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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Mit dem Evangelium in der Tasche

Montag, 9. Januar 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 3, 20. Januar 2017)

 

»Jesus erkennen und kennen, ihn anbeten, ihm nachfolgen«: Nur so wird der Herr wirklich »das Zentrum unseres Lebens« sein. Um dies zu tun, gibt es einige einfache Gesten, die allen möglich sind: immer eine Taschenbuchausgabe des Evangeliums dabei haben, um es jeden Tag lesen zu können, so wie das Sprechen einiger kurzer Gebete der Anbetung wie das »Ehre sei dem Vater« – und dabei aufpassen, die Worte nicht »wie die Papageien« zu wiederholen. Das sind die Fixpunkte der »Einfachheit des christlichen Lebens «, denn es nützt nichts, sich »seltsamen oder schwierigen Dingen« zuzuwenden, so der Papst in der heiligen Messe am 9. Januar, die er nach der Weihnachtszeit wieder wie gewohnt im Haus Santa Marta feierte.

Zu Beginn wies Franziskus darauf hin, dass im eben zu Ende gegangenen Abschnitt des Kirchenjahres »die Erwartung Jesu und dann das Kommen Jesu im Mittelpunkt stand: die Geburt und die Geheimnisse der Geburt bis zur Taufe«. So »beginnt heute eine neue Zeit des Kirchenjahres, und auch an diesem Beginn zeigt uns die Kirche Jesus im Mittelpunkt«. Daher »steht im Zentrum der heutigen Liturgie Jesus: Jesus als das erste und das letzte Wort des Vaters«. Denn: »›Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat‹: Jesus, der Sohn, der Erlöser, der Herr, er ist der Herr des Universums.«

»Es war ein langer Weg, bis dieser Moment der Erscheinung Jesu kam, die wir in der Weihnachtszeit gefeiert haben.« Aber, so fügte der Papst hinzu, »weiter ist er das Zentrum des christlichen Lebens: Jesus Christus, Sohn des Vaters, Retter der Welt. Es gibt keinen anderen, er ist der einzige.« Das sei auch das Zentrum unseres Lebens: »Jesus Christus, der sich offenbart, der sichtbar wird. Und wir sind eingeladen, ihn im Leben, in den vielen verschiedenen Situationen des Lebens zu kennen, ihn zu erkennen.« Das sei der grundlegende Aspekt: »Jesus erkennen, Jesus kennen.« Auch wenn es gut sei, »das Leben dieses Heiligen oder jener Heiligen zu kennen, oder auch die Erscheinungen hier und dort«, dürfe man doch niemals die Tatsache aus dem Blick verlieren, dass »der Mittelpunkt Jesus Christus ist: ohne Jesus Christus gibt es keine Heiligen «. Sicher, »die Heiligen bleiben die Heiligen, sie sind groß«, sie sind »wichtig«, aber »die Erscheinungen sind nicht alle wahr«.

In dieser Hinsicht sei es angebracht, sich eine Frage zu stellen: »Ist Christus der Mittelpunkt meines Lebens? Wie sieht meine Beziehung zu Jesus Christus aus?« Franziskus verwies auf das Tagesgebet zu Beginn der heiligen Messe: »Wir haben um die Gnade des Sehens gebetet, die Gnade zu sehen, was wir tun sollen, und um die Gnade der Kraft, es auch zu tun.« Aber »das erste, was wir tun müssen, ist, auf Jesus Christus zu blicken«. Es »gibt drei Dinge, sagen wir drei Aufgaben, um sicherzustellen, dass Jesus im Mittelpunkt unseres Lebens steht«.

Der Papst erläuterte: »Zuallererst: Jesus erkennen, ihn kennen und erkennen. In seiner Zeit, so sagt der Apostel Johannes am Beginn seines Evangeliums, haben ihn viele nicht erkannt: die Schriftgelehrten, die Hohenpriester, die Sadduzäer, einige Pharisäer.« Ja, sie »haben ihn sogar verfolgt, sie haben ihn getötet«. »Die erste Haltung ist also: Jesus kennen und erkennen. Versuchen zu verstehen, wie Jesus war. Interessiert mich das?« Das sei eine Frage, die wir alle uns  stellen müssten: »Interessiert es mich, Jesus kennenzulernen?  Oder interessieren mich die Telenovela oder das Geschwätz oder die Ambitionen und das Leben der anderen zu kennen mehr?«

Denn, »um Jesus zu erkennen, muss man ihn kennen«. Und »um Jesus zu kennen, gibt es das Gebet, den Heiligen Geist«. Eine gute Methode sei, »jeden Tag das Evangelium in die Hand zu nehmen«. An die Anwesenden gerichtet, sagte der Papst, dass er gerne fragen würde: »Wie viele von euch nehmen jeden Tag das Evangelium und lesen einen Abschnitt? Und ich würde euch auffordern, die Hand zu heben. Aber ich werde es nicht tun, seid beruhigt!« Es sei wichtig, stets ein Evangelium dabeizuhaben, »eventuell im Kleinformat, damit man es in der Hosentasche oder in der Handtasche immer bei sich tragen kann«. Es werde erzählt, so Franziskus, dass »die heilige Cäcilia das Evangelium nahe am Herzen trug: ganz nahe!« Wenn man das Evangelium stets griffbereit habe, könne man »jeden Tag einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen: das ist die einzige Art und Weise, wie man Jesus kennen kann«, zu wissen »was er getan hat und was er gesagt hat«.

