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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Der Verheißung Gottes vertrauen

Montag, 26. Juni 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 29, 21. Juli 2017)

 

Wir sollten alle die DNS Abrahams haben, des Vaters im Glauben, und mit dem christlichen Stil der »Entäußerung« leben, immer »unterwegs«, ohne je nach Bequemlichkeit zu trachten, sondern mit der Fähigkeit des »Segnens«. In der Gewissheit, dass es keine Horoskope oder Wahrsager braucht, um die Zukunft zu kennen, da es genügt, sich der »Verheißung Gottes« anzuvertrauen.

Das also sind die »einfachen« Koordinaten des christlichen Lebens, die Papst Franziskus bei der heiligen Messe in Santa Marta am Montag, den 26. Juni, unterbreitete. Die erste Lesung aus dem Buch Genesis (12,1-9), merkte der Papst sofort an, »handelt vom Anfang unserer Familie, vom Anfang von uns Christen als Volk«. Und »es begann so, mit Abraham«, erklärte der Papst, »und aus diesem Grund sagen wir, dass Abraham unser Vater ist«. Doch gerade »die Art und Weise, wie Abraham berufen wurde, bezeichnet auch den Stil des christlichen Lebens, den Stil…« Abraham nämlich gibt eine Antwort auf die Frage, »wie wir Christen sein sollen: Wenn du willst, dann geh einfach da hin, lies das, und du wirst den Stil haben.« Einen Stil, der sich gewiss »auch in den Evangelien findet«.

Doch gerade »wie im Samen die DNS der Frucht liegt, die später kommt, so ist in Abraham der Stil des christlichen Lebens, der Stil von uns als Volk«. Und »eine erste Dimension dieses Stiles ist die Entäußerung«, verdeutlichte Franziskus. »Das erste Wort«, das der Herr zu Abraham sagt, ist: »Zieh weg.« Somit »bringt das Christsein immer diese Dimension der Entsagung und Entäußerung mit sich, die ihre Fülle in der Entäußerung Jesu am Kreuz findet«. Deshalb »ist da immer ein ›Zieh weg!‹, ›Verlasse!‹, um den ersten Schritt zu tun: ›Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft, aus deinem Vaterhaus‹«, lautet das Gebot des Herrn, das an Abraham ergeht.

Doch »wenn wir unser Gedächtnis etwas anstrengen «, so der Papst weiter, »dann werden wir sehen, dass die Berufung der Jünger in den Evangelien ein Geh weg!‹, ›Verlasse!‹, ›Komm!‹ ist«. So ist es »auch in den Propheten, denken wir an Elischa, der den Acker bearbeitet: ›Lass das sein und komm!‹ – ›Aber erlaub mir doch wenigstens, mich von meinen Eltern zu verabschieden!‹ – ›Nun, geh und komm zurück‹«. Es ist dies immer der Stil des »Verlasse und komm!« »Ein Christ muss diese Fähigkeit der Entsagung haben«, unterstrich der Papst. »Andernfalls sind das keine echten Christen« und gewiss »sind das nicht jene, die sich nicht, sagen wir es so, mit Jesus am Kreuz entkleiden und kreuzigen lassen «, wie dies zum Beispiel der heilige Paulus tat.

Und »Abraham, sagt der Brief an die Hebräer, ›gehorchte aus Glauben‹ und brach in ein Land auf, das er als Erbe erhalten sollte, und er brach auf, ohne zu wissen, wohin er ging«. Im übrigen »hat der Christ kein Horoskop, um in die Zukunft zu sehen. Er geht nicht zum Wahrsager, der eine Kristallkugel hat«, weil er »will, dass er ihm die Hand liest: nein, er weiß nicht, wohin er geht, er wird geführt«.

Also »ist das gleichsam die erste Dimension unseres christlichen Lebens: die Entsagung und Entäußerung«. Und »warum das? Aus dem Grund einer starken Askese? Nein, um hin zu einer Verheißung zu gehen«. Und das nun ist »die zweite« Dimension, auf die Franziskus verwies: »Wir sind Männer und Frauen, die zu einer Verheißung unterwegs sind, zu einer Begegnung, zu etwas – zu einem Land, wird Abraham gesagt –, das wir als Erbe empfangen sollen«.

