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APOSTOLISCHE REISE
VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH KAMERUN UND ANGOLA
(17.-23. MÄRZ 2009)

BEGEGNUNG MIT DEN BISCHÖFEN VON ANGOLA UND SÃO TOMÉ 

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Kapelle der Apostolischen Nuntiatur - Luanda
Freitag, 20. März 2009

 

Herr Kardinal,
liebe Bischöfe von Angola und São Tomé!

Es ist mir eine große Freude, euch an diesem Sitz treffen zu können, den Angola dem Nachfolger Petri – für gewöhnlich in der Person seines Vertreters – vorbehalten hat. Dieser Ort ist sichtbares Zeichen für die Bande, die eure Völker mit der katholischen Kirche verbinden, die sich seit über fünfhundert Jahren darüber freut, euch zu ihren Kindern zählen zu können. Unser einmütiger und inniger Lobpreis soll zu Gottvater aufsteigen, der durch das Wirken und die Gnade des Heiligen Geistes nicht aufhören möge, den mystischen Leib seines Sohnes mit den für Angola und São Tomé charakteristischen Zügen hervorzubringen, ohne deshalb die jüdischen, römischen, portugiesischen und viele andere, schon früher angeeignete Charaktermerkmale zu verleugnen, »denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid […], seid ›einer‹ in Christus Jesus« (Gal 3,27.28). Um dieses Werk der Hervorbringung des ganzen Christus durch den Glauben und die Taufe heute weiter voranzubringen, hat es dem guten Gott gefallen, mich und euch, liebe Brüder, daran teilhaben zu lassen; man braucht sich also nicht zu wundern, daß die Geburtswehen bei uns so lange zu spüren sind, bis Christus im Herzen eures Volkes vollkommen Gestalt angenommen hat (vgl. Gal 4,10). Gott wird euch für eure apostolische Arbeit belohnen, die ihr unter schwierigen Bedingungen, sowohl während des Krieges wie derzeit inmitten so vieler Einschränkungen, erbracht habt; auf diese Weise tragt ihr dazu bei, der Kirche in Angola und São Tomé und Príncipe jene Dynamik zu verleihen, die alle dankbar anerkennen.

Im Bewußtsein des Amtes, zu dessen Erfüllung im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft ich berufen bin, bitte ich euch: Macht euch zu Übermittlern meiner ständigen Sorge um eure Gemeinschaften, die ich in der Person jedes einzelnen Mitglieds dieser Bischofskonferenz mit aufrichtiger Liebe grüße! Einen besonderen Gruß richte ich an euren Vorsitzenden, Erzbischof Damião Franklin, dem ich für die in eurem Namen an mich gerichteten Begrüßungsworte danke; er hat darin eure Bemühungen um gewissenhafte Unterscheidung und einen daraus folgenden einheitlichen Plan dargelegt, der in euren Diözesangemeinschaften verwirklicht werden soll, um die Brüder »für den Aufbau des Leibes Christi zu rüsten […], damit wir alle zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen« (Eph 4,12.13.). Denn gegen einen verbreiteten Relativismus, der nichts als endgültig anerkennt und dazu neigt, das eigene Ich und seine Launen zum letzten Maßstab zu machen, setzen wir einen anderen Maßstab entgegen: den Sohn Gottes, der auch wahrer Mensch ist. Er ist der Maßstab des wahren Humanismus. Ein Christ mit einem mündigen und reifen Glauben ist nicht jemand, der den Modeströmungen und letzten Neuigkeiten folgt, sondern jemand, der tiefverwurzelt in der Freundschaft Christi lebt. Diese Freundschaft öffnet uns für alles Gute und bietet uns das Kriterium, um zwischen Irrtum und Wahrheit zu unterscheiden.

