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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Schlüsselwörter

Donnerstag, 11. Juni 2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 26, 26. Juni 2015

 

Auf dem Weg zu Gott und zu den anderen, im Dienen und in der Armut. Mit diesen Worten lässt sich die Predigt von Papst Franziskus in der heiligen Messe zusammenfassen, die er am Morgen des 11. Juni wie gewohnt in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta hielt. In seinem Kommentar zum Abschnitt aus dem Matthäusevangelium (10,7-13), in dem »Jesus seine Jünger aussendet, das Evangelium, die neue Botschaft, das Evangelium des Heils zu verkünden«, wies der Papst darauf hin, dass man dem Text »drei Schlüsselwörter entnehmen kann, um gut zu verstehen, was Jesus von seinen Jüngern will«, und »von uns allen, die wir ihm folgen«. Die drei Worte seien: »Weg, Dienen und Unentgeltlichkeit«.

Zunächst sende Jesus sie »auf einen Weg«, der kein bloßer »Spaziergang« sei. Es gehe vielmehr darum, »mit einer Botschaft den Weg zu gehen: das Evangelium verkünden, hinausgehen, um das Heil zu bringen, das Evangelium des Heils«. Das sei »der Auftrag, den Jesus seinen Jüngern erteilt«. Daher sei derjenige, der »sitzen bleibt, nicht hinausgeht und nicht das an die anderen weitergibt, was er in der Taufe empfangen hat, kein wahrer Jünger Jesu«. Denn »ihm fehlt das Missionarische«, »das aus sich herausgehen, um den anderen etwas Gutes zu bringen«. Daneben gebe es einen weiteren »Weg des Jüngers Jesu«, nämlich »den inneren Weg« des Jüngers, der »den Herrn Tag für Tag im Gebet, in der Meditation sucht«. Und das sei keineswegs zweitrangig, fügte der Papst hinzu: »Auch diesen Weg muss der Jünger gehen. Denn wenn er nicht beständig Gott sucht, dann wird das Evangelium, das er den anderen bringt, ein schwaches, verwässertes, kraftloses Evangelium sein.« Jesus fordere also seine Jünger auf, einen zweifachen Weg zu gehen. Das sei im ersten Wort des Tagesevangeliums enthalten: »Geht – gehen, Weg.«

Das zweite Schlüsselwort »Dienst« sei eng mit dem ersten Wort verbunden, erläuterte Franziskus. Denn man müsse »gehen, um den anderen zu dienen«. Im Evangelium sei zu lesen: »Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!« Hierin liege »die Pflicht des Jüngers: dienen«. In dieser Hinsicht war der Papst sehr klar: »Ein Jünger, der den anderen nicht dient, ist kein Christ.« Orientierungspunkt für jeden Jünger müsse sein, was »Jesus in den beiden Grundpfeilern des Christentums gepredigt hat: den Seligpreisungen und dann im ›Protokoll‹, nach dem wir gerichtet werden«, das heißt nach dem, wovon Matthäus im 25. Kapitel spreche. Dies müsse der »Rahmen für das Dienen im Geist des Evangeliums« sein. Da gebe es keinen anderen Weg: »Wenn ein Jünger nicht auf dem Weg ist, um zu dienen, dann dient sein Weg zu nichts. Wenn sein Leben nicht dem Dienst gewidmet ist, dann dient es nicht dazu, als Christ zu leben.« Gerade im Hinblick auf diesen Aspekt seien viele Menschen der »Versuchung des Egoismus« ausgesetzt. In der Tat gebe es Menschen, die sagten: »Ja, ich bin ein Christ, ich bin mit mir selbst im Reinen: Ich gehe beichten, ich gehe zur Messe, ich befolge die Gebote.« Wo aber, so wandte der Papst ein, bleibe der Dienst an den Nächsten? Wo sei »der Dienst, der Jesus in der Gestalt des Kranken, des Gefangenen, des Hungrigen, des Nackten erwiesen wird«? Und dabei sei es doch das, »was Jesus uns zu tun geheißen hat, weil er gerade dort ist«. Das sei das zweite Schlüsselwort: der »Dienst, der Christus im Nächsten erwiesen wird«.

Auch das dritte Wort dieses Textes, »Unentgeltlichkeit«, gehe aus den anderen hervor. Unentgeltlich vorangehen im Dienst. In der Tat lese man: »Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.« Das sei ein so wesentliches und wichtiges Detail, dass der Herr sich veranlasst sehe, es ausführlich zu erläutern für den Fall, dass »die Jünger es womöglich nicht verstanden hätten«. Er erklärt ihnen: »Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd.« Das sei so zu verstehen, dass »der Weg des Dienens unentgeltlich ist, weil wir selbst das Heil unentgeltlich erhalten haben«. Keiner von uns »hat das Heil erworben, keiner von uns hat es verdient«: wir haben es aus »reiner Gnade des Vaters in Jesus Christi empfangen, durch das Opfer Jesu Christi«. Daher, so der Papst, »ist es traurig, wenn man auf Christen stößt, die dieses Wort Jesu vergessen haben: ›Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.« Und es sei traurig, wenn diejenigen, die diese Unentgeltlichkeit vergäßen, »christliche Gemeinschaften«, »Pfarrgemeinden«, »Ordensgemeinschaften« oder »Diözesen« seien. Wenn das geschähe, so warnte der Papst, dann weil »die Täuschung« dahinterstecke, anzunehmen, »dass das Heil vom Reichtum, von menschlicher Macht kommt«.

Papst Franziskus fasste seine Gedanken dann folgendermaßen zusammen: »Drei Wörter. Der Weg, Weg allerdings verstanden als Aussendung, um zu verkündigen. Dienen: Das Leben des Christen gehört nicht ihm selbst, sondern es ist für die anderen da, so wie das Leben Jesu.« Und drittens die »Unentgeltlichkeit«. Auf diese Weise könnten wir unsere Hoffnung auf Jesus setzen, der »uns eine Hoffnung sendet, die uns niemals enttäuscht«. Wenn man dagegen »seine Hoffnung auf die eigene Bequemlichkeit auf dem Weg setzt, oder wenn die Hoffnung auf dem Egoismus beruht, die Dinge um ihrer selbst willen zu suchen«, und nicht, um den anderen zu dienen, oder »wenn man seine Hoffnung auf Reichtümer oder auf die kleinen Sicherheiten der Welt setzt, dann wird all das in sich zusammenstürzen. Der Herr selbst wird es zum Einsturz bringen.« Abschließend forderte der Papst die Gläubigen auf: »Gehen wir diesen Weg zu Gott mit Jesus auf dem Altar, um anschließend auf die anderen zuzugehen im Dienst und in Armut, mit nichts anderem als dem Reichtum des Heiligen Geistes, den Jesus uns geschenkt hat.«



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