Index   Back Top Print

[ DE  - EN  - ES  - FR  - IT  - PT ]

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER EINES VON DER
APOSTOLISCHEN PÖNITENTIARIE VERANSTALTETEN KURSES
ÜBER DAS FORUM INTERNUM

Freitag, 9. März 2018

[Multimedia]


 

Liebe Brüder, guten Tag!

Ich grüße euch alle herzlich, angefangen bei Kardinal Mauro Piacenza, dem ich für seine Worte danke. Mein Gruß geht an die ganze Familie der Apostolischen Pönitentiarie und die Teilnehmer am Kurs über das Forum Internum, der sich in diesem Jahr mit Blick auf die kommende Synode über die Jugend mit dem Verhältnis zwischen sakramentaler Beichte und der Unterscheidung in Bezug auf die Berufung beschäftigt hat. Dies ist ein äußerst aktuelles Thema, das einige Überlegungen verdient, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Ihr Beichtväter, besonders die zukünftigen Beichtväter, habt sozusagen den Vorteil, jung zu sein und deshalb das Sakrament der Versöhnung als »Junge unter den Jungen« leben zu können. Und nicht selten begünstigt die altersmäßige  Nähe sogar den sakramentalen Dialog aufgrund einer natürlichen Affinität des Sprachgebrauchs. Dies kann eine Erleichterung darstellen, und es ist ein angemessener Umstand zur Förderung authentischer christlicher Persönlichkeiten. Es ist jedoch auch eine Angelegenheit, die nicht ohne Grenzen und sogar Risiken ist, da ihr am Anfang eures Dienstes steht und deshalb noch zu all jenen Erfahrungen kommen müsst, die ein »altbewährter Beichtvater« nach Jahrzehnten des Hörens der Büßer hat.

Wie also soll man diesen Umstand leben? Welche Aufmerksamkeit sollen wir dem Hören der sakramentalen Beichte besonders bei jungen Menschen schenken, und dies vor allem im Hinblick auf eine mögliche Unterscheidung in Bezug auf die Berufung? Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es immer notwendig ist, die »instrumentelle« Dimension unseres Dienstes neu zu entdecken, wie Thomas von Aquin sagt. Der Priester und Beichtvater ist nicht die Quelle der Barmherzigkeit oder der Gnade; er ist sicherlich das unverzichtbare Werkzeug, aber immer nur ein Instrument! Und wenn sich der Priester dessen bemächtigt, hindert er Gott daran, in den Herzen zu wirken. Dieses Bewusstsein muss eine sorgfältige Wachsamkeit gegenüber der Gefahr begünstigen, »Meister des Gewissens« zu werden, vor allem im Verhältnis zu jungen Menschen, deren Persönlichkeit sich noch in der Entwicklung befindet und daher viel leichter zu beeinflussen ist.

Wenn man daran denkt, dass man nur das Werkzeug der Versöhnung ist und sein sollte, so ist das die erste Voraussetzung, um eine Haltung des demütigen Hörens auf den Heiligen Geist einzunehmen, die eine echte Anstrengung der Unterscheidung gewährleistet. Werkzeuge zu sein ist keine Minderung des Dienstes, sondern im Gegenteil dessen volle Verwirklichung, denn in dem Maße, in dem der Priester verschwindet und Christus, der ewige Hohepriester, klarer in Erscheinung tritt, verwirklicht sich unsere Berufung als »unnütze Knechte«. Zweitens muss man es verstehen, Fragen zuzuhören, bevor man Antworten anbietet. Antworten zu geben, ohne sich darum bemüht zu haben, den Fragen der jungen Menschen zuzuhören, und ohne dort echte Fragen zu erwecken, wo es notwendig ist, wäre eine falsche Haltung. Der Beichtvater ist dazu berufen, ein Mann des Zuhörens zu sein: menschliches Hören des Büßers und göttliches Hören auf den Heiligen Geist. Wenn wir dem Bruder oder der Schwester im sakramentalen Gespräch wirklich zuhören, hören wir Jesus selbst, arm und demütig; indem wir auf den Heiligen Geist hören, versetzen wir uns in aufmerksamen Gehorsam, werden Hörer des Wortes und bieten daher unseren jungen Büßern den größten Dienst: Wir bringen sie in Kontakt mit Jesus selbst.

Wenn diese beiden Elemente vorhanden sind, kann sich der sakramentale Dialog wirklich jenem behutsamen und betenden Weg öffnen, der die Unterscheidung in Bezug auf die Berufung ist. Jeder junge Mensch sollte Gottes Stimme sowohl in seinem eigenen Gewissen als auch durch das Hören auf das Wort vernehmen können. Und auf diesem Weg ist es wichtig, dass er von der weisen Begleitung des Beichtvaters getragen wird, der manchmal – auf Bitten der jungen Menschen selbst und niemals dadurch, dass man sich selbst vorbringt – zum geistlichen Vater werden kann. Die Unterscheidung in Bezug auf die Berufung besteht vor allem in einem Lesen der Zeichen, die Gott selbst schon durch seine persönlichen Eigenschaften und Neigungen, durch seine Begegnungen und durch das Gebet in das Leben des jungen Menschen gesetzt hat: ein langes Gebet, in dem man mit Einfachheit die Worte Samuels wiederholt: »Rede, Herr; denn dein Diener hört« (1 Sam 3,9). Das Gespräch der sakramentalen Beichte wird so zu einer privilegierten Gelegenheit der Begegnung, damit beide, der Büßer und der Beichtvater, auf den Willen Gottes hören und so entdecken, was sein Plan sein könnte, unabhängig von der Form der Berufung. In der Tat fällt die Berufung mit keiner Form zusammen und kann dies nie! Dies würde zum Formalismus führen! Die Berufung ist die Beziehung zu Jesus: eine lebenswichtige und unverzichtbare Beziehung.

Die Kategorien, die den Beichtvater definieren, entsprechen der Realität: »Arzt und Richter«, »Hirt und Vater«, »Lehrer und Erzieher«. Doch besonders für die jüngeren Menschen ist der Beichtvater berufen, vor allem ein Zeuge zu sein. Zeuge im Sinne von »Märtyrer«, berufen, für die Sünden der Brüder und Schwestern mit-zuleiden, wie Jesus, der Herr; und dann ein Zeuge der Barmherzigkeit, jener Herzmitte des Evangeliums, die die Umarmung des Vaters für den verlorenen Sohn ist, der nach Hause zurückkehrt. Der Beichtvater, der Zeuge ist, macht die Erfahrung der Barmherzigkeit wirksamer und eröffnet den Gläubigen einen neuen und großen Horizont, den nur Gott dem Menschen geben kann.

Liebe junge Priester, zukünftige Priester und liebe Pönitentiare, seid Zeugen der Barmherzigkeit, seid demütige Zuhörer der jungen Menschen und Gottes Willens für sie, achtet immer auf das Gewissen und die Freiheit derer, die zur Beichte kommen, weil Gott selbst ihre Freiheit liebt. Und vertraut die Büßer Ihr an, die Zuflucht der Sünder und Mutter der Barmherzigkeit ist.

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana