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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DAS NATIONALE OLYMPISCHE KOMITEE
ITALIENS (CONI)

Petersdom
Freitag, 19. Dezember 2014

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Liebe Freunde aus dem CONI!

Ich begrüße Sie alle herzlich und danke dem Präsidenten für seine freundlichen Worte. In der heutigen Zeit ist der Sport in der Kirche zu Hause und diese Begegnung ist der Beweis dafür: wir feiern gemeinsam Ihr 100-jähriges Bestehen, ein wichtiger Jahrestag für den italienischen Sport.

Seit 100 Jahren fördert, organisiert, leitet das Nationale Italienische Olympische Komitee den Sport in Italien, und das nicht nur in Funktion des großen globalen Ereignisses der Olympischen Spiele, sondern auch durch die Förderung der sozialen, erzieherischen und kulturellen Dimension des Volkssports. Dabei inspiriert es sich an den grundlegenden Prinzipien der Olympischen Charta, die zu ihren Hauptzielen die Zentralität der Person, die harmonische Entwicklung des Menschen, den Schutz der Menschenwürde zählt und auch das Ziel hat, »zur Schaffung einer besseren Welt beizutragen, ohne Kriege und Spannungen, indem die jungen Menschen durch die Ausübung des Sports ohne irgendeine Form der Diskriminierung […] im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay erzogen werden« (Internationales Olympisches Komitee, Olympische Charta, 6).

Der Sport hat von jeher einen Universalismus gefördert, dessen Merkmale Brüderlichkeit und Freundschaft zwischen den Völkern, Eintracht und Frieden zwischen den Nationen, Respekt, Toleranz und Harmonie der Verschiedenheiten sind. Jedes Sportereignis – und vor allem die Olympischen Spiele, wo Vertreter der Nationen mit unterschiedlicher Geschichte, Kultur, Tradition und verschiedenen Glaubensüberzeugungen und Werten miteinander wetteifern – kann zum Vermittler einer geistigen Kraft werden, die in der Lage ist, neue – und zuweilen unerwartete – Wege in der Überwindung von Konflikten zu eröffnen, die von der Verletzung der Menschenrechte verursacht worden sind.

Das Olympische Motto »Citius, altius, fortius« ist keine Aufforderung zur Vorherrschaft einer Nation über die andere, eines Volkes über ein anderes Volk, und genauso wenig zur Ausgrenzung des Schwächsten und Schutzlosesten, sondern bezeichnet vielmehr die Herausforderung, der wir alle uns stellen sollen, nicht nur die Athleten: das heißt Mühen und Opfer auf uns nehmen, um die wichtigen Ziele im Leben zu erreichen, und dabei die eigenen Grenzen zu akzeptieren, ohne sich von ihnen aufhalten zu lassen, sondern indem wir uns selbst zu überwinden suchen.

Ich lade Sie ein, auf diesem Weg weiterzugehen. Ich ermutige Ihre erzieherische Arbeit, die Sie sowohl in den Schulen durchführen als auch in der Welt der Arbeit und der Solidarität, um einen Sport zu fördern, der für alle zugänglich sowie aufmerksam für die Schwächsten und die prekärsten Schichten der Gesellschaft ist; einen inklusiven Sport in Bezug auf Personen mit verschiedenen Behinderungen, die Fremden, diejenigen, die in den Randgebieten leben und Räume der Begegnung, der Geselligkeit, des miteinander Teilens und des Spiels brauchen; ein Sport, der nicht Nützlichkeit zum Ziel hat, sondern die Entwicklung der menschlichen Person in einem Stil der Unentgeltlichkeit.

Ich weiß, dass der CONI als Erster in seine Organisation einen Olympia-Seelsorger aufgenommen hat, was von anderen Nationalkomitees immer mehr nachgeahmt wurde. Es handelt sich dabei um eine freundschaftliche Präsenz, welche die Nähe der Kirche auch dadurch zum Ausdruck bringen will, dass sie in den Sportlern ein starkes Bewusstsein für den »geistlichen Wettkampf« zu fördern sucht. Denn es gibt einige für den Sport

charakteristische Worte, die man auf das geistliche Leben beziehen kann. Das haben auch die Heiligen verstanden, die Leidenschaft, Begeisterung, Ausdauer, Entschlossenheit, Herausforderung und Grenzen zu deuten wussten mit dem Blick auf ein Jenseits, mit einem Blick, der über sich selbst hinaus auf den Horizont Gottes gerichtet ist. Der heilige Paulus lädt ein, sich in der Frömmigkeit zu üben: »Denn körperliche Übung nützt nur wenig, die Frömmigkeit aber ist nützlich zu allem: Ihr ist das gegenwärtige und das zukünftige Leben verheißen« (1 Tim 4,8).

Liebe Freunde, ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren Dienst. Alles Gute auch für die Kandidatur Roms für die Austragung der Olympischen Spiele 2024. Ich werde nicht dabei sein! Der Herr segne Sie alle und Ihre Familien. Bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten! Gesegnete Weihnachten!

 



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