Für die Zukunft des Glaubens und für die gesamte Ausrichtung des Lebens des Landes ist mit Sicherheit der Bereich der Kultur entscheidend, in dem die Kirche angesehene akademische Einrichtungen besitzt. Für sie sollte es eine Ehrensache sein, zu erreichen, daß in der Kulturdebatte der Nation die Stimme der Katholiken immer präsent ist. Dadurch sollen die Möglichkeiten erweitert werden, die vielen Fragen, die in den verschiedenen Wissenschafts- und Lebensbereichen auftauchen, im Lichte des Glaubens vernünftig zu behandeln. Außerdem werden heutzutage die Kultur und die Verhaltensvorbilder zunehmend bestimmt und geprägt von den Bildern, die die Kommunikationsmitteln anbieten; lobenswert ist deshalb jedes Bemühen eurerseits, auch in diesem Bereich eine Kommunikationsfähigkeit zu besitzen, um allen eine christliche Interpretation der Ereignisse, der Probleme und der menschlichen Wirklichkeiten bieten zu können.

Eine dieser menschlichen Realitäten, die heute vielen Schwierigkeiten und Bedrohungen ausgesetzt ist, ist die Familie, die es besonders nötig hat, evangelisiert und konkret unterstützt zu werden, da zu der inneren Zerbrechlichkeit und Instabilität vieler Ehen die in Gesellschaft und Kultur verbreitete Tendenz hinzukommt, den einzigartigen Charakter und den eigentlichen Auftrag der auf die Ehe gegründeten Familie in Abrede zu stellen. Laßt in eurer Hirtensorge gegenüber jedem Menschen nicht darin nach, zur Verteidigung der Heiligkeit des menschlichen Lebens und des Wertes der Institution der Ehe und für die Förderung der Rolle der Familie in Kirche und Gesellschaft eure Stimme zu erheben, indem ihr wirtschaftliche und gesetzliche Maßnahmen fordert, die die Eltern in ihrer Entscheidung für Kinder und bei deren Erziehung unterstützen.

Ich freue mich, daß es in euren Ländern so viele glaubensbegeisterte Gemeinschaften mit einem engagierten Laientum gibt, das sich zahlreichen Werken des Apostolats widmet, sowie eine beachtliche Zahl von Berufungen zum Priesteramt und zum Ordensleben, besonders zu kontemplativen Orden. Sie stellen ein echtes Hoffnungszeichen für die Zukunft dar. Während euer Klerus zunehmend aus dem eigenen Land kommt, möchte ich der geduldigen und unerschrockenen Arbeit, die von den Missionaren vollbracht wurde, um Christus und sein Evangelium zu verkünden und die christlichen Gemeinden entstehen zu lassen, für die ihr heute Verantwortung tragt, meine Anerkennung aussprechen. Ich fordere euch auf, eure Priester aus der Nähe zu begleiten, indem ihr euch um ihre ständige theologische und geistliche Weiterbildung kümmert, auf ihre Lebensbedingungen und die Ausübung ihrer Mission achtet, damit sie glaubwürdige Zeugen des Wortes, das sie verkünden, und der Sakramente, die sie feiern, sind. Mögen sie in der Selbsthingabe an Christus und an das Volk, dessen Hirten sie sind, den Anforderungen ihres Standes treu bleiben und ihr Priesteramt als einen echten Weg der Heiligkeit leben, indem sie sich bemühen, heilig zu werden, um in ihrer Umgebung neue Heilige zu wecken.

Verehrte Brüder, indem ich mich eurem Gebetsgedenken beim Herrn anvertraue, versichere ich euch meinerseits eines besonderen Gebets an Ihn, der der wahre Bräutigam der Kirche ist, die von ihm geliebt, beschützt und genährt wird: der eingeborene Sohn des lebendigen Gottes, Jesus Christus unser Herr. Er unterstütze mit seiner Gnade eure pastoralen Anstrengungen, damit sie nach dem Vorbild und unter dem Schutz des Unbefleckten Herzens der jungfräulichen Mutter fruchtbar werden. Mit diesen Empfindungen erteile ich einem jeden von euch, euren Priestern, den Personen des geweihten Lebens, den Seminaristen, den Katechisten und allen gläubigen Laien, Gliedern der Herde, die Gott euch anvertraut hat, meinen Segen.

 

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