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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Die Freude der pastoralen Vaterschaft

Mittwoch, 26. Juni 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 27, 5. Juli 2013

 

Die Gnade der Vaterschaft. Das ist das Thema, über das Papst Franziskus bei der Frühmesse reflektierte, die er am Mittwoch, 26. Juni, in der Kapelle der Domus Sanctae Marthae feierte. Der Papst betonte vor allem, dass »wir alle, um reif zu sein, die Freude der Vaterschaft verspüren müssen«. Das gelte auch, so fügte er hinzu, im Falle des priesterlichen Zölibats, denn »Vaterschaft heißt, Leben zu geben«: bei Priestern handle es sich also um »die pastorale Vaterschaft, die geistliche Vaterschaft«, die immer und auf jeden Fall darin bestehe, »Leben zu geben, Vater zu werden«.

Gemeinsam mit dem Heiligen Vater zelebrierte unter anderem auch Kardinal Salvatore De Giorgi, der von Freunden und von ungefähr achtzig Priestern begleitet wurde, die ihm verbunden sind und mit ihm den sechzigsten Jahrestag seiner Priesterweihe feiern wollten, die er am 28. Juni 1953 empfangen hatte.

Papst Bergoglio bezog sich in seiner Predigt auf die Schriftlesungen zum Tage, vor allem auf die erste aus dem Buch Genesis (15,1–12. 17–18), wo vom Bund die Rede ist, den Abraham mit dem Herrn geschlossen hatte. Unser Vater im Glauben, so erklärte er, »spürte, dass ihn der Herr sehr liebte, dass er ihm Vieles verheißen hatte, aber er verspürte das Verlangen nach einem Sohn«; er verspürte in seinem Inneren »jenen Ruf der Natur: ich will einen Sohn haben«. Also, so erinnerte der Papst, habe er mit dem Herrn über seinen »Wunsch, Vater zu werden«, gesprochen. Denn, so bekräftigte der Papst, »wenn ein Mann diesen Wunsch nicht verspürt«, dann ist da etwas, das in ihm fehlt, »etwas stimmt dann nicht«.

Und Abrahams Vaterschaft sehe man, so erinnerte der Papst, auch in einem anderen Moment: jenem »überaus schönen Moment, in dem er das Opfer vorbereitet: er holt die Tiere, er zerteilt sie, aber da kommen die Raubvögel. Und mich«, so gestand er, »bewegt es zutiefst, diesen Neunzigjährigen zu sehen, der mit dem Stock in der Hand das Opfer verteidigt, das verteidigt, was ihm gehört.« Das ist ein Bild, das Papst Franziskus in einen Zusammenhang stellt mit dem »eines Vaters, wenn er seine Familie verteidigt«, dem »eines Vaters, der weiß«, was es bedeutet, »seine Kinder zu verteidigen«. Und das, fuhr er fort, »ist eine Gnade, um die wir Priester bitten müssen: die Gnade der pastoralen Vaterschaft, der geistlichen Vaterschaft«. In der Tat, auch wenn alle Sünder seien, viele sogar große Sünder, sei der Mangel an geistlichen Kindern und keine Hirten zu werden, gleichzusetzen damit, ein Leben zu führen, das nicht an sein Ende kommt, »sondern auf halbem Wege anhält«.

Der Heilige Vater schlug dann eine Verbindung zwischen dem Thema der Predigt und der Anwesenheit von Kardinal De Giorgi und der Freunde, die diesen begleiteten. »Heute«, so sagte er, »schenkt uns der Herr in dieser Messe, in der wir einen Vater feiern, auch die Gnade dieser Bibelstelle. Ich weiß nicht, was der liebe Salvatore alles getan hat; aber ich bin mir dessen gewiss, dass er ein Vater gewesen ist«; und die Anteilnahme so vieler Priester an seiner Freude sei »ein Zeichen« dafür. In diesem Kontext verriet er auch, dass er vom Fenster seiner Wohnung aus vor Beginn der Messe die Ankunft dieser Gruppe von Priestern »mit Geschenken, mit zahlreichen Dingen « gesehen habe, und dass er gedacht habe: »diese da kommen, um ihren Vater zu grüßen«. Denn, so sagte er, »es gibt Gesten, die eindeutig sind«, die »Gesten von Kindern, die ihren Vater besuchen«. Und Kardinal De Giorgi seinerseits »kann dem Herrn für diese Gnade danken, die er ihm gewährt hat«. Ein »schönes Leben« bezeichnete der Papst das Wirken des Kardinals in verschiedenen Diözesen Apuliens und in der Erzdiözese Palermo: ein Leben, in dem »das schönste das ist, dass er Vater ist; er ist Vater, er hat auf die Vaterschaft gesetzt und hat gewonnen«.

Dann wandte sich der Heilige Vater direkt an die anwesenden Priester. »Jetzt«, sagte er zu ihnen, wobei er sich einer dem Fußball entliehenen Metapher bediente, »ist der Ball in eurer Spielhälfte«, denn der Herr sage, dass »jeder Baum die ihm eigene Frucht trägt, und wenn er gut ist, dann müssen auch die Früchte gut sein«. Und forderte sie auf: »Führt auch ihr die Vaterschaft der Priester fort, die Vaterschaft, die ihr in diesem Mann gesehen habt.«

Schließlich wollte der Papst seine Reflexion zusammenfassen, indem er sich dreier Bilder bediente. Zwei davon waren direkt der ersten Schriftlesung entnommen: »das Bild Abrahams, der um einen Sohn bittet«, und »das Bild Abrahams mit dem Stock in der Hand, der die Familie verteidigt«. Das dritte Bild sei das des alten Simeon im Tempel, der, so schloss er, »als er das neue Leben empfängt, spontan in einen Lobgesang ausbricht, eine Liturgie der Freude«.



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