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JOHANNES PAUL II.

AUDIENZ FÜR DEN BEIM HL. STUHL AKKREDITIERTEN BOTSCHAFTER  DER REPUBLIK ALBANIEN, ZEF BUSHATI

Freitag, 10. Mai 2002

 

Herr Botschafter! 

1. Gerne nehme ich Ihr Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Dr. Rexhep Meidani, der Präsident der Republik Albanien, Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter beim Hl. Stuhl akkreditiert.

Ich begrüße Sie herzlich und möchte durch Sie dem Präsidenten für die freundlichen Worte danken, die er an mich gerichtet hat. Zugleich möchte ich das stete Wohlwollen bekräftigen, das ich gegenüber dem Land empfinde, das Sie vertreten.

Die heutige Begegnung ruft mir den Besuch in Albanien in Erinnerung, den Gott mir am 25. April 1993 ermöglicht hat, und die bewegenden Gefühle der Zuneigung, die viele Ihrer Landsleute mir bei dieser Gelegenheit gezeigt haben. Ich bitte Gott unablässig, daß Albanien den begonnenen Weg des Wohlergehens und Friedens vertrauensvoll weitergehen kann und immer den gegenseitigen Respekt, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen all seinen Einwohnern bewahrt. Denn wenn man eine stabile nationale Einheit schaffen möchte, ist es notwendig, daß alle Bürger an die Werte der wiedererlangten Demokratie und an den Nutzen der sozialen Eintracht glauben. Zudem sollen sie bei der Festigung der institutionellen Strukturen mitarbeiten, die sich hinsichtlich der Dienstleistungen, die sich die Menschen zu Recht von ihnen erwarten, immer als wirkungsvoll erweisen müssen.

Ihr Heimatland, das sich durch einen reichen Schatz an ethnischen, kulturellen und geistigen Traditionen auszeichnet, muß aus ihnen die Lebenskraft zu schöpfen wissen, die ihm ermöglicht, den begonnenen Weg der umfassenden sozialen Erneuerung vertrauensvoll weiterzugehen.

2. Wie Sie zu Recht hervorgehoben haben, sind die Verbindungen zwischen dem Apostolischen Stuhl und der albanischen Nation jahrhundertealt und intensiv. Sie haben beiden erlaubt, in der gegenseitigen Kenntnis und im Vertrauen zu wachsen. So ist eine fruchtbare Zusammenarbeit entstanden, die nach der traurigen Unterbrechung durch die kommunistische Diktatur in einer Atmosphäre des Einvernehmens und der Achtung wiederaufgenommen werden konnte. Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, daß die von Ihnen genannten Probleme positiv in Angriff genommen und gelöst werden können und man die gewünschte Verwirklichung der nicht wenigen Projekte erreichen kann, an denen zur Zeit gearbeitet wird.

Das albanische Volk kann sich auf die wohlbekannten Gaben des Mutes und der Entschlossenheit berufen, die es auszeichnen. Wie Sie zu Recht gesagt haben, war Gjergj Kastrioti Skanderbeg ein Meister dieser Tugenden und Nationalheld, der mehrmals mit den römischen Päpsten in Kontakt getreten ist. Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne an die Sorge meines Vorgängers Calixtus III. um die Vorhaben dieses »unbesiegbaren Soldaten und Athleten Christi« (Liber brevium, 298) erinnern, den er aufforderte, in der mutigen Verteidigung des Glaubens angesichts der Bedrohung durch die Osmanen durchzuhalten (vgl. ebd., 302). Nicht zu vergessen Agnes Gonxha Bojaxhiu, Mutter Teresa von Kalkutta, Tochter des albanischen Volkes, die ihre Volk und der katholischen Kirche Ehre und Ruhm eingebracht hat. Ihre Tätigkeit und ihr Zeugnis haben dazu beigetragen, in der Welt die Freundschaft für ihr Heimatland wachzuhalten, auch in der dunklen Zeit der Verfolgung durch die Kommunisten und antireligiöse Strömungen.

