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ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN HERRN FERNANDO FELIPE SÁNCHEZ CAMPOS,  
NEUER BOTSCHAFTER COSTA RICAS BEIM HEILIGEN STUHL

Freitag, 3. Dezember 2010

 

Herr Botschafter,

1. Während ich das Beglaubigungsschreiben entgegennehme, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Costa Ricas beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, danke ich Ihnen sehr für Ihre herzlichen Worte sowie für den freundlichen Gruß, den Sie mir im Namen der Präsidentin der Republik, Frau Dr. Laura Chincilla Miranda, überbracht haben. Ich erwidere ihn mit Freude und mit den besten Wünschen, damit sie einen fruchtbaren Dienst an der Spitze dieser geliebten Nation erfüllen kann, die dem Apostolischen Stuhl durch enge und herzliche Beziehungen sowie durch die besondere Verehrung der Costaricaner für den Nachfolger Petri so sehr verbunden ist.

2. Ihre Anwesenheit, Exzellenz, bei diesem feierlichen Akt, läßt in meinem Herzen die Gefühle von Zuneigung und Wohlwollen gegenüber dem geliebten costaricanischen Volk wieder aufleben, das am vergangenen 2. August mit großer Freude der Auffindung des Gnadenbildes seiner Schutzpatronin »Nuestra Señora de los Ángeles« vor 375 Jahren gedacht hat. Während ich mich seiner Danksagung an den Allmächtigen aus einem so glücklichen Anlaß anschließe, zweifle ich nicht daran, daß das jetzt begangene Jubiläumsjahr reiche Früchte christlichen Lebens hervorbringen wird, da es auch eine einzigartige Gelegenheit ist, der Jungfrau für die empfangenen Gnaden zu danken und ein Bittgebet für alle Bedürftigen dieses edlen Landes einzulegen, das unter dem Schutz der Gottesmutter weiter auf den Wegen des gegenseitigen Verständnisses und der Eintracht in einem Klima echter Brüderlichkeit und vorsorgender Solidarität vorangehen möchte.

3. Anders könnte es in Ihrer Heimat nicht sein, die das besondere Interesse des Heiligen Stuhls verdient, wo die Schönheit in Gebirgen und Ebenen, in Fluß und Meer, Brise und Wind zutage tritt, die einem gastfreundlichen Volk, das auf seine Traditionen stolz ist, Auftrieb geben; ein Volk, das vor Jahrhunderten das Samenkorn des Evangeliums empfangen hat und es keimen und kräftig aufgehen sah in unzähligen Initiativen in den Bereichen Erziehung, Gesundheitswesen und menschlicher Förderung. Deshalb wissen die Söhne und Töchter Ihrer Heimat sehr wohl, daß der Mensch bei Christus, dem Sohn Gottes, immer die Kraft finden kann, um gegen Armut, häusliche Gewalt, Arbeitslosigkeit und Korruption dadurch anzukämpfen, daß er die soziale Gerechtigkeit, das Gemeinwohl und den ganzheitlichen Fortschritt der Menschen sucht. Niemand darf sich von der Erreichung dieser hohen Ziele ausgeschlossen fühlen. In diesem Zusammenhang muß die Obrigkeit als erste danach suchen, was für alle von Nutzen ist, indem sie vornehmlich als eine moralische Kraft handelt, welche die Freiheit und das Verantwortungsbewußtsein jedes einzelnen zu stärken vermag. Und das alles, ohne die fundamentalen Werte, angefangen beim sicheren Schutz des menschlichen Lebens, zu schmälern, welche dem Menschen seine unverletzliche Würde geben. In diesem Zusammenhang freue ich mich, daran zu erinnern, daß gerade in Ihrem Land der Vertrag von San José unterzeichnet worden ist, in dem der Wert des menschlichen Lebens von seiner Empfängnis an ausdrücklich anerkannt wird. Es ist also zu wünschen, daß Costa Rica nicht die Rechte des Ungeborenen durch Gesetze verletzt, die die Befruchtung im Reagenzglas und die Abtreibung legitimieren.       

4. Vor kurzem ist der Wunsch aufgetaucht, den zurückgelegten weiten Weg wechselseitiger Zusammenarbeit, gesunder Unabhängigkeit und gegenseitigen Respekts zwischen dem Heiligen Stuhl und Costa Rica in ein neues und feierliches Rechtsabkommen einzubringen und so die in Ihrer Heimat zwischen der Kirche und dem Staat bestehenden positiven Beziehungen noch weiter zu stärken. Themen von gemeinsamem Interesse zu konkretisieren, indem man die Rechte und Verpflichtungen der unterzeichnenden Seiten im einzelnen festlegt, soll dazu dienen, ihre schon traditionelle und fruchtbare Verständigung im Hinblick auf das größere Gut des religiösen und bürgerlichen Lebens der Nation und zum Wohl jener Menschen, denen diese Sorgen gelten, weiterhin zu gewährleisten.

