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EUCHARISTIEFEIER MIT SELIGSPRECHUNGEN 

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

II. Sonntag der Osterzeit, 27. April 2003

 

1. »Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig« (Ps 118,1). So singt die Kirche am heutigen zweiten Sonntag der Osterzeit, dem Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Im Ostergeheimnis offenbart sich in Fülle der trostreiche Heilsplan der erbarmenden Liebe Gottes, deren erste Zeugen die Heiligen und Seligen des Himmels sind. 

Durch eine providentielle Fügung habe ich die Freude, gerade an diesem Sonntag, an dem wir die »Göttliche Barmherzigkeit« feiern, sechs neue Selige zur Ehre der Altäre zu erheben. In jedem von ihnen zeigte sich die liebevolle und erstaunliche Barmherzigkeit des Herrn auf je eigene Weise: Giacomo Alberione, Priester und Gründer der Paulinischen Familie; der Priester Marco d'Aviano vom Orden der Kapuziner; Maria Cristina Brando, Jungfrau und Gründerin der Kongregation der »Suore Vittime Espiatrici di Gesù Sacramentato«; Eugenia Ravasco, Jungfrau und Gründerin der Kongregation der »Figlie dei Sacri Cuori di Gesù e di Maria«; Maria Domenica Mantovani, Jungfrau und Mitgründerin des Instituts der »Piccole Suore della Sacra Famiglia«; Giulia Salzano, Jungfrau und Gründerin der Kongregation der »Suore Catechiste del Sacro Cuore«. 

2. »Diese [Zeichen] aber sind aufgeschrieben […], damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen« (Joh 20,31). Die Frohe Botschaft ist eine universale Nachricht, die für die Menschen jedes Zeitalters bestimmt ist. Sie richtet sich an jeden einzelnen persönlich und muß im konkreten Leben umgesetzt werden. Wenn die Christen zum »lebendigen Evangelium« werden, verwandeln sie sich in beredte »Zeichen« der Barmherzigkeit des Herrn, und ihr Zeugnis kann die Herzen der Menschen besser erreichen. Als folgsame Werkzeuge der göttlichen Vorsehung üben sie somit tiefen Einfluß auf die Geschichte aus. So war es auch bei diesen sechs Seligen aus dem geliebten Italien, dem Land so vieler Heiliger. 

3. Der sel. Giacomo Alberione erkannte die Notwendigkeit, Jesus Christus – Weg, Wahrheit und Leben – »den Menschen unserer Zeit mit den Mitteln unserer Zeit« nahezubringen, wie er selbst zu sagen pflegte. Dabei orientierte er sich am Apostel Paulus, den er als »Theologen und Architekten der Kirche« bezeichnete, wobei er dem Lehramt des Nachfolgers Petri, jenem »Leuchtfeuer« der Wahrheit in einer Welt, die oft über keine festen ideellen Anhaltspunkte mehr verfügt, stets bereitwillig und treu Folge leistete. »Eine Gruppe von Heiligen soll diese Mittel einsetzen«, sagte dieser Apostel der Neuzeit. 

Welch großartiges Erbe hinterläßt er seiner religiösen Familie! Seine geistigen Söhne und Töchter mögen den ursprünglichen Geist unverändert bewahren, um auf angemessene Weise den Anforderungen der Evangelisierung in der heutigen Welt zu entsprechen.

4. In einer anderen Zeit und in einem anderen Kontext erstrahlte der sel. Marco d'Aviano durch sein heiliges Leben, erfüllt von der tiefen Sehnsucht nach dem Gebet, nach Schweigen und nach der Anbetung des Geheimnisses Gottes. Dieser kontemplative Wanderer auf den Straßen Europas stand dank seiner von zahlreichen Wundern begleiteten mutigen Predigttätigkeit im Mittelpunkt einer umfangreichen geistigen Erneuerung. Als wehrloser Prophet der göttlichen Barmherzigkeit zwangen ihn die Umstände dazu, sich aktiv für die Verteidigung der Freiheit und der Einheit des christlichen Europas einzusetzen. Den europäischen Kontinent, der sich in diesen Jahren einer neuen Perspektive der Zusammenarbeit öffnet, erinnert der sel. Marco d’Aviano daran, daß dessen Einheit fester wird, wenn sie auf den gemeinsamen christlichen Wurzeln gründet