Gerne nimmt das albanische Volk auf diese Persönlichkeiten Bezug und ist zu Recht stolz auf ihre menschlichen und geistigen Gaben. Gerade diese Tugenden können ihm helfen, die Ziele des Wiederaufbaus und der Entwicklung zu verwirklichen, wie Sie es soeben hervorgehoben haben.

3. Albanien ist in den kulturellen, historischen und geographischen Rahmen Europas eingefügt und strebt zu Recht danach, mit den anderen Völkern des alten Kontinents einen konstruktiven Dialog aufzunehmen und aktiv am Bau des gemeinsamen »Hauses Europa« mitzuwirken.

Dieser Wille zu einem fruchtbringenden Vergleich entfaltet sich nicht nur hinsichtlich der Nachbarstaaten, sondern auf allgemeinerer Ebene auch hinsichtlich der Europäischen Union. Das albanische Volk möchte seine Rolle in einem umfassenderen internationalen Rahmen finden, indem es sich der ganzen Welt öffnet. Erste Bedingung und zugleich Konsequenz dieses berechtigten Strebens ist aber die Notwendigkeit eines größeren inneren Zusammenhalts und einer Stabilität, die Albanien in der Gemeinschaft der Nationen mehr Autorität verleihen. Wie sollte man in diesem Zusammenhang und bei dieser Gelegenheit nicht die konkreten Anstrengungen gutheißen und unterstützen, die dem Land, das Sie vertreten, ermöglichen, den Weg der Heilung der schweren, in den tragischen Jahrzehnten der Tyrannei erlittenen Wunden weiterzugehen?

4. Herr Botschafter, der Hl. Stuhl wird im Rahmen seiner Möglichkeiten auch weiterhin – so wie es bisher geschehen ist – das albanische Volk unterstützen bei seiner Suche nach einem echten Fortschritt und einem stabilen Frieden. Die guten gegenseitigen Beziehungen, die von Vertrauen und Wertschätzung geprägt sind, rücken den Wert einer wiedergefundenen gemeinsamen Sprache ins Licht, zum Nutzen für alle Albaner. Ein Beweis dafür ist das Abkommen zur Zusammenarbeit, das Albanien und der Hl. Stuhl vor kurzem unterzeichnet haben mit dem Ziel, ihre Beziehungen zu regeln:ein Abkommen, das jetzt noch vom Parlament unterzeichnet werden muß, woran Sie erinnert haben.

Die Kirche ist sich sehr wohl dessen bewußt, daß sie – auch wenn ihr im wesentlichen eine spirituelle Sendung zukommt – einen ständigen Dialog mit der Gesellschaft unterhalten muß, indem sie als Bezugspunkte für jede menschliche Aktivität an die unvergänglichen ethischen und moralischen Werte erinnert. Um ein freies und einladendes Land aufzubauen, beabsichtigen die Christen, die Zusammenarbeit mit den anderen religiösen Bekenntnissen fortzusetzen, die traditionell im Land präsent sind und mit denen es bereits ein respektvolles und fruchtbringendes Einvernehmen gibt.

5. Herr Botschafter, ich bitte Sie, dem Präsidenten der Republik meine ehrerbietige Hochachtung zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig möchte ich Ihnen zusichern, daß Sie in der Erfüllung Ihres hohen Auftrags, der Ihnen von Ihrer Regierung anvertraut wurde, von seiten des Apostolischen Stuhles volle Aufnahme, Gehör und Zusammenarbeit finden werden.

Ich erneuere meine guten Wünsche für Ihre Arbeit und versichere Sie meines Gebetsgedenkens, damit Gott der Allmächtige Ihnen, Ihren Mitarbeitern, den staatlichen Würdenträgern und dem albanischen Volk, das immer in meinem Herzen gegenwärtig ist, mit seinen reichen Gaben beistehe.

 

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