Fortschritt fällt nicht notwendig mit dem moralischen Wachstum der Menschen zusammen; im Gegenteil, ohne ethische Grundsätze können die Wissenschaft, die Technik und die Politik – wie es schon geschehen ist und leider immer noch geschieht – nicht nur zum Wohl, sondern auch zum Schaden des einzelnen und der Menschheit genutzt werden.

Liebe Freunde, es handelt sich um sehr aktuelle Themenkreise, die euch zum Nachdenken anregen und die positive Auseinandersetzung sowie die schon bestehende Zusammenarbeit zwischen allen staatlichen, privaten und päpstlichen Universitäten begünstigen. Die Stadt Rom möge weiter ein bevorzugter Ort für das Studium und die kulturelle Vertiefung sein, wie es beim europäischen Treffen von über 3000 Hochschullehrern im Juni dieses Jahres geschehen ist. Rom soll auch Vorbild der Gastfreundschaft für die ausländischen Studenten sein. Und es freut mich, hier die Delegationen der Universitäten aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten begrüßen zu können. Das Licht Christi, das wir auf die Fürsprache Mariens, des Sterns der Hoffnung, und der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Lucia erbitten, deren Gedenktag wir heute feiern, erhelle immer euer Leben. Mit dieser Erwartung wünsche ich euch und euren Angehörigen von Herzen eine gnadenreiche und friedvolle Weihnacht, während ich allen von Herzen den Apostolischen Segen erteile.

 

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