5. Anläßlich dieser Begegnung möchte ich Ihnen, Herr Botschafter, versichern, daß ich in diesen Tagen in besonderer Weise im Gebet an Costa Rica gedacht habe wegen der schmerzlichen Folgen der sintflutartigen Regengüsse, die das Land schwer getroffen haben. Ich habe Gott auch darum gebeten, daß Ihre Heimat nicht die Wege aufgeben möge, die sie in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu einem Bezugspunkt für den Frieden machen. Dazu ist es wichtig, daß alle, die seine Geschicke leiten, nicht darin nachlassen, die Straffreiheit, die Jugendkriminalität, die Kinderarbeit, die Ungerechtigkeit und den Drogenhandel mit aller Bestimmtheit abzulehnen, während sie gleichzeitig wichtige Maßnahmen für die zivile Sicherheit, die angemessene Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen, die gebührende Aufmerksamkeit für die Strafgefangenen, die wirksame Gesundheitsfürsorge für alle, besonders für bedürftige und alte Menschen, sowie auch Programme fördern, die der Bevölkerung erlauben, eine annehmbare Wohnung und einen würdigen Arbeitsplatz zu erhalten.

Grundlegend ist außerdem, die jungen Generationen davon zu überzeugen, daß Konflikte nicht mit bloßer Gewalt überwunden werden, sondern dadurch, daß sich die Herzen zum Guten und zur Wahrheit bekehren, der Armut und dem Analphabetismus ein Ende bereitet wird, der Rechtsstaat gestärkt und die Unabhängigkeit und Wirksamkeit der Gerichte gefestigt wird. Zu dieser Horizonterweiterung wird in hohem Maße die Stärkung jenes unverzichtbaren Grundpfeilers in der Gesellschaft beitragen, den die Stabilität und Einigkeit der Familie darstellt, jener Einrichtung, die vielleicht mehr als jede andere dem Angriff der umfassenden und raschen Veränderungen der Gesellschaft und der Kultur ausgesetzt ist und die trotzdem ihre wahre Identität nicht verlieren kann, da sie dazu berufen ist, Pflanzstätte menschlicher und christlicher Tugenden zu sein, wo die Kinder von ihren Eltern auf natürliche Weise lernen können, einander zu achten und zu verstehen und als Personen zu gläubigen und vorbildlichen Bürgern heranzureifen. Daher wird nichts von dem, was die auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründete Familie fördert, schützt und unterstützt, vergebens sein. In diesem Sinn wird die Kirche nicht müde werden, in besonderer Weise die jungen Menschen zu ermutigen, damit sie die Schönheit und Großartigkeit entdecken, die darin liegt, sich treu und hochherzig zur ehelichen Liebe und zur Weitergabe des Lebens zu bekennen. Förderung von Umweltschutz

6. Die Verteidigung des Friedens soll auch durch den Schutz der Umwelt gefördert werden, denn diese beiden Wirklichkeiten sind eng miteinander verknüpft. In diesem Zusammenhang hat sich Costa Rica, Vorreiterin der Freundschaft und guten Verständigung zwischen den Nationen, auch durch den Umweltschutz und durch das Bemühen um ein Gleichgewicht zwischen der menschlichen Entwicklung und der Bewahrung der Ressourcen ausgezeichnet. Das schließt ein gemeinsames und verantwortungsvolles Nachdenken über dieses so wichtige Thema ein, um »jenen Bund zwischen Mensch und Umwelt zu stärken, der ein Spiegel der Schöpferliebe Gottes sein soll, des Gottes, in dem wir unseren Ursprung haben und zu dem wir unterwegs sind« (Botschaft zum Weltfriedenstag 2008, Nr. 7; O.R. dt., Nr. 51/52, 21.12.2007, S. 14). Zu diesem Zweck ermutige ich alle Costaricaner, all das weiter zu fördern, was unter Vermeidung falscher und kurzsichtiger Interessen bei einem so wichtigen Thema eine echte menschliche Entwicklung im Einklang mit der Schöpfung fördert.

7. Abschließend möchte ich Ihnen, Herr Botschafter, meine besten Wünsche für das Amt aussprechen, das Sie heute antreten. Seien Sie sicher, daß Sie bei dessen Erfüllung stets von seiten meiner Mitarbeiter die Hilfe finden werden, die Sie benötigen. Mit diesen Empfindungen stelle ich die Autoritäten und das geliebte costaricanische Volk unter den Schutz der Muttergottes »Nuestra Señora de los Ángeles«, die in Ihrem Land und in ganz Mittelamerika sehr verehrt wird, und erbitte von ihr auch, mit ihrer mütterlichen Liebe allen Söhnen und Töchtern Ihrer Heimat beizustehen, damit sie, gestützt auf ihr reiches geistliches Erbe, zu einer immer größeren Solidarität unter den einzelnen Menschen und zwischen den Völkern beitragen können.

Als Unterpfand reicher göttlicher Gaben erteile ich Ihnen, Exzellenz, und Ihrer Familie sowie auch dem Personal dieser diplomatischen Vertretung den Apostolischen Segen.

 

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