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SELIGSPRECHUNG VON FÜNF DIENERN GOTTES

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

Fest der Weihe der Lateran-Basilika
Sonntag, 9. November 2003

 

1. »Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr« (1 Kor 3,17). Erneut hören wir diese Worte des Apostels Paulus in der heutigen feierlichen Liturgie zum Fest des Weihetages der Lateranbasilika, der Kathedrale von Rom und Mutter aller Kirchen.

Jeder dem Gottesdienst vorbehaltene Ort ist Zeichen jenes geistigen Tempels, der die Kirche ist. Er besteht aus lebendigen Steinen, das heißt aus den Gläubigen, die durch den einen Glauben, die Teilhabe an den Sakramenten und das Band der Nächstenliebe untereinander verbunden sind. Kostbare Steine dieses geistigen Tempels sind vor allem die Heiligen.

Die Heiligkeit als Frucht des unablässigen Wirkens des Geistes Gottes erstrahlt in den neuen Seligen: Juan Nepomuceno Zegrí y Moreno, Priester; Valentin Paquay, Priester; Luigi Maria Monti, Ordensmann; Bonifacia Rodríguez Castro, Jungfrau; Rosalie Rendu, Jungfrau. [Nach dem Beginn auf italienisch setzte der Papst seine Predigt auf spanisch fort:]

2. Die Auffassung vom Heiligtum, die uns der Prophet Ezechiel in der heutigen Liturgie vorstellt, beschreibt einen Fluß, der vom Tempel ausgeht und Leben, Kraft und Hoffnung bringt: »Wohin der Fluß kommt, dort bleibt alles am Leben« (Ez 47,9). Dieses Bild veranschaulicht die grenzenlose Güte Gottes und seinen Heilsplan, die über die Mauern des heiligen Bezirks hinausgehen, um zum Segen für die ganze Erde zu werden.

Juan Nepomuceno Zegrí y Moreno, ein rechtschaffener Priester mit einer tiefen eucharistischen Frömmigkeit, erkannte sehr deutlich, daß die Verkündigung des Evangeliums zu einem dynamischen Prozeß werden muß, der das Leben des Apostels zu verwandeln vermag. Als Pfarrer hatte er sich vorgenommen, »zur sichtbaren Vorsehung für all jene zu werden, die ihren Zustand als Waisen beklagen, den bitteren Kelch trinken und sich vom Brot des Kummers nähren« (vgl. 19. Juni 1859).

Mit diesem Vorsatz entfaltete er seine erlösende Spiritualität, die aus seiner innigen Beziehung zu Christus hervorging und auf die Liebe zu den Bedürftigsten hinorientiert war. Bei der Gründung der Mercedarierinnen von der Nächstenliebe war er beseelt von der Verehrung der Muttergottes vom Loskauf der Gefangenen, der Mutter des Erlösers, um die Liebe Gottes immer und überall zu vergegenwärtigen, wo auch nur »ein einziger Schmerz zu lindern, bei einem einzigen Unglück Trost zu spenden und ein wenig Hoffnung in die Herzen einzuflößen« war. Den Spuren des Gründers folgend, widmet sich das Institut auch in unserer Zeit dem Zeugnis und der Förderung der erlösenden Liebe. [Dann sagte Johannes Paul II. auf französisch:]

3. Pater Valentin Paquay ist wahrlich ein Jünger Christi und ein Priester nach dem Herzen Gottes gewesen. Er war ein Apostel der Barmherzigkeit und verbrachte viele Stunden im Beichtstuhl; auch besaß er die besondere Gabe, die Sünder wieder auf den rechten Weg zurückzubringen, indem er die Menschen an die Größe der göttlichen Vergebung erinnerte. Die Feier des eucharistischen Geheimnisses stellte er in den Mittelpunkt seines priesterlichen Lebens, gleichsam als Einladung an die Gläubigen, sich oft der Kommunion, dem Brot des Lebens, zu nähern.

Wie viele andere Heilige hatte sich Pater Valentin schon in jungen Jahren unter den Schutz der Gottesmutter gestellt, die er während seiner Jugendzeit in der Kirche in Tongern als »Ursache unserer Freude« anrief. Seinem Beispiel folgend, sollt ihr euren Brüdern und Schwestern dienen, um ihnen die Freude einer Begegnung mit Christus in der Wahrheit zu schenken! [Der Papst kehrte zur italienischen Sprache zurück:]

4. »Ich sah, wie unter der Tempelschwelle Wasser hervorströmte […] Wohin der Fluß kommt, dort bleibt alles am Leben« (Ez 47,1.9). Das Bild des Wassers, das alles zu neuem Leben erweckt, beschreibt sehr treffend das Dasein des sel. Luigi Maria Monti, der sich vollkommen der Heilung der körperlichen und seelischen Wunden der Kranken und Waisen gewidmet hatte. Er nannte sie gerne »die Armen Christi« und war im Dienst an ihnen von einem lebendigen Glauben beseelt, der von intensivem und ständigem Gebet unterstützt wurde. In seiner Hingabe an das Evangelium orientierte er sich stets am Vorbild der allerseligsten Jungfrau und stellte die von ihm gegründete Kongregation unter den Schutz der Unbefleckten Jungfrau Maria.

