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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Hymne an die Freude

Donnerstag, 26. März 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 16, 17. April 2015

 

Freude und Hoffnung sind die Wesensmerkmale des Christen. Und es ist traurig, einem Gläubigen zu begegnen, der sich nicht zu freuen vermag, der sich verängstigt an die »kalte Lehre« klammert. Daher waren die Worte von Franziskus bei der Messe, die er am Donnerstag, 26. März, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, eine wahre »Hymne an die Freude«. Eingangs erinnerte der Papst an die »Gebetsstunde für den Frieden«, zu der alle karmelitischen Gemeinschaften eingeladen hatten. »Liebe Brüder und Schwestern«, sagte er im Anschluss an den liturgischen Gruß, »übermorgen, am 28. März, feiern wir den 500. Geburtstag der heiligen Teresa von Jesus, der Jungfrau und Kirchenlehrerin «. Und »auf Wunsch des Generaloberen der Unbeschuhten Karmeliten, der heute gemeinsam mit Pater Vicari hier anwesend ist, wird an diesem Tag in allen karmelitischen Gemeinschaften der Welt eine Gebetsstunde für den Frieden stattfinden. Ich nehme von Herzen gern an dieser Initiative teil«, so bekräftigte Franziskus, »damit das Feuer der Liebe Gottes den Sieg über die Flammen des Krieges und der Gewalt davontragen möge, von denen die Menschheit heimgesucht wird, und damit der Dialog allerorten über die bewaffneten Auseinandersetzungen siegen möge«. Und er schloss mit den Worten: »Die heilige Teresa von Jesus möge die Fürsprecherin für diese unsere Bitte sein.«

Der Papst machte darauf aufmerksam, dass »in den beiden Lesungen« zum Tage von der Zeit, von der Ewigkeit, von den Jahren, von der Zukunft, von der Vergangenheit die Rede ist« (Gen 17,3-9 und Joh 8,51-59). Daher scheine gerade »die Zeit die wichtigste Realität in der liturgischen Botschaft dieses Donnerstags zu sein«. Aber Franziskus zog es vor, »ein anderes Wort auszuwählen«, das seines Erachtens »gerade heute die Botschaft der Kirche ist«. Und zwar handle es sich dabei um die Worte Jesu, die beim Evangelisten Johannes wiedergegeben seien: »Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich.« Die zentrale Botschaft des Tages sei also »die Freude der Hoffnung, die Freude des Vertrauens auf die Verheißung Gottes, die Freude der Fruchtbarkeit «. »Abraham war zu der Zeit, von der in der ersten Lesung die Rede ist, 91 Jahre alt und der Herr erschien ihm und versicherte« in den folgenden Worten, »dass er einen Bund mit ihm schließen wolle«: »Ich will einen Bund stiften zwischen mir und dir und dich sehr zahlreich machen.«

Abraham, so erinnerte Franziskus, »hatte bereits einen zwölf- oder dreizehnjährigen Sohn: den Ismael. Aber Gott sichere ihm zu, dass er der »Stammvater einer Menge von Völkern« werde. Und er »ändert seinen Namen«. Darauf »spricht er weiter und fordert ihn dazu auf, seinen Bund zu halten«, wobei er sage: »Ich schließe meinen Bund zwischen mir und dir samt deinen Nachkommen, Generation um Generation, einen ewigen Bund.« Gott sage gewissermaßen zu Abraham: »Ich gebe dir alles, ich gebe dir die Zeit: ich gebe dir alles, du wirst Vater sein.«

Abraham, so sagte der Papst, sei sicherlich »sehr glücklich darüber gewesen, er war voller Jubel «, als er die Verheißung des Herrn vernommen habe: »Binnen eines Jahres wirst du einen weiteren Sohn haben.« Gewiss, Abraham habe auf diese Worte »mit Lachen reagiert, wie die Bibel weiter berichtet: Wie denn, können einem Hundertjährigen noch Kinder geboren werden?« Ja, »er hatte im Alter von 87 Jahren den Ismael gezeugt, aber mit Hundert einen Sohn, das ist zuviel, das kann man nicht verstehen!« Und daher »lachte er«. Aber gerade »dieses Lächeln, dieses Lachen war der Anfang von Abrahams Freude«. Das also sei der Sinn der Worte Jesu, die der Papst an diesem Tage zur zentralen Botschaft gemacht hat: »Euer Vater Abraham jubelte voller Hoffnung«. Tatsächlich »wagte er es nicht, daran zu glauben, und sagte zum Herrn: ›Wenn nur Ismael vor dir am Leben bleibt!‹« Darauf habe er diese Antwort erhalten: »Nein, nicht Ismael. Es wird ein anderer sein.«

Für Abraham sei also »das Maß der Freude voll« gewesen, so versicherte der Papst. Aber »auch seine Frau Sara lachte ein wenig später: sie war etwas versteckt, sie hatte sich am Zelteingang verborgen, sie lauschte auf das, was die Männer sagten«. Und »als diese Boten Gottes Abraham die Nachricht von diesem Sohn überbrachten, da lachte auch sie«. Genau das, so betonte Franziskus, sei »der Anfang der großen Freude Abrahams«. Ja, »der großen Freude: Er jubelte in der Hoffnung, diesen Tag zu sehen; er sah ihn und war voller Freude«.

