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JOHANNES PAUL II.

AUDIENZ FÜR DIE TEILNEHMER DER 
VOLLVERSAMMLUNG DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

 

An den ehrwürdigen Bruder
den Kardinal CRESCENZIO SEPE
Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker

1. Das jährliche Treffen mit euch, liebe Nationalleiter, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Päpstlichen Missionswerke ist für mich Anlaß zu großer Freude. 

Die missionarische Wirklichkeit der Kirche ist ein starker Ansporn, um mit Verantwortungsbewußtsein und Weitblick auf die Herausforderungen der heutigen Welt zu antworten. Angesichts der Schwierigkeiten und Erwartungen der heutigen Zeit, denen unser Glaube ausgesetzt ist, antwortet die Kirche mit demütiger Entschlossenheit und verweist auf Jesus Christus, die lebendige Hoffnung. Die Kirche ist sich dessen bewußt, daß »die missionarische Verkündigung vorrangig den Dienst ausmacht, den die Kirche jedem Menschen und der ganzen Menschheit von heute erweisen kann« (vgl. Redemptoris missio, 2), wobei sie die im Erlöser geoffenbarte Liebe Gottes aufzeigt. Auf diese Weise durchschreitet die Kirche die Jahrhunderte, dem Auftrag des Herrn treu folgend: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern …, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe« (Mt 28, 19 –20). 

Hat Jesus uns etwa nicht zugesichert, bei uns zu sein, »alle Tage, bis zum Ende der Welt« (Mt 28, 20)? Auf sein Wort vertrauend, erleben die Christen jede Zeit als »Zeit der Gnade« und als »den Tag der Rettung« (vgl. 2 Kor 6, 2), denn »Jesus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr 13, 8). 

Euch, liebe Brüder und Schwestern, kommt die Aufgabe zu, den kirchlichen Gemeinschaften dabei zu helfen, auf die Gaben des Geistes zu antworten und tatkräftig am universalen Heilswerk mitzuwirken. 

2. In den Tagen vor der Vollversammlung der Päpstlichen Missionswerke habt ihr auch über die Notwendigkeit einer angemessenen Vorbereitung des Missionspersonals und über den heute stets dringlicheren Dialog mit den anderen Religionen nachgedacht. Ihr wißt sehr wohl, daß diese Ausbildung nicht »nebenbei, sondern ganz zentral das christliche Leben bestimmen muß« (vgl. Redemptoris missio, 83). 

Es ist notwendig, daß alle in der Kirche dazu hingeführt werden, ihren verschiedenen Verantwortlichkeitsstufen entsprechend zur Mission Christi beizutragen. Es darf nicht an Berufungen »ad gentes« fehlen und an Arbeitern mit verschiedenen Funktionen im weiten Bereich der Evangelisierung. Ferner darf die Missionstätigkeit nie lediglich zu rein menschlicher Förderung, zur bloßen Unterstützung der Armen und Befreiung der Bedrängten werden. Obwohl euer mutiges Handeln in Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens auch auf diesem Gebiet unerläßlich ist, hat die Kirche dennoch eine andere vorrangige und eigene Aufgabe, die darin besteht, jeden Menschen zu Christus, dem alleinigen Erlöser, hinzuführen. 

Erstes Ziel der Missionstätigkeit muß daher die Vermittlung des durch Jesus gewirkten Heils sein. Andererseits, wer kann besser als ihr bezeugen, daß die Armen vor allem Hunger nach Gott und nicht nur nach Brot und Freiheit haben? Wenn die Christgläubigen ihrer Mission treu bleiben, werden sie zu besonderen Werkzeugen weltweiter Befreiung. 

3. Vor allem ist für die missionarische Ausbildung aber das Zeugnis für das Evangelium notwendig. Die Heiligen sind die wahren Missionare, und die Welt erwartet heilige Missionare. Es genügt nicht, sich einzig und allein der Erneuerung der pastoralen Methoden und Strukturen zu widmen und die kirchlichen Kräfte besser zu koordinieren;es genügt nicht, die biblischen und theologischen Grundlagen des Glaubens eingehender zu erforschen. Unerläßlich hingegen ist es, einen neuen »Eifer der Heiligkeit« unter den Missionaren, in der gesamten christlichen Gemeinschaft und insbesondere unter den engsten Mitarbeitern der Missionare zu wecken. 

An dieser Stelle möchte ich noch einmal die dringende Notwendigkeit der Missionare »ad gentes« und »ad vitam« hervorheben. Diese Berufung »behält ihre volle Gültigkeit; sie verkörpert das Beispiel des missionarischen Einsatzes der Kirche, die immer auf die radikale und ganzheitliche Hingabe angewiesen ist, auf neue und kühne Impulse« (Redemptoris missio, 66). 

Dank sei dem Herrn für all jene, die im Hören auf seine Stimme und im Bewußtsein ihrer eigenen Unzulänglichkeit ihm mit Hochherzigkeit antworten und auf seine Verheißungen und seine Hilfe vertrauen. Getragen von der Gnade Gottes widmen sich die Missionare – Priester, Ordensleute und Laien – mit aller Kraft Christus in weit entfernten Gebieten, gelegentlich inmitten von Schwierigkeiten, Verständnislosigkeit, Gefahren und auch Verfolgungen. 

4. Voller Dankbarkeit möchten wir an all jene erinnern, die auch in den vergangenen Monaten bei der Erfüllung ihrer Pflicht ums Leben gekommen sind, um ihrer Mission treu zu bleiben. Es sind Bischöfe und Priester, aber auch Ordensmänner und Ordensfrauen und viele Laien. Sie sind die »Märtyrer und Zeugen des Glaubens« unserer Zeit, die alle Gläubigen darin bestärken, dem Evangelium hingebungsvoll zu dienen. 

Für jeden von euch erhebe ich ein Gebet zu Gott und vertraue euch, liebe Brüder und Schwestern, den Händen Marias, dem Stern der Evangelisierung, an. Zudem erteile ich euch sowie euren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen meinen besonderen Apostolischen Segen für eure unermüdliche Arbeit missionarischer Animation, Ausbildung und Kooperation. 

Aus dem Vatikan, 16. Mai 2002

IOANNES PAULUS II

 

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