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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Priester ohne Hoffnung machen traurig

 Montag, 9. September 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 38, 20. September 2013

 

Priester, die die Hoffnung verloren haben, machen traurig. Daher lud Papst Franziskus die bei der heiligen Messe am Morgen des 9. September die in Santa Marta anwesenden Priester ein, diese Tugend der Hoffnung zu pflegen, »die für die Christen, den Namen Jesus trägt«. »Ich sehe hier heute sehr viele Priester«, so der Papst. »Und das veranlasst mich, euch etwas zu sagen: Es ist ein wenig traurig, wenn man einem Priester ohne Hoffnung begegnet, ohne jene Leidenschaft, die die Hoffnung schenkt. Und es ist sehr schön, einem Priester zu begegnen, der an sein Lebensende gelangt, immer mit dieser Hoffnung, nicht mit Optimismus, sondern mit der Hoffnung, und der Hoffnung sät.« Denn das heiße, so fügte Franziskus hinzu, dass »dieser Priester eng mit Jesus Christus verbunden ist und an ihm hängt. Und das Volk Gottes braucht es, dass wir Priester ihm diese Hoffnung auf Jesus geben, der alles erneuert, der alles neu machen kann und der alles neu macht: in jeder Eucharistie erneuert er die Schöpfung, in jeder Geste der Nächstenliebe, erneuert er seine Liebe in uns.«

Der Papst sprach von der Hoffnung, indem er an die Reflexionen der vergangenen Tage anknüpfte. In ihnen hatte er Jesus als »Totalität«, als »Mittelpunkt des christlichen Lebens«, als »einzigen Bräutigam der Kirche« vor Augen gestellt. So richtete er heute seine Aufmerksamkeit auf einen im Kolosserbrief des hl. Paulus (1,24–2,3) enthaltenen Gedanken: Jesus als »Geheimnis, verborgenes Geheimnis, Gott«. Das Geheimnis Gottes »ist in Jesus offenbart« worden, der »unsere Hoffnung ist: er ist alles, der Mittelpunkt und auch unsere Hoffnung«.

Leider aber, so bemerkte der Bischof von Rom, »ist die Hoffnung eine Tugend«, die gewöhnlich »als zweitrangig angesehen wird. Wir glauben nicht so recht an die Hoffnung: wir sprechen von Glauben und Liebe, aber die Hoffnung ist ein wenig – wie es ein französischer Schriftsteller ausgedrückt hat – die demütige Tugend, die Dienerin der Tugenden; und wir verstehen sie nicht richtig«.

Der Optimismus, so erläuterte er, ist eine menschliche Verhaltensweise, die von zahlreichen Faktoren abhängt; aber die Hoffnung ist etwas ganz anderes: »sie ist ein Geschenk, sie ist eine Gabe des Heiligen Geistes, und deshalb sagt dann Paulus, dass sie niemals enttäuscht«. Und sie trägt auch einen Namen. Und »dieser Name lautet Jesus«: man kann nicht behaupten, man setze seine Hoffnung auf das Leben, wenn man seine Hoffnung nicht auf Jesus setzt. »Dann würde es sich nicht um Hoffnung handeln«, so präzisierte er, »sondern es wäre gute Laune, Optimismus, wie im Fall jener sonnigen, positiven Gemüter, die immer das halbvolle Glas sehen und nicht das halbleere.«

Der Papst verwies darauf, dass diese Auffassung im Lukasevangelium (6, 6–11) an der Stelle Bestätigung findet, an der das Thema der Freiheit behandelt wird. Die Erzählung bei Lukas stellt uns eine doppelte Knechtschaft vor Augen: diejenige des Mannes »mit der verdorrten Hand, der ein Knecht seiner Krankheit war«, und jene »der Pharisäer, der Schriftgelehrten, die Knechte ihrer steifen, paragraphenreiterischen Haltung waren«. Jesus »befreit beide: er zeigt denen, die in einer steifen Strenge gefangen sind, dass das nicht der Weg zur Freiheit ist; und den Mann mit der gelähmten Hand befreit er von der Krankheit.« Was will er damit zeigen? Dass »Freiheit und Hoffnung zusammen gehören: wo es keine Hoffnung gibt, da kann es auch keine Freiheit geben.«

Gleichwohl lautet die eigentliche Lehre, die aus der heutigen Schriftlesung entnommen werden kann, dass Jesus »kein Wunderheiler ist, sondern vielmehr ein Mann, der das Leben erneuert. Und das gibt uns Hoffnung, denn Jesus ist gerade für dieses große Wunder gekommen, um alles neu zu machen.« Deshalb sagt die Kirche in einem wunderschönen Gebet: »Gott, du hast die Welt wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erlöst.« »Folglich«, so fügte der Papst hinzu, »besteht das große Wunder in der großen Erneuerung durch Jesus. Und das gibt uns Hoffnung: Jesus macht alles neu.« Und wenn »wir uns mit Jesus in seiner Passion vereinen«, so schloss der Papst, »dann erneuern wir mit ihm die Welt, wir machen sie neu.«



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