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ANSPRACHE VON PAPST PAUL VI.
AN DIE MITGLIEDER DER BAYERISCHEN REGIERUNG

Samstag, 10. Oktober 1970

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Im Rahmen Ihrer Studientagung in der Ewigen Stadt war es Ihnen ein besonderes Anliegen, Uns hier im Vatikan einen Besuch abzustatten. Wir wissen Ihr Kommen zu schätzen und entbieten Ihnen allen ein Wort herzlicher Begrüßung.
Sie bekleiden als Katholiken im öffentlichen Leben eine verantwortungsvolle Stellung und diese Tatsache gibt Ihrem heutigen Besuch beim Nachfolger des heiligen Petrus eine eigene Note. Unsere heilige Kirche ist das «Licht der Völker» (vgl. Lumen gentium), das zum Heile der Menschen mitten in diese Zeitlichkeit hineingestellt ist. Die Kirche will den Menschen nicht nur göttliches Leben vermitteln, sondern lässt diesen Widerschein auf die ganze Welt fallen, vor allem durch die Heilung und Hebung der menschlichen Personenwürde, durch die Festigung des menschlichen Gemeinschaftsgefüges, durch die Erfüllung des alltäglichen menschlichen Schaffens mit tiefer Sinnhaftigkeit und Bedeutung (vgl. Gaudium et spes, 40). Darum möchte die Kirche durch ihre einzelnen Glieder und als ganzes viel zu einer humaneren Gestaltung der Menschenfamilie beitragen.
Für die Verwirklichung dieses Zieles hat sich die Kirche, sehr geehrte Damen und Herren, von jeher mit Nachdruck eingesetzt und das Zweite Vatikanische Konzil hat dies erneut bekräftigt. Bei der  Vorbereitung und Verabschiedung von Verordnungen und Gesetzen sowie in der Wahrnehmung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mögen deshalb durch Sie jene Initiativen fruchtbar werden, die dem friedlichen Zusammenleben dienen und die soziale Entwicklung fördern, worum sich die Kirche zu allen Zeiten bemüht hat.
Mit diesem Wunsche erteilen Wir Ihnen und Ihren Mitarbeitern sowie Ihren Angehörigen und den hier anwesenden Besuchern von Herzen Unseren besonderen Apostolischen Segen.

Liebe junge Freunde!

Sie stehen noch ganz unter dem Eindruck des erhabenen Ereignisses der vorausgehenden Stunden. Sie kommen von der Kirche des heiligen Ignatius, wo Sie heute morgen die Priesterweihe empfangen durften. Wir heißen Sie alle herzlich willkommen als Unsere Mitbrüder im Priesteramt und entbieten jedem einzelnen zu seiner gnadenvollen Berufung Unsere herzlichen Glückwünsche.
Groß ist die Würde des katholischen Priesters, groß aber auch die Gewalten, die ihm anvertraut sind. Denn der katholische Priester nimmt teil am Hohenpriestertum Christi, «der sich am Kreuz für uns hingeopfert hat». Diese Teilnahme am Priestertum Christi schafft eine innere Umwandlung in dem Geweihten, begründet ein neues Sein, das seinen Ausdruck findet in den göttlichen Gewalten, die dem Priester des Herrn übertragen werden: die Vollmacht über den wahren Leib Christi durch die Konsekrationsgewalt und die Vollmacht über den mystischen Leib Christi durch die Absolutionsgewalt.
Liebe jungen Freunde! Unser väterlicher Wunsch für Sie an Ihrem heutigen Gnaden- und Ehrentag geht dahin, dass Sie nicht nur Priester heißen, sondern auch voll und ganz Priester sind in Ihrem Reden, Tun und vor allem in der Verbindung mit Gott, dem Urquell Ihrer Begnadigung. Seien Sie heilige Priester! Dann sind Sie stets froh in Gott und bleiben treu den heiligen übernommenen Verpflichtungen. Von Herzen erteilen Wir Ihnen und Ihren Angehörigen wie Ihren Wohltätern und den anwesenden Besuchern Unseren Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1970 - Libreria Editrice Vaticana

                       



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