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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Jeden Tag einen Schritt

Donnerstag, 22. Oktober  2015

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 45, 6. November 2015

 

Wie ein Sportler Tag für Tag trainiert, um seine Ziele zu erreichen, so muss auch das Leben des Christen von einer beständigen Anstrengung gekennzeichnet sein, von einer »täglichen Arbeit «, um Raum für Gott zu schaffen, um der Gabe des rettenden Heils »die Tür zu öffnen«. In der heiligen Messe am Morgen des 22. Oktober ging Papst Franziskus in seiner Predigt von den Worten des heiligen Paulus aus, der in der ersten Lesung aus dem Römerbrief (6,19-23) »an das Heil erinnert, an die Gnade des Heils« und über den »Weg der Heiligung« spricht. »Er sagt zu den neuen Christen: ›Ihr standet im Dienst der Gesetzlosigkeit – das heißt der Sünde – und jetzt steht ihr im Dienst der Gabe Gottes‹, das heißt im Dienst der Gnade und der Heiligung.« Paulus verleihe seinen Worten Konkretheit, indem er »dieses Bild benutzt: ihr standet im Dienst der Gesetzlosigkeit mit eurem Leib, eurer Seele, eurem Herzen und eurem Verstand. Alles stand im Dienst der Gesetzlosigkeit. Jetzt müssen euer Leib, eure Seele, euer Herz, euer Verstand im Dienst« der Gnade und der Heiligung stehen. Der Apostel Paulus schreibe den Gläubigen, dass sie nun »verwandelt« sind, dass an ihnen etwas »Grundlegendes« geschehen ist: »das Heil in Jesus Christus, die Gabe Gottes«.

Das, so erläuterte Franziskus, »ist die Katechese der Umkehr«, das heißt Paulus »ermahnt zur Umkehr«. Und diese Botschaft reiche bis in unsere Tage. »Wir können denken: Die Mehrzahl von uns wurde als Kinder getauft und wir wussten nicht, was Gesetzlosigkeit bedeutet. Aber dann haben wir es in der Katechese gelernt«, und dann gelte der Rat des heiligen Paulus auch uns: »Gebraucht eure Seele, euer Herz, euren Leib nicht für die Sünde, im Dienst des Bösen, der Gesetzlosigkeit; sondern gebraucht ihn im Dienst der Gabe Gottes, der Freude, die zum ewigen Leben  in Jesus führt.«

Damit sei zusammengefasst, was »Umkehr« bedeute: »Für den Christen ist die Umkehr eine tägliche Aufgabe und Arbeit.« Um dies noch besser verständlich zu machen, verwies der Papst auf das Bild des Sportlers, das Paulus selbst verwende. In Bezug auf den »Wettkämpfer, der große Mühen auf sich nimmt«, sage der Apostel: »Wenn er also, um einen Wettkampf zu gewinnen, diese Anstrengung unternimmt, wie sollten dann nicht auch wir das tun, die wir diesen großen Sieg des Himmels erreichen müssen?« Mehrfach fordere er alle auf, »in dieser Anstrengung nicht nachzulassen, sondern voranzugehen«. Man könne dies allerdings missverstehen und jemand könnte die Frage stellen: »Vater, kann man sagen, dass die Heiligung das Ergebnis der Anstrengung ist, die ich unternehme, so wie der Sieg für den Sportler das Ergebnis seines Trainings ist?« »Nein«, war die Antwort des Papstes. Er erklärte: »Die Anstrengungen, die wir unternehmen, diese tägliche Arbeit, dem Herrn mit unserer Seele, unserem Herzen, unserem Leib, mit unserem ganzen Leben zu dienen«, dient nur dazu, »dem Heiligen Geist die Tür zu öffnen«. Dann ist es der Heilige Geist, »der in uns kommt und uns rettet«, der Heilige Geist, der »die Gabe Jesu Christi ist«. Wenn dies nicht so wäre, fügte Franziskus hinzu, dann »würden wir Fakiren ähneln: Nein, wir sind keine Fakire. Wir mit unserer Anstrengung öffnen die Tür.«

An diesem Punkt könnte es einen berechtigten Einwand geben: »Aber, Vater, das ist schwer… Das ist schwierig, jeden Tag diese Anstrengung zu unternehmen.« Das sei wahr, bemerkte der Papst: »Es ist nicht leicht, weil unsere Schwäche, die Erbsünde, der Teufel uns immer zurückhalten.« In dieser Hinsicht »warnt der Verfasser des Hebräerbriefs vor der Versuchung zurückzufallen« und schreibt: »Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen.« Daher forderte der Papst auf, »nicht zurückzuweichen, nicht nachzugeben« und erinnerte an ein »hartes « Bild, das der Apostel Petrus für jene gebraucht, »die es müde werden, voranzugehen und schließlich sagen: ›Ich bleibe jetzt so.‹« Denn diese würden verglichen mit »dem Hund, der zu dem zurückkehrt, was er erbrochen hat«. Im Abschnitt aus der Tageslesung dagegen werde dazu ermahnt, »immer voranzugehen: jeden Tag ein wenig«. Auch wenn wir gezwungen seinen, »eine große Schwierigkeit« in Angriff zu nehmen.

Um dies noch deutlicher zu machen sprach Franziskus von der Begegnung mit einer Frau »vor einigen Monaten«, »einer jungen Familienmutter – eine schöne Familie –, die Krebs hatte. Einen schlimmen Krebs.« Dennoch »ging sie glücklich ihren Weg, tat sie, als sei sie gesund. Und als sie über diese Haltung sprach, hat sie mir gesagt: ›Vater, ich setze alles daran, diesen Krebs zu besiegen!‹« Genau diese Haltung müsse der Christ haben: »Wir, die wir diese Gabe in Jesus erhalten haben und von der Sünde, von einem Leben der Gesetzlosigkeit übergangen sind zu einem Leben der Gnade in Christus, im Heiligen Geist, müssen dasselbe tun.« Wie? »Jeden Tag einen Schritt. Jeden Tag einen Schritt.« Und Gelegenheiten dazu, »gibt es sehr viele«. Franziskus nannte ein paar ganz einfache Beispiele: »Ich habe Lust, schlecht über jemanden zu reden? Sage nichts.« Oder: »Ich bin etwas müde und habe keine Lust zum Beten? Geh’ ein wenig beten.« Wir dürften dabei nicht an große Gesten denken, sondern »an kleine alltägliche Dinge«. Denn »diese kleinen Dinge« seien es, »die uns helfen, nicht zurückzuweichen, nicht zurückzufallen, nicht zur Gesetzlosigkeit zurückzukehren; sondern voranzugehen zu dieser Gabe, dieser Verheißung Jesu, die die Begegnung mit Ihm sein wird«.

Wie gewöhnlich schloss der Papst seine Predigt mit der Aufforderung zum Gebet und zum persönlichen Einsatz: »Bitten wir den Herrn um diese Gnade: tüchtig zu sein in diesem Training des Lebens auf diese Begegnung hin, da wir die Gabe der Rechtfertigung, die Gabe der Gnade, die Gabe des Heiligen Geistes in Christus empfangen haben«.

 



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