5. Erstaunlich ist auch das, was Gott durch Maria Cristina Brando gewirkt hat. Sie war erfüllt von einer Spiritualität der Eucharistie und der Buße, die in zwei Grundzügen zum Ausdruck kommt, die wie »zwei Zweige von dem gleichen Stamm ausgehen«: die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen. Der Wunsch, am Leiden Christi Anteil zu haben, wird gewissermaßen an die erzieherischen Werke »weitergegeben«, die darauf ausgerichtet sind, den Menschen ihre Würde ins Bewußtsein zu rufen und sie dazu zu bewegen, sich der barmherzigen Liebe des Herrn zu öffnen. 

6. Ganz erfüllt vom Wunsch, die Liebe zu den Herzen Christi und Mariä zu verbreiten, war die sel. Eugenia Ravasco. Aus der Betrachtung dieser beiden Herzen schöpfte sie die Begeisterung für den Dienst am Nächsten und widmete ihr Leben voller Freude den jungen Menschen und den Armen. Mit Weitblick verstand sie es, sich den dringenden missionarischen Anforderungen zu öffnen, und sie schenkte denen ihre besondere Fürsorge, die der Kirche »fernstehen«. 

In den Worten »Gutes tun aus Liebe zum Herzen Jesu« und »den brennenden Wunsch haben, sich für das Wohl anderer, vor allem der Jugend, einzusetzen«, kommt das Charisma zum Ausdruck, das sie dem von ihr gegründeten Institut hinterlassen hat. 

7. Den gleichen Weg ging auch die sel. Maria Domenica Mantovani. Diese bemerkenswerte Tochter Veronas, Schülerin des sel. Giuseppe Nascimbeni, ließ sich von der Heiligen Familie von Nazaret inspirieren, um sich »vollends allen« hinzugeben. Hierbei brachte sie den Bedürfnissen der »armen Leute« stets große Aufmerksamkeit entgegen. Auf außergewöhnliche Weise war sie in jeder Situation, bis zum letzten Atemzug, dem Willen Gottes treu, von dem sie sich geliebt und berufen fühlte. Welch schönes Vorbild der Heiligkeit für jeden Glaubenden! 

8. Und was ließe sich nicht alles über die sel. Giulia Salzano sagen! Ihrer Zeit weit voraus, war sie eine begeisterte Verfechterin der Neuevangelisierung, in der sie das apostolische Handeln mit dem unablässigen Gebet vor allem für die Bekehrung der »Gleichgültigen« verband.

Diese neue Selige ermutigt uns, am Glauben festzuhalten und nie das Vertrauen auf Gott zu verlieren, der alles erwirkt. Dazu berufen, Apostel des modernen Zeitalters zu sein, mögen die Gläubigen sich auch an der sel. Giulia Salzano ausrichten, »um zahlreichen Geschöpfen das unermeßliche Erbarmen Christi zuteil werden zu lassen«.

9. »Ewig währt die Huld Gottes!«, die in jedem der neuen Seligen erstrahlt. Durch sie hat Gott große Wunder vollbracht! Wahrhaft ewig ist deine Huld, o Herr! Nie verläßt du diejenigen, die sich an dich wenden.

Gemeinsam mit den neuen Seligen wiederholen wir mit kindlichem Vertrauen: »Jesus, ich vertraue auf dich! – Jezu, ufam Tobie!«: die Worte der hl. Faustyna Kowalska. Maria, Mutter der Barmherzigkeit, hilf uns, die ewig währende Huld Gottes durch unser Leben zu verkünden. Jetzt und in Ewigkeit. Amen! Halleluja!

 

 

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