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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 7. August 2016

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Im heutigen Abschnitt aus dem Evangelium (Lk 12,32-38) spricht Jesus zu seinen Jüngern von der Haltung, die sie im Hinblick auf die endgültige Begegnung mit ihm annehmen sollen, und er erklärt, wie die Erwartung dieser Begegnung zu einem Leben anspornen soll, das reich an guten Werken ist. Unter anderem sagt er: »Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst« (V. 33).

Er fordert also dazu auf, das Almosen als Werk der Barmherzigkeit wertzuschätzen, sein Vertrauen nicht auf die kurzlebigen Güter zu setzen, die Dinge zu nutzen, ohne sich an sie zu klammern und ohne Egoismus, sondern entsprechend der Logik Gottes, der Logik der Aufmerksamkeit gegenüber den anderen, der Logik der Liebe. Wir können sehr am Geld hängen, vieles besitzen, doch am Ende können wir es nicht mit uns nehmen. Denkt daran: »Das letzte Hemd hat keine Taschen.«

Die Lehre Jesu fährt mit drei kurzen Gleichnissen zum Thema der Wachsamkeit fort. Das ist wichtig: die Wachsamkeit, aufmerksam sein, wachsam sein im Leben. Das erste ist das Gleichnis von den Knechten, die in der Nacht auf die Rückkehr des Herrn warten. »Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt!« (V. 37): es ist die Seligkeit der Erwartung des Herrn im Glauben, der Bereitschaft in einer Haltung des Dienstes. Er wird jeden Tag gegenwärtig, er klopft an die Tür unseres Herzens. Und selig wird sein, wer ihm öffnen wird, denn ihm wird ein großer Lohn zuteil werden: der Herr selbst nämlich wird sich zum Diener seiner Knechte machen – das ist ein schöner Lohn –, beim großen Festmahl seines Reiches wird er selbst kommen, um ihnen zu dienen. Mit diesem Gleichnis, das in der Nacht angesiedelt ist, stellt Jesus das Leben als eine Wache der tätigen Erwartung in Aussicht, das dem hellen Tag der Ewigkeit vorausgeht. Um zu ihm Zugang zu erlangen, muss man bereit, wach sein und sich im Dienst an den andern einsetzen, in der tröstenden Aussicht, dass »dort oben« nicht mehr wir es sein werden, die Gott dienen, sondern dass er selbst uns an seinem Tisch empfangen wird. Wenn man recht darüber nachdenkt, geschieht dies bereits heute, immer wenn wir dem Herrn im Gebet begegnen oder im Dienst an den Armen und vor allem in der Eucharistie, in der er ein Festmahl bereitet, um uns mit seinem Wort und seinem Leib zu nähren.

Das zweite Gleichnis besteht im Bild des unvorhersehbaren Kommens des Diebes. Diese Tatsache erfordert Wachsamkeit. In der Tat mahnt Jesus: »Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet« (V. 40). Der Jünger ist der, der den Herrn und sein Reich erwartet. Das Evangelium klärt diese Perspektive mit dem dritten Gleichnis: vom Verwalter eines Hauses nach der Abreise des Herrn. Im ersten Bild verrichtet der Verwalter treu seine Aufgaben und wird entlohnt. Im zweiten Bild miss braucht der Verwalter seine Autorität und schlägt die Knechte, wofür er bei der unvermittelten Rückkehr des Herrn bestraft werden wird. Diese Szene beschreibt eine Situation, die auch in unseren Tagen häufig vorkommt: wie viel Ungerechtigkeit, Gewalt und alltägliche Bosheit entstehen aus der Vorstellung, wir könnten uns wie Herren über das Leben der anderen benehmen. Wir haben nur einen Herrn, dem es nicht gefällt, »Herr« genannt zu werden, sondern »Vater «. Wir alle sind Knechte, Sünder und Kinder: er ist der eine Vater.

Jesus ruft uns heute in Erinnerung, dass uns die Erwartung der ewigen Seligkeit nicht vom Einsatz entbindet, die Welt gerechter und bewohnbarer zu machen. Im Gegenteil, gerade diese unsere Hoffnung, das Reich in der Ewigkeit zu besitzen, drängt uns dazu, für die Verbesserung der Umstände des irdischen Lebens zu arbeiten, besonders der schwächeren Brüder und Schwestern. Die Jungfrau Maria stehe uns bei, Menschen und Gemeinden zu sein, die nicht auf die Gegenwart abgeflacht oder, schlimmer, voll Nostalgie nach der Vergangenheit, sondern auf die Zukunft Gottes ausgerichtet sind, auf die Begegnung mit ihm, unserem Leben und unserer Hoffnung.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern,

leider erreichen uns aus Syrien weiter Nachrichten von Kriegsopfern aus der Zivilbevölkerung, vor allem in Aleppo. Es ist unannehmbar, dass so viele wehrlose Menschen – auch Kinder – den Preis für den Krieg bezahlen müssen, den Preis für die Abschottung des Herzens und für den mangelnden Willen zum Frieden seitens der Mächtigen. Wir stehen mit dem Gebet und der Solidarität den syrischen Brüdern und Schwestern nahe und empfehlen sie der mütterlichen Obhut der Jungfrau Maria. Wir alle wollen ein wenig in Stille beten und dann das »Gegrüßet seist du, Maria«.

Ich grüße euch, die Römer und die Pilger aus verschiedenen Ländern! Viele Fahnen sind da zu sehen! Heute sind verschiedene Gruppen von Kindern und Jugendlichen hier. Ich grüße euch voll Zuneigung! Besonders die Gruppe der Jugendseelsorge aus Verona; die Jugendlichen aus Padua, Sandrigo und Brembilla; die Gruppe von Kindern aus Fasta, die aus Argentinien gekommen sind. Nun, diese Argentinier machen überall Lärm! Ich grüße auch die Jugendlichen aus Campogalliano und San Matteo della Decima, die nach Rom gekommen sind, um in Aufnahmezentren einen ehrenamtlichen Dienst zu leisten. Ebenso grüße ich die Gläubigen aus Sforzatica, Bistum Bergamo. Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

 

 



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