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AUSSERORDENTLICHES JUBILÄUM DER BARMHERZIGKEIT

PAPST FRANZISKUS

JUBILÄUMSAUDIENZ

Samstag, 18. Juni 2016

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Katechese. Die Barmherzigkeit und die Umkehr (vgl. Lk 24,45-48)

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Nach der Auferstehung ist Jesus mehrmals den Jüngern erschienen, bevor er zur Herrlichkeit des Vaters aufgefahren ist. Der Abschnitt aus dem Evangelium, den wir soeben vernommen haben (Lk 24,45-48), berichtet von einer dieser Erscheinungen, in der der Herr den grundlegenden Inhalt der Verkündigung aufzeigt, die die Apostel der Welt machen sollen. Wir können sie mit zwei Worten zusammenfassen: »Umkehr« und »Vergebung der Sünden«. Es sind zwei bedeutsame Aspekte der Barmherzigkeit Gottes, der liebevoll für uns Sorge trägt. Heute wollen wir über die Umkehr nachdenken.

Was ist die Umkehr? Von ihr ist in der ganzen Bibel die Rede, besonders in der Verkündigung der Propheten, die das Volk beständig auffordern, »zum Herrn zurückzukehren«, indem sie ihn um Vergebung bitten und ihren Lebensstil ändern. Umkehren bedeutet den Propheten zufolge, die Marschrichtung zu ändern und sich wieder dem Herrn zuzuwenden, in der Gewissheit, dass er uns liebt und seine Liebe stets treu ist. Zum Herrn zurückkehren. Jesus hat die Umkehr zum ersten Wort seiner Verkündigung gemacht: »Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15). Mit dieser Verkündigung tritt er vor das Volk und bittet es, sein Wort als das letzte und endgültige anzunehmen, das der Vater an die Menschheit richtet (vgl. Mk 12,1-11). Im Vergleich mit der Verkündigung der Propheten besteht Jesus noch mehr auf der inneren Dimension der Umkehr. Denn in sie ist der ganze Mensch miteinbezogen, Herz und Verstand, um ein neues Geschöpf, eine neue Person zu werden. Das Herz wandelt sich und man erneuert sich.

Wenn Jesus zur Umkehr aufruft, tritt er nicht als Richter der Menschen auf, sondern er tut es aus der Nähe, von der gemeinsamen menschlichen Natur her, also von der Straße, vom Haus, vom Tisch… Die Barmherzigkeit gegenüber jenen, die ihr Leben ändern mussten, wurde vollzogen durch seine liebevolle Gegenwart, um einen jeden in seine Heilsgeschichte hineinzunehmen. Jesus überzeugte die Menschen mit Liebenswürdigkeit, mit Liebe, und mit diesem Verhalten berührte Jesus das Herz der Menschen zutiefst, und diese fühlten sich von der Liebe Gottes angezogen und angespornt, ihr Leben zu ändern. Die Umkehr des Matthäus (vgl. Mt 9,9-13) und die des Zachäus (vgl. Lk 19,1-10) zum Beispiel sind auf eben diese Weise geschehen, weil sie gespürt haben, dass sie von Jesus und durch ihn vom Vater geliebt waren. Die wahre Umkehr geschieht dann, wenn wir das Geschenk der Gnade annehmen; und ein klares Zeichen ihrer Echtheit ist es, dass wir die Nöte der Brüder wahrnehmen und bereit sind, ihnen entgegenzugehen.

Liebe Brüder und Schwestern, wie oft spüren auch wir die Notwendigkeit zu einer Veränderung, die unsere ganze Person einbezieht! Wie oft sagen wir uns: »Ich muss mich ändern, ich kann so nicht weitermachen… Auf diesem Weg wird mein Leben keine Frucht bringen, es wird ein nutzloses Leben sein, und ich werde nicht glücklich sein.« Wie oft kommen solche Gedanken, wie oft…! Und Jesus ist bei uns und sagt zu uns mit ausgestreckter Hand: »Komm, komm zu mir. Die Arbeit mache ich: Ich werde dein Herz verwandeln, ich werde dein Leben ändern, ich werde dich glücklich machen.« Und wir, glauben wir daran oder nicht? Glauben wir oder nicht? Was meint ihr: Glaubt ihr daran oder nicht? Weniger Beifall und mit lauterer Stimme: Glaubt ihr oder glaubt ihr nicht daran? [Die Menschen auf dem Petersplatz rufen: »Ja!«] So ist es. Jesus, der bei uns ist, lädt uns ein, das Leben zu ändern. Er selbst, mit dem Heiligen Geist, sät in uns die Unruhe, das Leben zu ändern und ein wenig besser zu sein. Folgen wir also dieser Einladung des Herrn und leisten wir keinen Widerstand, denn nur wenn wir uns für seine Barmherzigkeit öffnen, finden wir das wahre Leben und die wahre Freude. Wir müssen nur unsere Tür weit öffnen, und er macht alles Übrige. Er macht alles, aber unsere Aufgabe ist es, das Herz weit zu öffnen, damit er uns heilen und vorangehen lassen kann. Ich versichere euch, dass wir glücklicher sein werden. Danke.

* * *

Von Herzen grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache, die zur heutigen Jubiläumsaudienz gekommen sind, insbesondere die Alumnen des Priesterseminars Eichstätt. Jeden Tagen spüren wir die Notwendigkeit, unser Leben neu am Wort Gottes auszurichten. Leisten wir der Einladung des Herrn zur ständigen Umkehr keinen Widerstand, sondern lassen wir uns von seiner Gnade umwandeln, um in ihm das wahre Leben und die echte Freude zu finden. Gott segne und behüte euch allezeit.

 



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