Wie aktuell ist doch die Botschaft dieses neuen Seligen! Für seine geistigen Söhne und Töchter wie auch für alle Gläubigen ist er ein Vorbild der Treue gegenüber dem Ruf Gottes und der Verkündigung des Evangeliums der Nächstenliebe; er ist ein Modell der Solidarität gegenüber den Bedürftigen und der liebevollen Hingabe an die Jungfrau Maria. [Johannes Paul II. sagte wieder auf spanisch:]

5. Die Worte Jesu im heute verkündeten Evangelium: »Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle« (Joh 2,17) stellen die heutige Gesellschaft in Frage, die mitunter versucht ist, alle Dinge als Handelsware und Profit anzusehen und dabei die Werte und die Würde, die keinen Preis haben, außer Acht zu lassen. Da der Mensch Abbild und Wohnstatt Gottes ist, benötigt er eine Läuterung, die ihn schützt, gleich welche soziale Stellung er einnehmen oder welche Arbeit er ausführen mag.

Diesem Aspekt widmete die sel. Bonifacia Rodríguez Castro ihr ganzes Dasein. Da sie selbst Arbeiterin war, wußte sie um die Risiken dieser sozialen Schicht in ihrer Zeit. Im einfachen und verborgenen Leben der Heiligen Familie von Nazaret erkannte sie das Vorbild für eine Spiritualität der Arbeit, die den Menschen adelt und jegliche Tätigkeit, wie einfach sie auch scheinen mag, zu einem gottgefälligen Opfer und einem Werkzeug der Heiligung macht.

Diesen Geist hat sie den arbeitenden Frauen vermitteln wollen, zuerst durch die »Asociación Josefina« und dann durch die Gründung der Kongregation der Dienerinnen des hl. Josef, die ihr Werk in der Welt mit Einfachheit, Freude und Opferbereitschaft weiterführen. [Auf französisch fuhr der Papst fort:]

6. In einer von sozialen Konflikten erschütterten Epoche machte sich Rosalie Rendu freudig zur Dienerin der Ärmsten, um jedem von ihnen seine Würde zurückzuerstatten. Dies gelang ihr sowohl durch materielle Hilfe als auch durch die Erziehung und Unterweisung im christlichen Mysterium. Auf diese Weise konnte sie auch Friedrich Ozanam dazu bewegen, sich in den Dienst an den Armen zu stellen.

Ihre Nächstenliebe war erfinderisch. Woher nahm sie die Kraft zur Verwirklichung so vieler Vorhaben? Aus ihrem intensiven Gebetsleben und aus dem unablässigen Beten des Rosenkranzes, den sie nie aus der Hand ließ. Ihr Geheimnis war einfach: Als wahre Tochter des hl. Vinzenz von Paul – und ebenso wie Catherine Labouré, eine weitere Ordensfrau ihrer Zeit – erblickte sie in jedem Menschen das Antlitz Christi.

Laßt uns danken für das Zeugnis der Liebe, das die Familie des hl. Vinzenz unserer Welt nach wie vor gibt! [Johannes Paul II. schloß auf italienisch:]

7. »Er aber meinte den Tempel seines Leibes« (Joh 2,21). Diese Worte lassen an das Mysterium des Todes und der Auferstehung Christi denken. Alle Glieder der Kirche haben sich am gekreuzigten und auferstandenen Christus auszurichten. Bei dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützt und führt uns Maria, die Mutter Christi und unsere Mutter.

Unsere Fürsprecher sind die neuen Seligen, die wir heute in der himmlischen Herrlichkeit betrachten. Auch uns sei es gegeben, uns eines Tages alle im Paradies wiederzusehen, damit wir gemeinsam die Freude im ewigen Leben kosten. Amen!

 

Nach dem Gottesdienst sagte Johannes Paul II. in verschiedenen Sprachen:

Zum Schluß dieser Feier möchte ich die hier versammelten Pilger grüßen. Ich begrüße die französischsprachigen Pilger, die zur Seligsprechung von Pater Valentin Paquay und Schwester Rosalie Rendu angereist sind, vor allem die Mitglieder ihrer Ordensfamilien, die Bischöfe und alle, die in der bürgerlichen Gesellschaft Verantwortung tragen.

Herzlich begrüße ich die Bischöfe, die Priester und Gläubigen aus dem spanischen Sprachraum, wie auch die Vertreter der zivilen Autoritäten, die an der Seligsprechung von Juan Nepomuceno Zegrí und Mutter Bonifacia Rodriguez teilgenommen haben.

Ganz besonders grüße ich die Mercedarierinnen von der Nächstenliebe und die Dienerinnen des hl. Josef. Mein Gruß gilt den Pilgern aus Italien und aus anderen Ländern, darunter insbesondere den Söhnen der Unbefleckten Empfängnis, die sich heute über die Seligsprechung ihres Gründers Luigi Maria Monti freuen. Außerdem danke ich den Bischöfen und den Vertretern der weltlichen Institutionen für ihre Anwesenheit.

Wir wenden uns nun im Gebet an Maria, Königin der Heiligen und Vorbild der Christen.

 

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