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JOHANNES PAUL II.

SONDERAUDIENZ FÜR DIE PILGER, DIE ZU DEN
SELIGSPRECHUNGEN VOM 14. APRIL
NACH ROM GEKOMMEN SIND

Montag, 15. April 2002

 

Liebe Brüder und Schwestern! 

1. Mit Freude treffe ich heute, am Tag nach der Proklamation von sechs neuen Seligen, wieder mit euch allen zusammen, die ihr nach Rom gekommen seid, um an diesem feierlichen kirchlichen Ereignis teilzunehmen. In dieser festlichen Atmosphäre, erfüllt von der Freude über die Auferstehung Christi, wollen wir nochmals innehalten und jene wunderbaren Werke betrachten, die der Herr vollbracht hat durch das Leben und die Taten der neuen Seligen: Gaetano Errico, Lodovico Pavoni, Luigi Variara, María Romero, Artemide Zatti und María del Tránsito de Jesús Sacramentado. Wir wollen ihre Spiritualität vertieft betrachten und uns ihr Beispiel zu eigen machen, um ihnen auf dem hochherzigen Weg der Heiligkeit zu folgen. 

2. Vor allem wende ich mich an euch, liebe Missionare von den Heiligen Herzen Jesu und Mariä, wie auch an all jene, die mit euch die Freude über die Seligsprechung von Gaetano Errico, Apostel der barmherzigen Liebe Gottes und Märtyrer des Beichtstuhls, teilen. 

Wie dringend braucht unser Zeitalter doch Menschen, die insbesondere durch das Sakrament der Versöhnung die Liebe und Vergebung Gottes gegenüber den Sündern verkünden! Mit dem Beichtgeheimnis wird dem Priester ein wichtiges Amt anvertraut, wie ich in dem Schreiben betont habe, das ich am Gründonnerstag an alle Geistlichen gerichtet habe. »Hier nähert sich der Gute Hirte« – so schrieb ich – »dem Menschen durch das Antlitz und die Stimme des Priesters, um mit ihm einen persönlichen Dialog zu beginnen, der aus Zuhören, Rat, Trost und Vergebung besteht« (Nr. 9). 

Den Jansenisten, die zu sehr auf der Gerechtigkeit Gottes beharrten und in den Seelen Angst und Mutlosigkeit verbreiteten, setzte Gaetano Errico die Verkündigung des göttlichen Erbarmens entgegen. Unermüdlich ermahnte er die Priester: »Wenn mit schwerer Schuld belastete Seelen zu euch kommen, ermutigt sie, wieder aufzustehen, spornt sie an, Vertrauen zu haben, sagt ihnen, daß der Herr allen vergeben wird, wenn sie aufrichtig bereuen.« Auch heute noch spricht die erbarmende Liebe Gottes zum menschlichen Herzen und bestärkt es, das Böse, den Schmerz, die Ungerechtigkeit und die Sünde zu besiegen! 

3. Herzlichst grüße ich auch euch, liebe Söhne der Unbefleckten Jungfrau, die ihr euch mit der gesamten kirchlichen Gemeinschaft über die Seligsprechung eures Gründers Lodovico Pavoni freut. Der neue Selige verstand es, eine Erziehungsmethode zu entwickeln, die entsprechend der jahrhundertealten Tradition der Stadt Brescia von den typischen Elementen der vorbeugenden Pädagogik wie Religion und Vernunft, Liebe und Güte, Wachsamkeit und Wissen ausgeht. 

Es gelang ihm, in den modernen Berufsschulen vorausgehendes Modell der Bildung und Vorbereitung auf die Arbeit zu verwirklichen; er führte Reformen durch, die auf prophetische Weise die Soziallehre der Kirche vorwegnahmen, die Leo XIII. später in seiner Enzyklika Rerum novarum darlegte. Was aber war das Geheimnis dieser tiefgreifenden Tätigkeit? Er selbst weist darauf hin: »In dem zutiefst verinnerlichten Glauben findet der Wille und das Herz eine sichere Stütze, wenn wir fest auf Gott vertrauen. Die sichere Hoffnung nährt wahre Demut … Die im Herzen lodernde Liebe wird uns die Belange Gottes und des Nächsten zutiefst bewußt machen.« 

4. Mit Freude grüße ich ferner die italienischen Pilger, die zur Seligsprechung von Don Luigi Variara und des salesianischen Koadjutors Artemide Zatti nach Rom gekommen sind. Mit den Pfarrgemeinden von Viarigi in der Diözese Asti und von Boretto in der Diözese Reggio Emilia teile ich die Freude über die hohe Ehrung, die den Söhnen ihrer Heimat zuteil wurde. [Der Papst ging vom Italienischen zur spanischen Sprache über:]

5. In tiefer Zuneigung grüße ich nun die Pilger aus Lateinamerika, insbesondere aus Costa Rica, Nicaragua, Kolumbien und Argentinien, die gekommen sind, um voll Freude an der feierlichen Seligsprechung der Salesianer Luigi Variara, Schwester María Romero und Artemide Zatti sowie der argentinischen Gründerin der Missionsschwestern des Dritten Ordens vom hl. Franziskus, Mutter María del Tránsito de Jesús Sacramentado Cabanillas, teilzunehmen. 