Der Papst fügte hinzu, dass es grundlegend wichtig sei, »die Geschichte Jesu zu lesen: Ja, das Evangelium ist die Geschichte Jesu, das Leben Jesu, es ist Jesus selbst, es ist der Heilige Geist, der uns Jesus dort sehen lässt.« Daher riet Franziskus erneut: »Bitte, tut es: jeden Tag einen Abschnitt aus dem Evangelium, ein kleiner Abschnitt, drei, vier, fünf Minuten!« Durch das Lesen des Evangeliums verstehe man, »es arbeitet im Inneren: es ist der Heilige Geist, der anschließend wirkt. Das ist der Same. Der Heilige Geist ist es, der den Samen keimen und wachsen lässt.«

Die erste Aufgabe sei also »Jesus kennen, Jesus erkennen«, und auch die zweite Übung werde »in der Liturgie, am Anfang, vor dem Tagesgebet, und dann im Antwortpsalm« vorgeschlagen: »Jesus anbeten, er ist Gott!« Man müsse »Jesus anbeten«, unterstrich Franziskus. »Im Kehrvers vor dem Psalm haben wir gebetet: ›Alle Engel sollen sich niederwerfen vor ihm.‹« Und wenn »die Engel ihn anbeten«, dann sei es gut sich zu fragen, »ob auch wir ihn anbeten«. Meistens beteten wir zu Jesus, um ihn um etwas zu bitten oder um ihm für etwas zu danken. Das »sei alles gut«, aber die wahre Frage sei, ob wir Jesus anbeteten. »Denken wir an zwei Weisen, Jesus anzubeten. « Da sei »das Gebet der stillen Anbetung: ›Du bist Gott, du bist der Sohn Gottes, ich bete dich an.‹« Das sei die Anbetung Jesu. Aber wir müssten auch »aus unserem Herzen die anderen Dinge entfernen, die wir ›anbeten‹, die uns mehr interessieren«. Dort dürfe »nur Gott« sein, »die anderen Dinge dienen nur, wenn sie auf Gott ausgerichtet sind, sie können nützlich sein, wenn ich in der Lage bin, Gott allein anzubeten«. Daher müssen wir »Gott anbeten, Jesus anbeten, Jesus mit dem Evangelium kennenlernen, Jesus anbeten«.

In diesem Zusammenhang gab der Papst einen weiteren praktischen Ratschlag: »Es gibt ein kurzes Gebet, das wir beten: das ›Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist‹. Aber wie oft sagen wir es automatisch, wie die Papageien.« Dagegen sei »dieses Gebet Anbetung, Verherrlichung: Ich bete den Vater an, den Sohn und den Heiligen Geist.« Franziskus riet also, »mit kurzen Gebeten, in der Stille vor der Größe Gottes anzubeten, Jesus anzubeten und zu sagen: Du bist der Einzige, du bist Anfang und Ende, und mein ganzes Leben, die ganze Ewigkeit will ich bei dir sein. Du bist der Einzige.« Und ebenso: »Die Dinge verscheuchen, die mich daran hindern, Jesus anzubeten.«

Schließlich sagte der Papst mit Bezug auf den Abschnitt aus dem Markusevangelium (1,14-20): »Die dritte Aufgabe, die ich euch vorschlage, damit Jesus im Mittelpunkt unseres Lebens steht, ist das, was das heutige Evangelium sagt: Jesus nachfolgen.« Als der Herr »Petrus und Andreas bei der Arbeit sieht, sie waren Fischer, sagt er zu ihnen: ›Kommt her, folgt mir nach!‹« Wir müssten also »Jesus folgen; dem folgen, was er uns gelehrt hat; das befolgen, worauf wir jeden Tag stoßen, wenn wir einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen«. Und wir sollten fragen: »Herr, was willst du, dass ich tun soll? Zeig mir den Weg!« Franziskus wiederholte, es sei das Wesentliche, dass stets »Jesus im Mittelpunkt« bleibt. Das »bedeutet Jesus zu kennen, zu erkennen, ihn anzubeten und ihm zu folgen: Das christliche Leben ist sehr einfach, aber wir brauchen die Gnade des Heiligen Geistes, damit er in uns diesen Wunsch wecke, Jesus zu kennen, Jesus anzubeten und Jesus zu folgen.« Gerade deshalb »haben wir zu Beginn im Tagesgebet vom Herrn die Gnade erbeten zu sehen, was wir tun sollen, und um die Kraft, es auch zu tun«: »In der Einfachheit jeden Tages möge uns der Herr die Gnade schenken, Jesus zu kennen, Jesus anzubeten und Jesus zu folgen – denn um Tag für Tag Christen zu sein, sind keine seltsamen, schwierigen, überflüssigen Dinge notwendig. Nein, es ist einfach.«



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