Und der Papst forderte dazu auf, »dieses schöne Bild« anzuschauen «: »Abraham, der vor Gott stand, der sich niederwarf, so dass er mit dem Gesicht den Boden berührte: er hörte diese Verheißung und öffnete sein Herz für die Hoffnung und war voller Freude.« Und gerade »das ist es, was diese Schriftgelehrten nicht verstanden«, so betonte Franziskus. »Sie verstanden die Freude der Verheißung nicht; sie verstanden die Freude der Hoffnung nicht; sie verstanden die Freude des Bundes nicht. Sie verstanden nicht.« Und »sie waren außerstande, sich zu freuen, weil sie den Sinn für die Freude verloren hatten, der ausschließlich aus dem Glauben kommen kann«. »Unser Vater Abraham« hingegen, so erläuterte der Papst, »konnte sich freuen, weil er den Glauben hatte: er wurde im Glauben gerecht gemacht.« Die Schriftgelehrten ihrerseits »hatten den Glauben verloren: sie waren Schriftgelehrte, aber ohne den Glauben!« »Mehr noch: sie hatten das Gesetz verloren! Denn der Mittelpunkt des Gesetzes ist die Liebe, die Liebe zu Gott und zum Nächsten.« Sie aber »hatten nur ein System exakter Regeln und das feilten sie Tag für Tag weiter aus, damit nur ja keiner daran rühren könne«.

Sie seien »Männer ohne Glauben« gewesen, »ohne Gesetz, die sich an Lehrsätze klammerten, was dann auch zur Kasuistik wurde«. Und Franziskus führte dafür auch ganz konkrete Beispiele an: »Darf man dem Kaiser Steuern zahlen, oder darf man es nicht? Diese Frau da, die siebenmal verheiratet gewesen ist, wird sie, wenn sie in den Himmel kommt, mit allen Sieben verheiratet sein?« Und »diese Kasuistik war ihre Welt: eine abstrakte Welt, eine Welt ohne Liebe, eine Welt ohne Glauben, eine Welt ohne Hoffnung, eine Welt ohne Vertrauen, eine Welt ohne Gott«. Gerade »deshalb konnten sie sich nicht freuen«. Und sie freuten sich nicht einmal dann, wenn sie ein Fest organisierten, um sich zu vergnügen: es sei also anzunehmen, so bekräftigte der Papst, dass sie sicherlich »einige Korken knallen ließen, als Jesus verurteilt wurde«. Immer aber »freudlos «, ja »voller Angst, weil einer von ihnen, vielleicht während sie tranken«, an die Verheißung erinnert haben dürfte, »dass er auferstehen würde«. Und so »sind sie sogleich voller Angst zum Staatsanwalt gegangen, um zu sagen: ›Bitte passt auf diesen da auf, damit es zu keiner Täuschung kommt‹«. All das einzig und allein deshalb, weil »sie Angst hatten«.

Aber »das ist ein Leben ohne den Glauben an Gott, ohne Vertrauen in Gott, ohne Hoffnung auf Gott«, so bekräftigte der Papst weiter. »Das Leben dieser Leute«, so fügte er hinzu, »die in dem Augenblick, als sie einsahen, dass sie Unrecht hatten «, dachten, dass der einzig mögliche Weg der sei, Steine aufzuheben und sie auf Jesus zu werfen. Ihr Herz war versteinert.« In der Tat »ist es traurig, ein freudloser Gläubiger zu sein«, so erläuterte Franziskus, »und die Freude fehlt dann, wenn es am Glauben mangelt, wenn es keine Hoffnung gibt, wenn es kein Gesetz mehr gibt, sondern nur noch die Vorschriften, die kalte Lehre. Das war es, was zählte.« Im Gegensatz dazu verwies der Papst erneut auf »die Freude Abrahams, diese schöne Geste von Abrahams Lächeln«, als er die Verheißung vernehme, dass er »im Alter von hundert Jahren noch einen Sohn haben würde«. Und »auch Saras Lächeln, ein Lächeln der Hoffnung«. Denn »die Freude des Glaubens, die Freude des Evangeliums ist der Prüfstein für den Glauben eines Menschen: ohne die Freude ist diese Person kein wahrer Gläubiger«.

Abschließend lud Franziskus dazu ein, sich die Worte Jesu zu eigen zu machen: »Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich.« Und er habe »den Herrn um die Gnade gebeten, in der Hoffnung zu jubeln, um die Gnade, den Tag Jesu zu sehen, an dem wir bei ihm sein werden, und um die Gnade der Freude«.

 



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