Die große Familie der Salesianer kann nun drei neue Namen zur großen Schar ihrer Heiligen und Seligen hinzufügen. 

Ihr Leben ist nicht hinter den Mauern ihrer Ordensgemeinschaften verborgen geblieben. Es kam durch ihre Werke zum Ausdruck und erreichte zahlreiche Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche, die sie kennengelernt haben und denen ihr von den Lehren Don Boscos beseeltes apostolisches Wirken zugute kam. 

P. Luigi Variara trug – wie wir deutlich erkennen – zur Bereicherung des salesianischen Charismas bei, dem er stets treu blieb. Er verlieh ihm hierbei eine neue Dimension als Gründer der Töchter der Heiligen Herzen Jesu und Mariä, um denen Trost zu spenden, die in der Gesellschaft ausgegrenzt und manchmal auch vergessen werden. Sein Leben ist eine Aufforderung, allen die Hand zu reichen, niemanden zu verachten, stets bereitwillig andere aufzunehmen. Heute kann das Beispiel dieses Zeugen Jesu Christi eine Hilfe sein für Kolumbien – wo er gelebt und mit Gottes Hilfe sein Bestes gegeben hat –, damit dieses Land die schwierige Situation, die es seit Jahren durchlebt, überwinden und eine brüderlichere und solidarische Gesellschaft anstreben kann. 

6. Der Koadjutor Artemide Zatti kam in die Umgebung von Viedma, um sich mit unermüdlichem und freudigem Einsatz den Kranken zu widmen, um jene Barmherzigkeit zu üben, zu der Jesus uns auffordert: »Ich war krank, und ihr habt mich besucht« (Mt 25, 36). Sein gutmütiger Charakter, sein besonderer Sachverstand und seine grenzenlose Verfügbarkeit schenkten ihm das Vertrauen und die Hochachtung seiner Zeitgenossen, die heute seinem überzeugenden Beispiel folgen sollen, um bei allen im Bereich des Gesundheitswesens Tätigen einen neuen Sinn für den Dienst am Kranken zu entwickeln, der dessen Persönlichkeit, ausgestattet mit verschiedenen unveräußerlichen Rechten, als absolute Priorität achtet. Mit Kreativität geleisteter Dienst an den Armen 

Das Bemerkenswerte an Schwester María Romero ist ihr mit Kreativität und Wirksamkeit geleisteter Dienst an den Armen. Die von ihr gegründeten Hilfswerke zur Förderung des christlichen Lebens der Bedürftigen und zur Verbesserung der Notlage zahlreicher Einwohner von San José und seiner Umgebung existieren noch heute und geben durch ihre solidarischen Werke gegenüber den Ärmsten weiterhin Anlaß zu berechtigter Hoffnung. Möge dieser Dienst, der die Kirche Christi ehrt, stets fortbestehen! 

7. Die vielbevölkerte Stadt Cordoba in Argentinien war Zeugin des heiligen Lebens der sel. Mutter María del Tránsito de Jesús Sacramentado. Ihr Leben ist ein Lobpreis der Wunder, die Gott in den gewöhnlichen Begebenheiten des täglichen Lebens wirkt. Ohne aufsehenerregende Zeichen ist diese neue Selige den Weg der Heiligkeit gegangen, stets die Nähe Jesu und seine Einladung wahrnehmend, ihm bis zum Äußersten nachzufolgen. 

Als sie ernsthaft darüber nachdachte, was Gott von ihr verlangte, entdeckte sie ihre franziskanische Berufung und die Inspiration eines Ordensprojekts mit dem Ziel, Frauen bei der Förderung ihrer Glaubenserfahrung zu unterstützen. Sie verstand es, standhaft und entschlossen, aber auch geduldig und verständnisvoll zu sein, in schwierigen Situationen für das Kreuz einzutreten und auch dann in demütigem Schweigen zu verharren, wenn sie die Last schwerer Erniedrigung und Verachtung ertragen mußte. Möge ihr Zeugnis vielen ihrer Landsleute ein Beispiel sein, die in diesem Augenblick ihr Leben als Christen und Bürger mit Begeisterung leben und der Versuchung nicht nachgeben, der Mutlosigkeit oder gar dem Geist der Rivalität oder der Vergeltung zu verfallen. [Der Papst kehrte zur italienischen Sprache zurück:]

8. Liebe Brüder und Schwestern, welche herausragende Begleiter schenkt uns der Herr in diesen neuen Seligen! Wenn wir ihre Beispiele der Heiligkeit bewundern, wollen wir uns bemühen, ihren Spuren zu folgen, um unsererseits mutige Zeugen des Evangeliums zu sein. 

Die Jungfrau Maria, Mutter der Kirche und Königin aller Heiligen, möge euch stets auf eurem Weg führen und beschützen. Es begleite euch auch der Segen, den ich von Herzen allen Anwesenden, euren Familien, euren Gemeinschaften in der Heimat wie auch allen euch Nahestehenden erteile.

 

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