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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE PILGER AUS DER DIÖZESE GRAZ-SECKAU

Samstag, 18. Dezember 1993

 

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Die Diözese Graz–Seckau feiert in diesem nunmehr zu Ende gehenden Jahr ihr 775jähriges Bestehen. Mit der großen Pilgerfahrt nach Rom möchte die Diözese das Jubiläumsjahr feierlich beenden. Diese Pilgerfahrt ist verbunden mit der Übergabe des Christbaumes auf dem Petersplatz, der in diesem Jahr aus dem Bundesland Steiermark kommt und der von mehr als tausend Bewohnern Eures Landes hierher begleitet worden ist.

Zu dieser Sonderaudienz grüße ich Euch alle sehr herzlich. Mein besonderer Gruß gilt den Vertretern der Diözese Graz–Seckau, an ihrer Spitze unserem verdienten Mitbruder Johann Weber, sowie den Vertretern des Bundeslandes Steiermark und der Hauptstadt Graz unter Leitung des Landeshauptmannes Dr. Josef Krainer. Zugleich danke ich für die sehr freundlichen Begrüßungsworte.

2. Eure gemeinsame Anwesenheit ist ein beredtes Zeichen für den aufrichtigen und vertrauensvollen Dialog, der die Kirche mit den staatlichen Behörden und gesellschaftlichen Kräften der Steiermark traditionell verbindet. Ein augenfälliger Beweis dafür war der am 26. Juni dieses Jahres von der Diözese angeregte ”Tag der Steiermark“, der von Parteien, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Gruppen mitgetragen und gestaltet wurde. Sichtbarer Ausdruck des ökumenischen Bemühens in Eurem Land war auch das Mitwirken befreundeter kirchlicher Gemeinschaften.

Zum Diözesanjubiläum konnte auch das altehrwürdige Priesterseminar nach seiner Renovierung wieder eröffnet werden, eines der historisch und künstlerisch bedeutsamsten Gebäude Eures Heimatlandes. Die Berufung zum Priestertum sowie geeignete äußere Gegebenheiten für eine gründliche theologische und spirituelle Ausbildung und das Gebet aller um Priesterberufe sind wesentliche Voraussetzungen dafür, dass die Kirche in Eurem Lande auch künftig die Frohe Botschaft verkündet und Ihr in der Nachfolge Christi miteinander leben könnt.

3. Einen besonders herzlichen Willkommensgruß richte ich an alle unter Euch, auf die die Initiative zu diesem wunderbaren Weihnachtsgeschenk zurückgeht; sie kam aus der Region ”Grebenzen“ im Norden Eures Bundeslandes, die um das Stift St. Lambrecht herum gelegen ist. Der Christbaum aus den steirischen Wäldern, den Ihr aus Eurer Heimat nach Rom gebracht habt, ist Zeichen der Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri und der ganzen Weltkirche. Mir ist wohl bekannt, dass die Bewohner Eures Landes ihr Brot durch harte Arbeit verdienen müssen und nicht wenige gerade in diesen Weihnachtstagen in Sorge um ihre Arbeitsplätze sind. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die sozialen Probleme, die in diesem Augenblick die westlichen Industriegesellschaften bedrücken, sind mir durchaus bewusst. In der Freude über die heutige Begegnung wollen wir Eure Landsleute nicht vergessen, die von großer Sorge und von oft verborgener Not heimgesucht sind.
Dabei sind es vor allem auch die Diözese Graz–Seckau und das Bundesland Steiermark, die große Werke der Barmherzigkeit geleistet haben und leisten, sei es für notleidende Menschen in Eurem eigenen Land, sei es für die unter den Schrecken des Krieges leidenden Menschen in den benachbarten Ländern wie auch für die Notleidenden in der Dritten Welt. Nehmt hierfür stellvertretend für Eure Landsleute meinen tief empfundenen Dank entgegen.

4. Der schöne Brauch, einen grünen Baum zu Weihnachten zu schmücken und in den Wohnungen aufzustellen, ist ein Symbol des Lebens, der Lebensfreude und der Zuversicht. Dies alles hat seinen Urgrund in Christus, der das Licht der Welt ist. Wenn Gott uns in der Gestalt eines Menschen, ja eines Kindes, begegnen will, dann müssen auch wir Ihm entgegengehen. Wir müssen uns auf den Weg machen wie die Hirten von Betlehem, wie die Weisen aus dem Morgenland. Wir dürfen nicht wie teilnahmslose oder skeptische Zuschauer abseits stehen und uns mit dem bequemen Alltag einer äußerlich mehr oder weniger funktionierenden Welt zufriedengeben. Wir müssen eintreten in die Wirklichkeit und in das Heilswirken unseres Gottes, der ein Kind geworden ist und damit unser aller Bruder bleibt.

Meine aufrichtigen Wünsche für ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie meine Fürbitte für Gottes treues Geleit im neuen Jahr gelten Euch, Euren Familien und Gemeinden, besonders aber allen, die in diesen Tagen von schwerer Sorge um ihre Zukunft und ihre Existenz bedrückt sind. Euch und allen Bürgern der Steiermark erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1993 - Libreria Editrice Vaticana

 



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