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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

Das Leben nehmen wie es kommt

Samstag, 13. April 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 17, 26. April 2013

Um die Probleme des Lebens zu lösen, muss man der Realität in die Augen sehen und so wie ein Torwart bereit sein, den Ball aufzufangen, von welcher Seite auch immer er kommen mag. Und das ohne der Angst oder der Versuchung zum Klagen nachzugeben, denn Jesus ist immer an der Seite jedes Menschen, auch und vor allem in den schwierigsten Momenten. Das sagte Papst Franziskus in der heiligen Messe, die er am Morgen des 13. April in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« gefeiert hat.

Unter den Anwesenden waren der Direktor des Sicherheits- und Zivilschutzdienstes, Domenico Giani mit Familienangehörigen, sowie einige Gendarmen und Feuerwehrleute, die Mutter von Msgr. Alfred Xuereb und mehrere Behinderte, die an einer Tagung im Vatikan teilnehmen. Im Abschnitt aus der Apostelgeschichte (6,1–7), der als erste Lesung vorgetragen wurde, »ist ein Teil der Geschichte aus den ersten Tagen der Kirche enthalten«, erklärte der Papst. »Die Kirche wuchs, die Zahl der Jünger stieg«, aber »in jenem Augenblick beginnen die Probleme«: denn »die griechisch-sprachigen Gläubigen murrten gegen die hebräisch-sprachigen«, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden.

»Das Leben ist nicht immer ruhig und schön«, so der Papst, »und das erste, was sie tun, ist zu murren, zu reden, einer gegen den anderen: ›Aber, sieh mal, der da…‹ Aber das führt zu keiner Lösung, so gibt es keine Lösung. »Die Apostel dagegen haben mit dem Beistand des Heiligen Geistes gut reagiert. Sie haben die Gruppe der Apostel zusammengerufen und haben darüber geredet. Das ist der erste Schritt: Wenn es Schwierigkeiten gibt, muss man sie sich genau ansehen, sie annehmen und darüber sprechen. Man darf sie niemals verstecken. So ist das Leben. Man muss das Leben so nehmen, wie es kommt, nicht so wie wir wollen, dass es kommt.« Ein Bild aufgreifend, das er gern verwendet, sagte der Heilige Vater weiter: »Es ist ein wenig so wie der Torhüter, nicht wahr? Er fängt den Ball aus der Richtung auf, aus der er kommt. Das ist die Wirklichkeit.« Die Apostel haben also »miteinander geredet und haben einen schönen Vorschlag gemacht, einen revolutionären Vorschlag, denn sie haben gesagt: ›Aber wir sind die Apostel, die Jesus erwählt hat.‹ Aber das reicht nicht aus. Sie sind sich bewusst geworden, dass ihre erste Pflicht das Gebet und der Dienst am Wort war. ›Und für die tägliche Versorgung der Witwen müssen wir etwas anderes machen.‹« Und so haben sie »beschlossen, Diakone einzusetzen«. »Eine Entscheidung«, so fügte der Papst hinzu, »die in jenem Moment etwas riskant war. Aber der Heilige Geist hat sie angeregt, dies zu tun. Und sie haben dies getan. Sie haben Diakone gewählt, mit Entschlossenheit. Sie haben nicht gesagt: ›Ja, aber, das werden wir morgen sehen, Geduld.‹ Nein, nein. Sie haben die Entscheidung getroffen und das Ende ist wirklich sehr schön: ›Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer.‹ Das ist schön. Wenn es Probleme gibt, dann muss man sie angehen, und der Herr wird uns helfen, sie zu lösen.« So »dürfen wir keine Angst vor den Problemen haben. Jesus selbst sagt zu seinen Jüngern: Ich bin es, habt keine Angst, ich bin es! Immer. In den Schwierigkeiten des Lebens, den Problemen, den neuen Dingen, die wir in Angriff nehmen müssen: der Herr ist da. Wir können uns irren, Fehler machen, sicherlich, aber Er ist uns immer nahe und sagt: du hast einen Fehler gemacht, jetzt nimm den richtigen Weg wieder auf.«

Ein Problem, so der Papst, werde nicht gelöst, wenn man sich darauf beschränke zu sagen: »das gefällt mir nicht« und wenn man zu murren und zu reden beginnt. Und es »ist keine gute Haltung, das Leben zu schminken, ihm Make-up aufzulegen. Nein, nein. Das Leben ist, wie es ist. Es ist die Wirklichkeit. Es ist so, wie es nach Gottes Willen sein soll oder wie er es zulässt. Aber es ist, wie es ist, und wir müssen es so nehmen, wie es ist. Der Geist des Herrn wird uns die Lösung der Probleme geben.«

»Auch im Evangelium«, so kommentierte der Papst den Abschnitt aus dem Johannesevangelium (6,16–21), »passiert etwas Ähnliches. Die Jünger waren sehr zufrieden, weil sie gesehen hatten, dass die fünf Brote nicht zu Ende gingen. Sie haben so vielen Menschen zu Essen gegeben. Sie nähern sich mit dem Boot dem anderen Ufer und es kommt ein starker Wind auf: die See wird aufgewühlt und sie haben etwas Angst. Der Herr kommt zu ihnen, um ihnen zu helfen. Sie erschrecken ein wenig, und er sagt zu ihnen: ›Ich bin es; fürchtet euch nicht!‹ Das ist das Wort Jesu, immer: in den Schwierigkeiten, in düsteren Momenten, wenn alles dunkel ist und wir nicht wissen, was wir tun sollen, auch wenn es in unserer Seele dunkel ist. So ist das Leben. Heute kommt es so, mit diesem Dunkel. Aber der Herr ist da.

Wir brauchen keine Angst zu haben! Haben wir keine Angst vor den Schwierigkeiten, haben wir keine Angst, wenn unser Herz traurig und dunkel ist! Nehmen wir die Dinge, wie sie kommen, mit dem Geist des Herrn und der Hilfe des Heiligen Geistes. Und so gehen wir voran, sicher auf einem richtigen Weg.« Papst Franziskus schloss die Predigt mit der Einladung, den Herrn »um diese Gnade zu bitten: keine Angst zu haben, das Leben nicht schön zu färben«, um fähig zu sein, »das Leben zu nehmen, wie es kommt, und zu versuchen, die Probleme so zu lösen, wie es die Apostel getan haben, und die Begegnung mit Jesus zu suchen, der immer an unserer Seite ist, auch in den dunkelsten Augenblicken des Lebens.«



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