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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Jesus kennen

Donnerstag, 26. September 2013

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 40, 4. Oktober 2013

 

Um Jesus wirklich zu kennen, muss man mit ihm sprechen, mit ihm einen Dialog führen, während wir ihm auf seinem Weg folgen. Das Thema der Kenntnis Jesu stand im Mittelpunkt der Predigt, die Papst Franziskus am Morgen des 26. September in Santa Marta gehalten hat. Ausgangspunkt war der Abschnitt aus dem Lukasevangelium (9,7–9), in dem Herodes darüber nachdenkt, wer dieser Jesus ist, von dem man so viel hörte. Die Person Jesu, so der Papst, habe häufig Fragen hervorgerufen wie: »Wer ist er? Woher kommt er? Denken wir zum Beispiel an Nazaret, in der Synagoge von Nazaret, als er zum ersten Mal zurückgekommen ist: Aber wo hat er diese Dinge gelernt? Wir kennen ihn gut: Er ist der Sohn des Zimmermanns. Denken wir an Petrus und die Apostel nach jenem Sturm, den Jesus gestillt hat. Aber wer ist dieser, dem der Himmel und die Erde gehorchen, der Wind, der Regen, der Sturm? Wer ist er?« Diese Fragen, erklärte der Papst, könne man aus Neugier stellen oder um Gewissheit darüber zu erlangen, wie man sich ihm gegenüber verhalten solle. Es bleibe jedoch die Tatsache, dass jeder, der Jesus kenne, sich diese Fragen stelle. Sich wieder auf das Evangelium beziehend, fuhr der Papst fort: »Einige beginnen, Angst zu haben vor diesem Mann, weil er sie zu einem politischen Konflikt mit den Römern führen kann«, und deshalb meinen sie, dass sie »diesem Mann, der viele Probleme verursacht«, besser keine große Beachtung schenken sollten.

Der Papst fragte weiter, warum Jesus Probleme bereite. »Man kann Jesus nicht kennenlernen, ohne Probleme zu haben«, war seine Antwort. Es sei paradox: »Wenn du ein Problem haben willst, dann mache dich auf den Weg, der dich dazu führt, Jesus kennenzulernen.« Dann gebe es sehr viele Probleme. In jedem Fall könne man Jesus nicht »in der ersten Klasse« oder »in Ruhe« kennenlernen, noch weniger »in der Bibliothek «. Jesus lerne man nur auf dem Weg des alltäglichen Lebens kennen. Und man könne ihn »auch im Katechismus« kennenlernen, bestätigte Papst Franziskus. »Das ist wahr! Der Katechismus lehrt uns viele Dinge über Jesus und wir müssen ihn studieren, wir müssen ihn lernen. So lernen wir, dass der Sohn Gottes gekommen ist, um uns zu retten, und wir verstehen aus der Schönheit der Heilsgeschichte die Liebe des Vaters.« Es bleibe aber die Tatsache bestehen, dass auch die Kenntnis Jesu durch den Katechismus »nicht ausreichend« sei: ihn mit dem Verstand zu kennen, sei ein erster Schritt, aber es sei notwendig, »Jesus im Dialog mit ihm kennenzulernen. Indem man mit ihm spricht, im Gebet, auf den Knien. Wenn du nicht betest, wenn du nicht mit Jesus sprichst, dann kennst du ihn nicht.«

Schließlich gebe es einen dritten Weg, um Jesus kennenzulernen: »Das ist die Nachfolge, mit ihm gehen, seine Wege gehen.« Und während man mit ihm gehe, lerne man »Jesus in der Sprache der Aktion kennen. Wenn du Jesus in diesen drei Sprachen kennst: Verstand, Herz, Aktion – dann kannst du sagen, dass du Jesus kennst.«

Diese Art von Erfahrung zu machen, das umfasse die persönliche Einbeziehung. »Man kann Jesus nicht kennen«, wiederholte Franziskus, »ohne sich selbst mit einbeziehen zu lassen, ohne sein Leben auf ihn zu setzen.« Um ihn wirklich kennenzulernen, sei es daher notwendig, »zu lesen, was dir die Kirche über ihn sagt, mit ihm im Gebet zu sprechen und mit ihm auf seinem Weg zu gehen«. Das sei der Weg und »jeder«, so der Papst abschließend, »muss seine Wahl treffen«.



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