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EUCHARISTIEFEIER AUF DEM PETERSPLATZ AM PALMSONNTAG

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.

24. März 2002

XVII. Weltjugendtag 
"Ihr seid das Salz der Erde. . . ihr seid das Licht der Welt" (Mt 5, 13-14)

 

1. "Pueri Hebraeorum, portantes ramos olivarum. . . 
Die Kinder von Jerusalem trugen Zweige in den Händen. Sie zogen dem Herrn entgegen". 

1. So singen wir in der liturgischen Antiphon, die an diesem Sonntag – der Palmsonntag genannt wird – die feierliche Prozession mit den Oliven- und Palmzweigen begleitet. Erneut konnten wir erleben, was sich an jenem Tag ereignet hat: In der jubelnden Menge um Jesus, der auf einer Eselin in Jerusalem einzog, waren auch sehr viele Kinder. Einige Phärisäer wollten, daß Jesus sie zum Schweigen brächte, aber Er antwortete, daß die Steine schreien würden, wenn sie geschwiegen hätten (vgl. Lk 19, 39 – 40).

Auch heute sind, Gott sei Dank, viele junge Menschen hier auf den Petersplatz gekommen. Die »Kinder von Jerusalem« sind zu jungen Männern und Frauen aller Nationen, Sprachen und Kulturen geworden. Willkommen, ihr Lieben! An jeden von euch richte ich meinen herzlichsten Gruß. Das heutige Treffen bereitet uns auf den kommenden Weltjugendtag vor: Er wird im kanadischen Toronto, einer der kosmopolitischsten Städte der Welt, stattfinden. Dort befindet sich auch schon das Kreuz der Jugendlichen, das die jungen Italiener am Palmsonntag des vergangenen Jahres ihren kanadischen Altersgenossen übergeben haben. 

2. Das Kreuz steht im Mittelpunkt der heutigen Liturgie. Ihr, liebe Jugendliche, beweist durch eure aufmerksame und begeisterte Teilnahme an dieser festlichen Feier, daß ihr euch des Kreuzes nicht schämt. Ihr fürchtet euch nicht vor dem Kreuz Christi. Im Gegenteil, ihr liebt und verehrt es, weil es das Zeichen des Erlösers ist, der für uns gestorben und auferstanden ist. Wer an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus glaubt, trägt das Kreuz als Siegeszeichen, als unzweifelhaften Beweis dafür, daß Gott die Liebe ist. Durch die vollkommene Hingabe seiner selbst, eben durch das Kreuz, hat unser Heiland die Sünde und den Tod endgültig überwunden. Deshalb rufen wir ihm jubelnd zu: »Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.« 

3. »Er war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen« (Ruf vor der Passion). Mit diesen Worten des Apostels Paulus, die bereits in der Zweiten Lesung erklungen sind, haben wir soeben unseren Ruf vor dem Beginn des Passionsberichts erhoben. Sie bringen unseren Glauben zum A sdruck, den Glauben der Kirche. 

Der Glaube an Christus ist jedoch nie etwas Selbstverständliches. Die Lesung seiner Passion stellt uns vor Christus, der in seiner Kirche lebt. Das Ostergeheimnis, das wir in den Tagen der Karwoche aufs neue erleben, ist stets aktuell. Wir sind heute die Zeitgenossen des Herrn, und – ebenso wie die Menschen in Jerusalem, wie die Jünger und die Frauen – wir sind aufgerufen, uns zu entscheiden, ob wir mit Ihm sein oder aber fliehen oder bloße Zuschauer bei seinem Tod sein wollen. 

In der Karwoche öffnet sich jedes Jahr erneut jene große Bühne, auf der sich das endgültige Drama entscheidet, und zwar nicht nur für eine Generation, sondern für die gesamte Menschheit und für jeden einzelnen Menschen

4. Der Passionsbericht hebt die Treue Christi hervor im Gegensatz zur menschlichen Untreue. In der Stunde der Prüfung, als alle – auch die Jünger und sogar Petrus – Jesus verlassen (vgl. Mt 26, 56), bleibt Er treu und ist bereit, sein Blut zu vergießen, um den Ihm vom Vater anvertrauten Auftrag zu erfüllen. An seiner Seite steht Maria, still und leidend. 

Liebe Jugendliche! Lernt von Jesus und von seiner und unserer Mutter. Die wahre Stärke des Menschen zeigt sich in der Treue, mit der er zum Zeugnis für die Wahrheit fähig ist und dabei Schmeicheleien und Drohungen, Unverständnis und Erpressung, ja sogar harter und gnadenloser Verfolgung widersteht. Das ist der Weg, auf dem unser Heiland uns in seine Nachfolge ruft. 

Nur wenn ihr dazu bereit seid, werdet ihr zu dem, was Jesus von euch erwartet, nämlich zum »Salz der Erde« und »Licht der Welt« (Mt 5, 13 –14). Genau dies ist, wie ihr wißt, das Thema des nächsten Weltjugendtages. Das Bild des Salzes »…erinnert uns daran, daß durch die Taufe unser ganzes Sein tiefgreifend verändert worden ist, weil es mit dem neuen Leben, das von Christus kommt, ›gewürzt‹ worden ist (vgl. Röm 6, 4)« (Botschaft zum XVII. Weltjugendtag, 2). 

Liebe junge Menschen, verliert nie euren »Geschmack« als Christen, den Geschmack des Evangeliums! Haltet ihn lebendig, indem ihr ständig das Ostergeheimnis betrachtet: Das Kreuz sei eure Schule der Weisheit. Rühmt euch ausschließlich dieses erhabenen Lehrstuhls der Wahrheit und Liebe. 

5. Die Liturgie lädt uns ein, mit Jesus, dem die jungen Juden zujubeln, nach Jerusalem hinaufzugehen. In Kürze wird Er »leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen« (Lk 24, 46). Der hl. Paulus hat uns daran erinnert, daß Jesus »sich entäußerte und wie ein Sklave wurde« (vgl. Phil 2, 7), um für uns die Gnade der göttlichen Sohnschaft zu erwirken. Hieraus entspringt die wahre Quelle des Friedens und der Freude für jeden von uns! Hierin liegt das Geheimnis der österlichen Freude, die aus den Qualen der Passion hervorgeht

Mein Wunsch ist, liebe junge Freunde, daß jeder von euch Anteil an dieser Freude haben möge. Der, den ihr als Meister gewählt habt, ist kein Händler von Illusionen; er ist weder ein Mächtiger dieser Welt noch ein schlauer und gewandter Rechthaber. Ihr wißt, wem ihr zu folgen beschlossen habt: Es ist der auferstandene Gekreuzigte! Der für euch gestorbene und für euch auferstandene Christus. 

Und die Kirche versichert euch, daß ihr nicht enttäuscht werdet. Niemand außer Ihm kann euch nämlich jene Liebe, jenen Frieden und jenes ewige Leben geben, nach denen euer Herz sich zutiefst sehnt. Selig seid ihr, junge Menschen, wenn ihr zu treuen Jüngern Christi werdet! Glücklich seid ihr, wenn ihr in jeder Lebensstituation bereit seid zu bezeugen, daß dieser Mensch wirklich der Sohn Gottes ist (vgl. Mt 27, 39)! 

Es führe und begleite euch Maria, die Mutter des menschgewordenen Wortes, die sich zur Fürsprecherin jedes Menschen macht, der das Licht der Welt erblickt. 

 

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