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APOSTOLISCHE REISE NACH TORONTO,  
GUATEMALA-STADT UND MEXIKO-STADT

HEILIGSPRECHUNG VON BRUDER PEDRO DI SAN JOSÉ DI BETANCURT

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.  

Guatemala-Stadt
Dienstag, 30. Juli 2002

 

1. »Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid …Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25, 34. 40). Denkt man nicht unwillkürlich, daß diese Worte Jesu, mit denen die Menschheitsgeschichte einmal abgeschlossen werden wird, auch auf Bruder Pedro zutreffen? Denn er hat sich wahrhaftig mit großer Hochherzigkeit dem Dienst an den Ärmsten und Verlassensten gewidmet. 

Wenn ich heute Bruder Pedro di San José de Betancur in das Verzeichnis der Heiligen einschreibe, tue ich es in der Überzeugung, daß seine Botschaft äußerst aktuell ist. Mit seinem Glauben und seinem Vertrauen auf Gott überquerte der neue Heilige den Atlantik, um den Armen und den Ureinwohnern in Amerika zu dienen: zunächst in Kuba, dann in Honduras und schließlich in dem gesegneten Land Guatemala, seinem »Land der Verheißung«. 

2. Ich danke herzlich für die freundlichen Worte, die der Erzbischof von Guatemala, Rodolfo Quezada, an mich gerichtet und mit denen er mir diese geliebten kirchlichen Gemeinschaften vorgestellt hat. Ich begrüße die Herren Kardinäle, die Bischöfe von Guatemala, den Bischof von Teneriffa und alle, die aus verschiedenen Ländern Amerikas gekommen sind. 

Mit besonderer Hochschätzung grüße ich die Priester und Ordensleute. Einen lieben Gruß richte ich auch an die Brüder des Ordens der Betlehemiten und an die Betlehemiten-Schwestern, die auf eine Inspiration von Mutter Encarnación Rosal zurückgehen, der ersten guatemaltekischen Seligen und Reformatorin der Gemeinschaft, aus der die Gründung erwuchs, mit der die Grundwerte der Jünger von Bruder Pedro erneuert wurden. 

Ich danke insbesondere für die Anwesenheit der Staatspräsidenten der Republiken von Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und der Dominikanischen Republik sowie des Premierministers von Belize und den zivilen Autoritäten. Mein Dank gilt auch für die Teilnahme der offiziellen Mission an dieser Feier, die die spanische Regierung zu diesem Anlaß entsandt hat. 

In gleicher Weise möchte ich den vielen Ureinwohnern meine Hochschätzung und Nähe aussprechen. Der Papst vergißt euch nicht, und er ermutigt euch – während er die Werte eurer Kultur bewundert –, voll Hoffnung die manchmal sehr schwierigen Situationen durchzustehen, in denen ihr lebt. Baut verantwortungsvoll eure Zukunft, arbeitet für den harmonischen Fortschritt eurer Völker! Ihr verdient volle Achtung und habt das Recht, euch in der Gerechtigkeit, in der ganzheitlichen Entwicklung und im Frieden voll zu verwirklichen. 

3. »Daß ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet« (Eph 3, 16 –17). Diese Worte des Apostel Paulus, die wir heute gehört haben, machen deutlich, wie die innere Begegnung mit Christus den Menschen umwandelt und mit Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten erfüllt. 

Bruder Pedro war schon in seiner Heimat Teneriffa und dann während seines ganzen Lebens ein Mann des tiefen Gebetslebens. Auch als er hierherkam, suchte er besonders in der Einsiedelei von Kalvaria den Willen Gottes allzeit zu ergründen. 

Darum ist er ein leuchtendes Vorbild für die Christen von heute, die er daran erinnert, daß es, um heilig zu sein, »ein Christentum braucht, das sich besonders durch die Kunst des Gebets auszeichnet« (Novo millennio ineunte, 32). Ich erneuere also meine Mahnung an alle christlichen Gemeinschaften von Guatemala und in den anderen Ländern, authentische Schulen des Gebets zu werden, in denen das Gebet der Schwerpunkt aller Tätigkeiten ist. Ein intensives Gebetsleben trägt immer reiche Früchte. 

