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APOSTOLISCHE REISE NACH BENIN
18.-20. NOVEMBER 2011

BEGEGENUNG MIT DEN BISCHÖFEN BENINS

ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

Cotonou
Samstag, 19. November 2011

[Video]

  

Meine Herren Kardinäle,
lieber Herr Erzbischof Ganyé, Präsident der Bischofskonferenz von Benin,
liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

Es ist mir eine große Freude, Euch alle gemeinsam an diesem Abend zu treffen, die Ihr die Hirten der katholischen Kirche in Benin seid. Ich danke dem Präsidenten Eurer Bischofskonferenz, Erzbischof Antoine Ganyé von Cotonou, für die brüderlichen Worte, die er soeben in Eurem Namen gesprochen hat. Mit Euch freue ich mich, dem Herrn in dem Moment danken zu können, da Ihr den 150. Jahrestag der Anfänge der Evangelisierung Eures Landes feiert. In der Tat geschah es am 18. April 1861, daß die ersten Missionare der Gesellschaft der Afrikamission in Ouidah an Land gingen und damit ein neues Kapitel der Verkündigung des Evangeliums in Westafrika begannen. Allen Missionaren, Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Laien – aus anderen Ländern stammend oder hier gebürtig –, die von damals bis heute einander gefolgt sind, ist die Kirche besonders dankbar. Sie haben großherzig ihr Leben hingegeben, manchmal auf heldenmütige Weise, damit die Liebe Gottes allen verkündet werde.

Die Feier dieses Jubiläums muß für Eure Gemeinden und für jedes ihrer Mitglieder der Anlaß zu einer tiefen geistlichen Erneuerung sein. Und Euch als Hirten des Volkes Gottes kommt es zu, deren Leitlinien im Licht des Wortes Gottes auszumachen. Das Jahr des Glaubens, das ich anläßlich des 50. Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgerufen habe, wird sicher eine günstige Gelegenheit sein, die Gläubigen in die Lage zu versetzen, ihren Glauben an die Person des Retters der Menschen wiederzuentdecken und zu vertiefen. Eben darum, weil sie sich darauf eingelassen haben, Christus ins Zentrum ihres Lebens zu setzen, haben seit 150 Jahren Männer und Frauen in Eurem Land den Mut gehabt, alles hinzugeben für den Dienst am Evangelium. Heute muß diese selbe Grundorientierung ein zentraler Punkt im Leben der gesamten Kirche sein. Es ist das gekreuzigte und glorreiche Antlitz Christi, das uns alle leiten muß, damit wir seine Liebe zur Welt bezeugen. Diese Haltung erfordert eine ständige Umkehr, um der prophetischen Dimension unserer Verkündigung neue Kraft zu verleihen. Denen, die die Aufgabe erhalten haben, das Volk Gottes zu leiten, obliegt es, sie wachzurufen und zu helfen, die Zeichen der Gegenwart Gottes im Innern der Menschen und der Geschehnisse zu erkennen. Würden doch alle Gläubigen die persönliche und gemeinschaftliche Begegnung mit Christus erfahren, um davon Kunde zu bringen! Diese Begegnung mit Christus muß fest verwurzelt sein im Aufnehmen und Betrachten des Wortes Gottes. Die Schrift muß wirklich einen zentralen Platz im Leben der Kirche und eines jeden Christen einnehmen. Ich ermuntere Euch also, ihre Wiederentdeckung zu einer Quelle ständiger Erneuerung zu machen, damit sie das alltägliche Leben der Gläubigen zu einer Einheit führt und immer mehr im Mittelpunkt aller kirchlichen Aktivitäten steht.

Dieses Wort Gottes darf die Kirche nicht für sich selber behalten, sie hat die Berufung, es der Welt zu verkünden. Dieses Jubiläumsjahr muß für die Kirche in Benin eine bevorzugte Gelegenheit sein, ihrem missionarischen Bewußtsein wieder Kraft zu verleihen. Der apostolische Eifer, der alle Gläubigen bewegen muß, rührt unmittelbar von der Taufe her, und sie können sich somit nicht ihrer Verantwortung entziehen, ihren Glauben an Christus und sein Evangelium überall, wo sie sich befinden, und in ihrem alltäglichen Leben zu bekennen. Was die Bischöfe und die Priester betrifft, so sind sie aufgerufen, dieses Bewußtsein in den Familien, den Pfarreien, den Gemeinschaften und den verschiedenen kirchlichen Bewegungen zu wecken. Voll Bewunderung möchte ich übrigens noch einmal die wesentliche Rolle der Katechisten in der Missionstätigkeit Ihrer Diözesen erwähnen. Andererseits darf sich die Kirche, wie ich in dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Verbum Domini  hervorgehoben habe, „keinesfalls auf eine Pastoral der »Aufrechterhaltung« beschränken, die nur auf jene ausgerichtet ist, die das Evangelium Christi bereits kennen. Der missionarische Schwung ist ein klares Zeichen für die Reife einer kirchlichen Gemeinschaft“ (Nr. 95). Die Kirche muß also zu allen gehen. Und ich ermutige Euch, Eure Anstrengungen, die missionarischen Kräfte mit den Diözesen zu teilen, denen es am meisten daran fehlt – sei es in Eurem eigenen Land, in anderen Ländern Afrikas oder auf entfernteren Kontinenten – weiter zu verfolgen. Scheut Euch nicht, missionarische Berufungen von Priestern, Ordensleuten oder von Laien zu wecken!