»Mir gefällt es«, vertraute der Papst an, »wie in diesem Abschnitt und in den folgenden Abschnitten dieses Kapitels wiederholt wird, dass Abraham kein Haus errichtet: Er schlägt ein Zelt auf, da er weiß, dass er unterwegs ist und auf Gott vertraut, er vertraut auf Gott.« Und »er, der Herr, wird ihn wissen lassen, welches das Land sein wird. Wir haben gelesen, dass er es ihn hat sehen lassen: ›Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land.‹« Seinerseits – »was baute Abraham, ein Haus? Nein. Einen Altar, um den Herrn anzubeten: er bringt das Opfer dar und nimmt dann das Zelt und setzt seinen Weg fort.«

Daher ist er »immer unterwegs. Eine Haltung, die uns in Erinnerung ruft, dass »der Christ, der stillsteht, kein wahrer Christ ist: der Weg beginnt alle Tage am Morgen neu, der Weg des Anvertrauens an den Herrn, der Weg, der offen ist für die Überraschungen des Herrn, die viele Male nicht gut, die viele Male hässlich sind – denkenwir an eine Krankheit, an einen Todesfall –, doch offen, denn ich weiß, dass Du mich an einen sicheren Ort bringen wirst, zu einem Land, das Du für mich vorbereitet hast«. Das heißt also, so der Papst weiter: »der Mensch unterwegs, der Mensch, der in einem Zelt lebt, in einem geistlichen Zelt: wenn man sich zu gut einrichtet, zu sehr festsetzt, dann verliert unsere Seele diese Dimension, hin zu einer Verheißung unterwegs zu sein, und statt zur Verheißung zu gehen trägt sie die Verheißung und besitzt die Verheißung«. Doch »das ist nicht in Ordnung, das ist nicht christlich im eigentlichen Sinn«.

»Eine weitere Charakteristik, eine weitere Dimension des christlichen Lebens, die wir hier sehen, in diesem Samen des Anfangs unserer Familie, ist der Segen«, erklärte Franziskus. Der Papst machte darauf aufmerksam: »fünf Mal wird das Wort ›Segen, segnen‹ ausgesprochen, fünf Mal in diesem kleinen Abschnitt von neun Versen « aus dem Buch Genesis. Denn »der Christ ist ein Mann, eine Frau, der oder die ›segnet‹, das heißt: gut spricht von Gott und den anderen, und der sich von Gott und den anderen für seine Weise, weiterzugehen, segnen lässt«.

Zusammenfassend gesagt, so der Papst, »ist dies ein Schema, sagen wir es so, unseres christlichen Lebens: die Entäußerung, die Verheißung und der Segen, sowohl der Segen, den Gott uns gibt, als auch der Segen, den wir den anderen geben «. Denn »alle, auch ihr Laien, müsst die anderen segnen, gut von den anderen und gut zu Gott von den anderen sprechen. Und das ist ›segnen‹«. Doch »wir sind es gewohnt«, warnte Franziskus, »oft nicht gut vom Nächsten zu sprechen, und die Zunge ist ein wenig so in Bewegung, wie sie will, nicht wahr?«.

Aus diesem Grund »gefällt mir das Gebot, das Gott unserem Vater Abraham als Zusammenfassung des Lebens anvertraut, wie er sein soll: ›Wandle in meiner Gegenwart und sei rechtschaffen.‹ « Also: »›Wandle in meiner Gegenwart‹, das heißt vor mir, indem du dich von mir entäußern lässt und die Verheißungen annimmst, die ich dir mache, im Vertrauen auf mich, ›und sei rechtschaffen‹«. Im Grunde, kommentierte Franziskus, »ist das christliche Leben so einfach. Abschließendriet der Papst, den Stil »der Entsagung und Entäußerung, die Verheißung im Vertrauen auf Gott und das Zelt – ohne sich zu sehr einzurichten und festzusetzen – und den Segen« nicht zu vergessen.

 



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