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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE NEUE BOTSCHAFTERIN DER SLOWAKEI

Donnerstag, 19. Dezember 2002

 

Frau Botschafter! 

1. Besondere Freude bereitet mir die heutige Begegnung, bei der Sie das Schreiben überreichen, das Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin beim Hl. Stuhl akkreditiert. Ich danke Ihnen für die zuvorkommenden Worte, die Sie auch im Namen der höchsten Vertreter des Staates an mich gerichtet haben, und erinnere dabei auch an die jüngste Zusammenkunft mit der Delegation Ihres Landes unter der Leitung Seiner Exzellenz Präsident Rudolf Schuster anläßlich des 10. Jahrestages der Unabhängigkeit der Slowakischen Republik. Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch der Austausch der Ratifikationsurkunden für das Abkommen über die religiöse Betreuung der katholischen Gläubigen in den Streitkräften und militärischen Einheiten der Republik, das am vergangenen 21. August in Bratislava (Preßburg) unterzeichnet worden war.

Dies war ein weiterer Beweis für das freundschaftliche Verhältnis zwischen der geliebten Bevölkerung der Nation, die Sie hier vertreten, und dem Nachfolger Petri. In der Tat gehen die Beziehungen zwischen dem Bischof von Rom und dem slowakischen Volk bis auf die Zeit zurück, als die hll. Cyrill und Methodius die Verkündigung des Evangeliums in euer Land brachten. Seither haben sich diese Bande fortwährend entwickelt und gefestigt, trotz der nicht immer günstigen historischen Umstände.

2. Wie Sie selbst anmerkten, bekennt sich die Mehrheit des slowakischen Volkes zum Christentum. In der Tat hat das Christentum auf vielerlei Weise zur Entwicklung der Kultur und der Traditionen des Landes beigetragen. Die katholische Kirche, der viele Ihrer Mitbürger angehören, erfüllt ihren Auftrag in voller Anerkennung der Souveränität des demokratischen Staates, mit dem sie einen freundschaftlichen und konstruktiven Dialog unterhalten möchte, unter Achtung der jeweiligen Zuständigkeitsbereiche und von der Absicht beseelt, am Wohlergehen und Fortschritt der Nation mitzuwirken.

Dieser Dialog erscheint von besonderer Bedeutung in der gegenwärtigen Phase, in der die Slowakei - nach einer harten, von Verfolgung geprägten Zeit - in Freiheit neu erblüht und auf allen Ebenen dem wahren Fortschritt zum Durchbruch verhelfen will. Es ist wichtig, daß man in diesem Zeitabschnitt rascher Veränderungen nicht trügerischen Sichtweisen anheimfällt, die ihre Wurzel im praktischen Materialismus und in einem zügellosen Konsumdenken haben. Ich vertraue darauf, daß das slowakische Volk aus der reichen Tradition sittlicher Werte, die es seit jeher auszeichnen, schöpfen wird, um sich dadurch auch in Zukunft den Gefährdungen einer Moderne, die für die geistigen Werte taub ist, erfolgreich widersetzen zu können.

3. Heute eröffnet sich die vielversprechende Perspektive eines Beitritts der Slowakei zur Europäischen Union. Ich bin sicher, daß dieses Ereignis einen wesentlichen Beitrag zur Kultur und Werteordnung des neuen Europas leisten und so zur Festigung des »Gemeinsamen Hauses« des Kontinents beitragen wird. Der lange Weg des Wachstums, den das Land in den vergangenen zehn Jahren - nicht selten unter erheblichen Schwierigkeiten - gegangen ist, stellt eine Gewähr für eine positive Aufnahme in die Gruppe der anderen Nationen Europas dar, mit Vorteilen für beide Seiten.

Die Lösung für jahrhundertealte Probleme läßt sich vielleicht aus dieser Perspektive leichter finden. Wie sollte man in diesem Termin nicht auch eine Möglichkeit für die neuen Generationen sehen, die auch in Ihrem Land eine immer wichtigere Rolle einnehmen, nämlich eine konkrete Möglichkeit zu einem besseren Einsatz der eigenen Kräfte zugunsten des Gemeinwohls? Dies ist auch mein inniger Wunsch, wenn ich an den Enthusiasmus zurückdenke, mit dem bei mehreren Gelegenheiten zahlreiche junge Slowaken mir nicht nur ihre Freude gezeigt haben, sondern auch die bangen Erwartungen, die sie im Hinblick auf ihre Zukunft im Herzen hegen. Von einer soliden christlichen Erziehung bereichert, können sie vor ihren Altersgenossen auf dem Kontinent ein überzeugendes Zeugnis für die im Evangelium verankerten Werte ablegen, indem sie dessen dynamische Fruchtbarkeit für den Aufbau einer gerechten, solidarischen und friedlichen Gesellschaft aufzeigen.

4. Die Gesellschaft der Zukunft wird auf den Jugendlichen gründen. Es ist daher nötig, daß der Staat ihnen entgegenkommt und ihnen die zu ihrer Ausbildung und nachfolgenden Eingliederung in die Arbeitswelt unentbehrliche Unterstützung bietet. Nicht weniger wichtig erweist sich in diesem Zusammenhang das Engagement aller zur Förderung der Entstehung neuer und solider Familien, die auf die Ehe gründen und für das Leben offen sind. Die Kirche wird es in ihrem spezifischen Bereich sicher nicht an ihrer Mitwirkung fehlen lassen. 

Dies war eine der Zielsetzungen des Grundlagenvertrags, der im Jahr 2000 zwischen dem Hl. Stuhl und der Slowakischen Republik unterzeichnet worden ist. Ich vertraue darauf, daß das neue, durch diese Vereinbarung geschaffene Klima eine immer bessere Zusammenarbeit zwischen den staatlichen Autoritäten und den Hirten der Kirche fördern wird, um dem Gemeinwohl der Nation besser dienen zu können.

5. Frau Botschafter, nachdem ich Ihnen nun diese meine Überlegungen mitgeteilt habe, spreche ich Ihnen meine herzlichen Glück- und Segenswünsche aus für den wichtigen Auftrag, mit dem Sie betraut worden sind. Ich versichere Sie zugleich der offenen und konstruktiven Hilfsbereitschaft seitens meiner Mitarbeiter: Bei ihnen werden Sie stets eine freundschaftliche Atmosphäre vorfinden.

Außerdem bitte ich Sie, dem Herrn Präsidenten der Republik und den Regierungsvertretern den Ausdruck meiner ehrerbietigen Wertschätzung zu übermitteln. Für Sie und für Ihre Arbeit erbitte ich gerne die Gnade Gottes in Fülle, während ich dem ganzen slowakischen Volk, das meinem Herzen so nahe steht, meinen besonderen Segen erteile. 

 

© Copyright 2002 - Libreria Editrice Vaticana

 



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