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PRIESTERWEIHE IN DER PETERSKIRCHE

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

IV. Sonntag der Osterzeit, 11. Mai 2003

 

1. »Ich bin der gute Hirt« (Joh 10,11).

In dem Abschnitt aus dem Evangelium, den uns die heutige Liturgie vorstellt, bezeichnet Jesus sich selbst als den Guten Hirten, der sein Leben für seine Herde hingibt.

Der bezahlte Knecht, der die Schafe nicht als sein Eigen betrachtet, läßt sie im Stich und flieht, wenn er sich Schwierigkeiten und Gefahren gegenübersieht. Der Hirte hingegen, der jedes seiner Schafe kennt, entwickelt zu ihnen ein so tiefes Vertrauensverhältnis, daß er bereit ist, sein Leben für sie hinzugeben.

Jesus, das erhabenste Beispiel liebevoller Hingabe, lädt seine Jünger und insbesondere die Priester ein, seinen Spuren zu folgen. Er ruft jeden Priester auf, Guter Hirte der Herde zu sein, die ihm von der Vorsehung anvertraut worden ist. Anteil haben am Amt des höchsten und ewigen Priesters

2. Heute, liebe Weihekandidaten, werdet auch ihr dem Guten Hirten gleichgestaltet und zu Mitarbeitern der Apostelnachfolger berufen.

Ich begrüße euch alle sehr herzlich, an erster Stelle den Kardinalvikar, seinen Stellvertreter sowie die Weihbischöfe. Mein Gruß gilt den Rektoren und Oberen des Päpstlichen Römischen Priesterseminars und des Diözesanseminars »Redemptoris Mater«, die sich um eure Ausbildung gekümmert haben. Ferner grüße ich Kardinal Andrzej Maria Deskur, die Ausbilder der »Söhne des Kreuzes« sowie die Leiter und Ausbilder derjenigen unter euch, die zur »Gesellschaft Unserer Lieben Frau von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit« und zur »Gesellschaft des Katholischen Apostolats« gehören.

Aufrichtige Dankbarkeit spreche ich den Pfarrgemeinden, Vereinigungen, Bewegungen und Gruppen aus, denen ihr angehört. Mein Dank gilt allen, die euch geholfen haben, den Ruf des Herrn zu erkennen und anzunehmen, und insbesondere euren Familien, die euch im Glauben geformt haben und sich heute mit euch freuen.

3. Liebe Weihekandidaten, dieser Tag wird jedem von euch in unvergeßlicher Erinnerung bleiben. Heute werdet ihr »zum Dienst für Christus, den Lehrer, Priester und König, bestellt«. Ihr erhaltet Anteil an seinem Amt, »durch das die Kirche hier auf Erden ununterbrochen zum Volk Gottes, zum Leib Christi und zum Tempel des Heiligen Geistes auferbaut wird« (Presbyterorum Ordinis, 1).

Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf einige Elemente lenken, die verdeutlichen, wer der Priester im Heilsplan Gottes ist und was Kirche und Welt von ihm erwarten. Der Priester ist der Mann des Wortes und hat die Aufgabe, das Evangelium den Männern und Frauen seiner Zeit zu verkünden. Er muß dies mit ausgeprägtem Verantwortungsbewußtsein tun und sich bemühen, stets im Einklang mit dem Lehramt der Kirche zu handeln. Er ist auch ein Mann der Eucharistie, durch die er zum Wesenskern des Ostergeheimnisses vordringt. Vor allem in der heiligen Messe spürt er das Bedürfnis nach einer immer tieferen Gleichgestaltung mit dem Guten Hirten Jesus, dem höchsten und ewigen Priester.

Nährt euch also vom Wort Gottes; verweilt jeden Tag bei Christus, der im Altarsakrament wirklich gegenwärtig ist. Laßt euch von der unendlichen Liebe seines Herzens erreichen, pflegt die eucharistische Anbetung besonders in den wichtigen Augenblicken eures Lebens, wie auch bei schwierigen persönlichen und seelsorglichen Entscheidungen und zu Beginn und am Ende eures Tagesablaufs. Ich kann euch versichern, daß ich »diese Erfahrung gemacht und daraus Kraft, Trost und Stärkung geschöpft« habe! (Ecclesia de Eucharistia, 25).

4. Liebe Weihekandidaten, dem Guten Hirten Christus gleichgestaltet, werdet ihr zu Ausspendern der göttlichen Barmherzigkeit. Ihr werdet das Sakrament der Versöhnung spenden und so den Auftrag erfüllen, den der Herr nach seiner Auferstehung den Aposteln erteilt hat: »Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert« (Joh 20,22–23). Ihr werdet Zeugen zahlloser Wunder sein, die die Barmherzigkeit Gottes im Beichtstuhl wirkt!

Um die Sendung, mit der ihr heute betraut werdet, würdig erfüllen zu können, müßt ihr in ständiger Verbindung mit Gott im Gebet bleiben und durch eine regelmäßige Beichtpraxis selbst die Erfahrung seiner barmherzigen Liebe machen. Dabei sollt ihr euch auch von erfahrenen geistlichen Beratern leiten lassen, vor allem in mühevollen Lebensphasen.

5. Liebe Brüder und Schwestern aus der Diözese Rom und ihr alle, die ihr euch mit den Weihekandidaten hier versammelt habt! Der Priester, der in besonderer Weise dazu berufen ist, nach Heiligkeit zu streben, ist für das gesamte Christenvolk der Zeuge der Liebe und Freude Christi. Gemäß dem Beispiel des Guten Hirten hilft er den Gläubigen, Christus nachzufolgen und seine Liebe zu erwidern. Bleibt euren Priestern nahe; begleitet sie mit unablässigem Gebet, und bittet den Herrn beharrlich, es nicht an Arbeitern für seine Ernte fehlen zu lassen.

Und Du, Maria, »eucharistische Frau«, Mutter und Vorbild jedes Priesters, stehe diesen deinen Söhnen heute und in den Jahren ihres seelsorglichen Amts zur Seite. Wie der Apostel Johannes nehmen auch sie Dich heute »zu sich«. Erwirke Du, daß sie ihr Leben dem göttlichen Meister, der sie als seine Amtsträger erwählt hat, angleichen.

Das »Hier bin ich!«, das jeder von ihnen soeben mit jugendlicher Begeisterung ausgesprochen hat, komme jeden Tag in der großherzigen Erfüllung der Aufgaben ihres Amtes zum Ausdruck und erblühe in der Freude des Magnifikat für die »großen Dinge«, die Gottes Barmherzigkeit durch ihre Hände wirken wird. Amen.

 

 

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