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BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER DES INTERNATIONALEN SYMPOSIUMS ZUM THEMA:
"DIE VERWALTUNG DER KIRCHLICHEN GÜTER DER INSTITUTE GEWEIHTEN LEBENS UND DER GESELLSCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS IM DIENST DES
HUMANUM UND DER SENDUNG DER KIRCHE"

Päpstliche Universität Antonianum, 8.-9. März 2014

 

An den verehrten Bruder Kardinal João Braz de Aviz,
Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens

Meinen herzlichen Gruß sende ich Ihnen und allen Teilnehmern am Internationalen Symposium über das Thema »Die Verwaltung der kirchlichen Güter der Institute geweihten Lebens und der Gesellschaften apostolischen Lebens im Dienst des ›Humanum‹ und der Sendung der Kirche«.

Unsere Zeit ist geprägt von bedeutenden Veränderungen und Fortschritten auf zahlreichen Gebieten, mit wichtigen Folgen für das Leben der Menschen. Die erreichten Ziele haben zwar die Armut vermindert, aber oft haben sie dennoch dazu beigetragen, eine Wirtschaft der Ausgrenzung und der Ungleichheit aufzubauen: »Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichtemacht« (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 53). Angesichts der Unsicherheit, in der der größte Teil der Männer und Frauen unserer Zeit lebt, ebenso wie angesichts der geistlichen und sittlichen Schwachheit vieler, insbesondere junger Menschen, fühlen wir uns als christliche Gemeinschaft herausgefordert. Die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens können und müssen tragende und handelnde Subjekte sein, wenn es darum geht, zu leben und zu bezeugen, dass das Prinzip der Unentgeltlichkeit und die Logik des Geschenks ihren Platz in der wirtschaftlichen Tätigkeit finden. Das Gründungscharisma eines jeden Instituts ist vollkommen eingebunden in diese »Logik «: Durch euer Geschenk-Sein als geweihte Personen leistet ihr euren wahren Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung. Die Treue zum Gründungscharisma und zum daraus folgenden geistlichen Erbe bleibt, zusammen mit den Zielen, die einem jeden Institut zu eigen sind, das erste Kriterium zur Bewertung der Verwaltung und Führung sowie aller Maßnahmen, die in den Instituten ergriffen werden, auf allen Ebenen: Es »lenkt die Natur des Charismas die Kräfte, festigt die Treue und richtet die apostolische Arbeit aller auf die eine Sendung aus« (Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 45). Man muss aufmerksam darüber wachen, dass die Güter der Institute mit Sorgfalt und Transparenz verwaltet, dass sie geschützt und bewahrt werden, indem man die vorrangige charismatisch-geistliche Dimension mit der wirtschaftlichen Dimension und der Effizienz verbindet, die ihren eigenen »humus« in der Verwaltungstradition der Institute hat, die keine Verschwendung duldet und auf den guten Gebrauch der Ressourcen achtet.

Nach dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils rief der Diener Gottes Paul VI. zu einer »neuen und echten christlichen Denkweise« sowie zu einem »neuen Stil des christlichen Lebens« auf: »Wir bemerken mit wachsamer Aufmerksamkeit, dass man in einer Zeit wie der unseren, die ganz vom Erwerb, Besitz, Genusswirtschaftlicher Güter eingenommen ist, in der öffentlichen Meinung innerhalb und außerhalb der Kirche den Wunsch, ja beinahe das Bedürfnis verspürt, die Armut des Evangeliums zu sehen und, zwar besonders dort, wo das Evangelium verkündigt und verkörpert wird« (Generalaudienz am 24. Juni 1970).

Dieses Bedürfnis habe ich auch in der diesjährigen Botschaft zur Fastenzeit in Erinnerung gerufen. Die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens waren stets prophetische Stimme und lebendiges Zeugnis der Neuheit, die Christus ist, der Gleichgestaltung mit ihm, der arm geworden ist, um uns durch seine Armut reich zu machen. Diese liebevolle Armut ist Solidarität, Teilen und Nächstenliebe und kommt zum Ausdruck in der Nüchternheit, in der Suche nach Gerechtigkeit und in der Freude über das Wesentliche, als Warnung vor den materiellen Götzen, die den wahren Sinn des Lebens verdunkeln. Wir brauchen keine theoretische Armut, sondern eine Armut, die man lernt, indem man das Fleisch des armen Christus berührt, in den Geringen, in den Armen, in den Kranken, in den Kindern. Ihr sollt noch heute die Vorposten der Achtsamkeit sein gegenüber allen Armen und allen Nöten – der materiellen, sittlichen und geistlichen – zur Überwindung von allem Egoismus in der Logik des Evangeliums, die lehrt, auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen.

Ich bringe der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, die das Symposium ausgerichtet und organisiert hat, meinen Dank zum Ausdruck und hoffe, dass es die erhofften Früchte bringen wird. Dafür rufe ich die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria an und segne euch alle.

Aus dem Vatikan, am 8. März 2014

FRANZISKUS

 



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