Damit die Welt an dieses Wort, das die Kirche verkündet, glaubt, ist es unerläßlich, daß die Jünger Christi untereinander eins sind (vgl. Joh 17,21). Als Leiter und Hirten Eures Volkes ist von Euch ein lebendiges Bewußtsein gefordert für die sakramentale Brüderlichkeit, die Euch eint, und für die eine Aufgabe, die Euch anvertraut ist, damit Ihr wirklich Zeichen und Förderer der Einheit in Euren Diözesen seid. Euren Priestern gegenüber muß eine Haltung des Zuhörens, der persönlichen und väterlichen Aufmerksamkeit vorherrschen, damit diese im Wissen um das Wohlwollen, das Ihr für sie hegt, ihre priesterliche Berufung in Gelassenheit und Wahrhaftigkeit leben, sie mit Freude in ihrer Umgebung ausstrahlen und die Aufgaben, die diese Berufung beinhaltet, treu erfüllen. Ich bitte Euch also, den Priestern und den Gläubigen zu helfen, daß auch sie die Schönheit der Priestertums und des priesterlichen Dienstes wiederentdecken. Die Schwierigkeiten, auf die man stößt und die manchmal ernst sein können, dürfen niemals ein Grund sein zu verzweifeln, sondern müssen im Gegenteil einen Ansporn darstellen, bei den Priestern und den Bischöfen ein tiefes geistliches Leben zu wecken, das ihr Herz mit einer immer größeren Liebe zu Christus erfüllt und mit einem überbordenden Eifer für die Heiligung des Volkes Gottes. Eine wichtige Unterstützung wird auch in einer Stärkung der brüderlichen und freundschaftlichen Bande zwischen allen bestehen, da sie erlaubt, im Bemühen um geistliche und menschliche Entfaltung voranzuschreiten.

Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst, die Ausbildung der zukünftigen Priester Eurer Diözesen ist eine Angelegenheit, die Euch besondere Sorge bereitet. Ich ermutige Euch dringend, sie zu einer Eurer pastoralen Prioritäten zu erheben. Es ist unerläßlich, den jungen Menschen durch eine solide menschliche, intellektuelle und spirituelle Bildung die Möglichkeit zu geben, eine persönliche, psychologische und affektive Ausgeglichenheit zu erreichen, die sie darauf vorbereitet, die Realitäten des priesterlichen Lebens auf sich zu nehmen, insbesondere im relationalen Bereich. Im übrigen ist, wie ich in meinem jüngsten Brief an die Seminaristen gesagt habe, „das Allerwichtigste auf dem Weg zum Priestertum und das ganze Priesterleben hindurch die persönliche Beziehung zu Gott in Jesus Christus. Der Priester […] ist der Bote Gottes unter den Menschen. Er will zu Gott hinführen und so auch die rechte Gemeinschaft der Menschen untereinander wachsen lassen.“ Das ist also die Perspektive, in der die Seminaristen lernen müssen, in ständigem Kontakt mit Gott zu leben. Infolgedessen ist die Wahl der Ausbilder eine bedeutende Verantwortung, die bei den Bischöfen liegt. Ich bitte Euch, sie mit Klugheit und Unterscheidungsvermögen auszuüben. Die Ausbilder müssen, während sie die nötigen menschlichen und intellektuellen Qualitäten besitzen, genauso besorgt um ihren eigenen Fortschritt auf dem Weg der Heiligkeit sein, wie um den der jungen Menschen, denen sie ihrer Aufgabe gemäß helfen müssen in ihrer Suche nach dem Willen Gottes für ihr Leben.

Das Bischofsamt, zu dem der Herr Euch berufen hat, kennt seine Freuden und seine Leiden. Indem ich Euch heute abend treffe, möchte ich jedem von Euch eine Botschaft der Hoffnung hinterlassen. Im Laufe dieser letzten 150 Jahre hat der Herr im Volk von Benin große Dinge getan. Seid gewiß, daß er Euch weiterhin jeden Tag aufs neue begleiten wird in Eurem Einsatz im Dienst der Evangelisierung. Seid immer Hirten nach dem Herzen Gottes, authentische Diener des Evangeliums. Das ist es, was die Männer und Frauen unserer Zeit von Euch erwarten.

Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst, am Ende unserer Begegnung möchte ich Euch sagen, wie groß meine Freude ist, zu diesem zweifachen Anlaß – der Feier des 150. Jahrestags der Evangelisierung Eures Landes und der Übergabe des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Africae munus – noch einmal nach Afrika, und speziell nach Benin, zu kommen. Ich möchte Euch und durch Euch dem gesamten Volk Benins danken für den herzlichen, ich würde einfach sagen „afrikanischen Empfang, den Ihr mir bereitet habt. Ich vertraue der Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau von Afrika, jede Eurer Diözesen sowie Euch selbst und Euren bischöflichen Dienst an. Möge sie über die Gesamtheit des beninischen Volkes wachen! Und aus ganzem Herzen erteile ich Euch sowie den Priestern, Ordensleuten, Katechisten und allen Gläubigen Eurer Diözesen voller Zuneigung den Apostolischen Segen!

 



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