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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 Wenn Gott die Schöpfung erneuert

Dienstag, 10. Dezember 2013

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 51/52, 20. Dezember 2013

 

Der Christ, der die Hoffnung aufgibt, verliert den Sinn seines Daseins, und es ist dann so, als lebe er vor einer Mauer. Die Tore für die Begegnung mit dem Herrn zu öffnen heiße, von ihm jenen Trost zu erhalten, der uns liebevoll die Hoffnung wiedergebe. Gerade diesem liebevollen Trost, mit dem der Herr im Christen die Hoffnung neu entfache, war die Predigt gewidmet, die Papst Franziskus am Dienstag, 10. Dezember, in der Frühmesse in der Kapelle von Santa Marta hielt. Nachdem der Papst das Buch des Propheten Jesaja (40,1-11) zitiert hatte, das sogenannte »Buch der Tröstung Israels«, ging er auf den Trost ein, den Gott für sein Volk erbittet. Der Herr selbst »nähert sich, um es zu trösten, ihm den Frieden zu schenken«. Und dadurch »vollbringt er ein großes Werk«, denn er »macht alles neu. Er schafft alles neu«. Diese »Neu-Schöpfung«, so fügte er hinzu, sei noch viel schöner als die erste Schöpfung. Folglich besuche der Herr sein Volk, »indem er neu schöpft«.

In Wahrheit habe das Volk Gottes diesen Besuch erwartet, es habe gewusst, dass der Herr kommen würde. »Erinnern wir uns«, so unterstrich der Heilige Vater hierzu, »der letzten Worte, die Joseph zu seinen Brüdern sprach: Wenn euch der Herr besuchen wird, dann nehmt meine Gebeine von hier mit hinauf«. Folglich, so fügte er hinzu, »wird der Herr sein Volk besuchen. Das ist die Hoffnung Israels. Und er wird es mit diesem Trost besuchen: Alles neu erschaffen. Nicht einmal, sondern viele Male.«

Der Bischof von Rom zeigte einige Hauptlinien dessen auf, wie der Herr »neu schaffen« werde. In erster Linie, »wenn der Herr sich nähert, dann gibt er uns Hoffnung. Folglich«, so präzisierte er, »erfolgt diese Neuerschaffung durch die Hoffnung. Er öffnet immer eine Tür.« Wenn der Herr sich uns nähere, dann schließe er keine Türen, sondern er öffne sie; und wenn er dann komme, »dann kommt er zu offenen Türen«.

Diese Hoffnung sei im christlichen Leben »eine wahre Festung, sie ist eine Gnade, sie ist ein Geschenk«. In der Tat habe dann, wenn »ein Christ die Hoffnung verliert, sein Leben keinen Sinn mehr. Es ist so, als fände sein Leben vor einer Mauer statt, vor dem Nichts. Aber der Herr tröstet uns und schafft uns durch die Hoffnung neu, damit wir weitermachen können.« Er tue das aber auch durch seine ganz besondere Nähe, für einen jeden von uns. Um dies zu erläutern, zitierte der Papst den Schlussvers der aus Jesaja entnommenen Schriftlesung zum Tage: »Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.« Und er kommentierte: »Das ist das Bild der Zärtlichkeit. Der Herr tröstet uns mit Zärtlichkeit. Der Herr, der große Gott, fürchtet sich nicht vor der Zärtlichkeit. Er wird ganz Zärtlichkeit, er wird Kind, er wird ganz klein.« Im Übrigen »sagt Jesus selbst im Evangelium: es ist der Wille des Vaters, dass nicht eines von diesen Kleinen verlorengeht « (Mt 18,12-14). Denn, so erläuterte der Papst, »ein jeder von uns ist sehr, sehr wichtig« für den Herrn, der dafür sorge, dass wir »alle weitergehen können, indem er uns Hoffnung schenkt.«

Das »war das große Werk Jesu« während jener vierzig Tage zwischen der Auferstehung und seiner Himmelfahrt: »Die Jünger zu trösten, sich ihnen zu nähern und zu trösten, sich nähern und Hoffnung schenken, sich voller Zärtlichkeit zu nähern. Denken wir«, so sagte der Papst, »an die Zärtlichkeit, die er den Aposteln, Maria Magdalena, den Jüngern von Emmaus erwies.« Und es sei immer so. Auch uns gegenüber. Allerdings müssten wir den Herrn um die Gnade bitten, »keine Angst zu haben vor dem Trost des Herrn«, so bekräftigte er abschließend, »sondern offen zu sein, um diese Gnade zu bitten, sie zu suchen, denn sie ist ein Trost, der uns Hoffnung schenkt und uns die Zärtlichkeit Gott Vaters spüren lässt.«

 

 



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