Bruder Pedro formte so seine Spiritualität, besonders in der Betrachtung der Geheimnisse von Betlehem und des Kreuzes. Durch die Betrachtung der Geburt und Kindheit Jesu versenkte er sich so tief in das grundlegende Ereignis der Menschwerdung des Wortes, daß er gleichsam ganz von selbst das Antlitz Gottes im Menschen, in der Betrachtung des Kreuzes, entdeckte; und er fand die Kraft, die Barmherzigkeit an den Kleinsten und Ärmsten heroisch zu üben. 

4. Wir sind heute Zeugen der tiefsten Wahrheit der Worte des Psalms, den wir soeben gesprochen haben: Der Gerechte »fürchtet sich nie … Reichlich gibt er den Armen, sein Heil hat Bestand für immer« (Ps 112, 8–9). Die Gerechtigkeit, die Bestand hat, ist die, die mit Demut geübt wird, indem man das Leben der Schwestern und Brüder im Herzen teilt und überall den Geist der Vergebung und des Erbarmens verbreitet. 

Pedro de Betancur zeichnete sich besonders durch die Barmherzigkeit aus, die er in Demut und durch ein strenges Leben übte. Er fühlte in seinem Herzen als Diener die Mahnung des Apostels Paulus: »Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen« (Kol 3, 23). Deshalb war er denen, die in Not lebten, wirklich ein Bruder, und er verzehrte sich in Zärtlichkeit und grenzenlose Liebe für ihr Heil. Das wurde in den Ereignissen seines Lebens sichtbar, wie in seiner Hingabe an die Kranken in dem kleinen Krankenhaus Unserer Lieben Frau von Betlehem, der Wiege des Betlehemiten-Ordens. 

Der Heilige lädt uns auch heute dringend dazu ein, die Barmherzigkeit in der heutigen Gesellschaft zu üben, vor allem, wenn so viele auf eine ausgestreckte Hand warten, die ihnen hilft. Wir denken an die Kinder und Jugendlichen ohne Elternhaus und ohne Bildung, an die alleinstehenden Frauen, die mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, an die große Schar von Ausgegrenzten in den Großstädten, an die Opfer der organisierten Kriminalität, der Prostitution und Drogen, an die Kranken ohne Beistand oder an die vereinsamten Alten. 

5. Bruder Pedro »ist ein Erbe, das nicht verlorengehen darf, das einer ständigen Dankespflicht und einem erneuerten Vorsatz zur Nachahmung anvertraut werden muß« (Novo millennio ineunte, 7). Dieses Erbe soll in den Christen und in allen Bürgern den Wunsch wecken, die menschliche Gemeinschaft in eine große Familie zu verwandeln, in der die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen menschenwürdig sind und die Würde der Person durch die tatsächliche Anerkennung ihrer unveräußerlichen Rechte bekräftigt werden. 

Ich möchte schließen, indem ich daran erinnere, daß die Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria das Gebet und die karitative Tätigkeit von Bruder Pedro prägte. Sie möge auch uns führen, damit wir, erleuchtet vom Vorbild des Pedro de Betancur, der als »Mensch, der zur Nächstenliebe geworden war«, bekannt wurde, zu ihrem Sohn Jesus gelangen mögen. Amen. 

Zum Abschluß der Eucharistiefeier sagte Johannes Paul II.: 

Bevor ich diesen wundervollen Ort verlasse, den Ort der Heiligsprechung des ersten Heiligen von Guatemala und von Teneriffa, möchte ich euch nochmals sagen, daß mich die Begegnung mit euch innerlich tief bewegt hat. 

Danke, vielen Dank, für diese Herzlichkeit, für diese so wunderschön geschmückten Straßen. Danke, denn ich weiß, daß hinter jedem Kreuz dieses Herz ist. Bleibt Gott, der Kirche und eurer katholischen Tradition treu, erleuchtet vo Beispiel des heiligen Bruder Pedro. Guatemala, sei immer treu unter dem Schutz des Allerheiligsten Christus von Esquipulas. Guatemala, ich habe dich ins Herz geschlossen.

Gelobt sei Jesus Christus!

 

 

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