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PIUS PP. XII

LETTERA AL REV.MO ERMANNO SCHMITT E
AL SIGNOR GIUSEPPE GOCKELN,
PER IL CONGRESSO INTERNAZIONALE DEI MOVIMENTI
OPERAI CRISTIANI A DÜSSELDORF
*

 

Es hat Unsere besondere Aufmerksamkeit erregt, aus Ihrem Schreiben vom 30. April d. J. zu entnehmen, dass die « Fédération Internationale des Mouvements Ouvriers chrétiens » in Düsseldorf einen Internationalen Kongress, den ersten nach dem zweiten Weltkrieg, veranstalten will.

Nicht anders als Unser Vorgänger Pius XI. verehrungswürdigen Andenkens begrüssen Wir das Wirken der nationalen Vereinigungen Katholischer Arbeiter auf internationaler Ebene; Wir können nur wünschen, die Tagung in Düsseldorf möge die Notwendigkeit und Nützlichkeit dieses Zusammenarbeitens noch lebendiger und allgemeiner zum Bewusstsein bringen.

Der internationale Zusammenschluss auf den verschiedensten Gebieten nimmt teils durch das Vorangehen der Regierungen, teils durch die private Initiative immer weitere Ausmasse an. Auch wer, nicht ohne Grund, auf diesem Gebiete die Gefahr eines Überwucherns des Organisatorischen bemerken zu können glaubt, wird immer darauf bedacht sein müssen, dass der Einfluss christlichen Denkens und Handelns möglichst stark sei. Hier liegt also eine notwendig zu lösende Aufgabe, die zum Besten der Kirche und des christlichen schaffenden Volkes direkt oder indirekt in den Gremien amtlicher und nichtamtlicher internationaler Zusammenschlüsse wahrzunehmen Ihnen obliegt.

Es kommt dazu, dass es nur durch die internationale Zusammenarbeit der katholischen Arbeitervereinigungen möglich ist, ein zuverlässiges Bild von der Lage und den Bedürfnissen des Christen bzw. Katholiken zu gewinnen, der in abhängiger Arbeit steht. Denn es ist kein Zweifel, dass jenes Bild — verglichen mit den Zeiten der Enzyklika « Rerum novarum » — sehr viel mannigfaltiger und unterschiedlicher geworden ist. Der Grund liegt, wie Sie wissen, vor allem im Unterschied der wirtschatlichen Entwicklung der einzelnen Länder, besonders auf industriellem, aber auch auf agrarischem Gebiet. Ihre « Internationale Vereinigung » mag also durch Mitteilungsaustausch, dann durch eigene Studien zur Klärung jenes Bildes beitragen und damit auch der Kirche dienen, deren Soziallehre ja nicht nur dauernd die Praxis orientieren, sondern auch von der Praxis orientiert wird. Für die zeitgemässe Seelsorge liegt es nicht anders.

Die Notwendigkeit, von der Sie selbst in Ihrem Schreiben sprechen, an das schaffende Volk in den sogenannten unentwickelten Ländern zu denken, liegt zweifellos schon jetzt und für die nächste Zukunft vor. Ihre internationale Arbeit wird Sie instandsetzen, wirksam zu helfen, dass dort die Sache der katholischen Arbeiterschaft nicht minder berücksichtigt oder gar eine Beute unchristlicher Bestrebungen werde. Wir denken da nicht nur an materielle Hilfe, sondern auch an die Bereitstellung von fähigen Führungskräften, an die Beratung der Bischöfe sowie an die Förderung geeigneter Priester und Laien in jenen Ländern. Wir wünschen gerade diesen Ihren Bemühungen die gütige Leitung der Göttlichen Vorsehung, die Ihre Arbeit mit allen in Frage kommenden Stellen erleichtern und zu einem guten Erfolg führen wolle.

Wo aber nicht gerade eine Notwendigkeit Ihres internationalen Zusammenschlusses vorliegt, wird er immer wenigstens von grossem Nutzen sein.

Das Bild einer auf internationalem Feld geeinten katholischen Arbeiterschaft mag vor allem Ihre Jugend anziehen und begeistern. Aus nicht wenigen Ländern kommen Klagen, dass der junge Mensch, gerade wenn seine engsten persönlichen, meist materiellen Interessen einigermassen gesichert sind, für die Fragen und Notwendigkeiten der Allgemeinheit wenig aufgeschlossen ist. Er hält sich von ihnen fern. Indes kann es doch nicht sein, dass er nicht ansprechbar wäre. Er darf nicht versagen gerade jetzt, wo vielfach lang gehegte Bestrebungen der Arbeiterschaft im gesellschaftlichen Leben Wirklichkeit werden. Ihr internationaler Zusammenschluss möge den Eifer des jungen Arbeiters für die katholische Sache und ihre Ausstrahlung in das ganze Dasein anspornen; sie möge Wege und Mittel finden, dass er seinen geistigen Horizont erweitere.

Wir sehen in Ihrem internationalen Zusammenschluss die Gewähr, dass in weiten Kreisen des schaffenden katholischen Volks eine einheitliche Linie wirksam wird, den Staat und die Gesellschaft zu gestalten. Gerechtigkeit und Liebe in den persönlichen Beziehungen der Menschen leiden fast überall, weil man, und das gerade im Namen der Gerechtigkeit und Liebe, zu viel oder am falschen Platz organisiert hat. Der Soziallehre der Kirche entspricht dies nicht. Man soll das Gewissen, die persönliche Verantwortung nicht wegorganisieren; man soll die kleineren Lebenskreise erhalten oder wieder anregen, man soll von unten her der Verantwortlichkeit der Menschen für ihre gemeinsamen Ziele wieder Raum schaffen. Dann wird auch der Staat auf Bürger zählen können, die von ihrem Stimmrecht guten Gebrauch zu machen wissen, und auf Volksvertreter, die nicht wie Schilfrohr im Winde zufälliger und unsachlicher Interessen sind.

Wenn sie mit Ihrer internationalen Vereinigung einheitlich in dieser Richtung vorstossen, so hat die Kirche und mit ihr die menschliche Gesellschaft viel gewonnen. Sie arbeiten dann nach einem praktischen Programm, das an Gottes Ordnung orientiert ist und nicht auf der Linie eines diesseitigen Humanismus oder Sozialismus liegt, wie immer sie sich nennen oder tarnen mögen.

Wir rufen auf Ihre Tagung, auf deren Beratungen und Entschliessungen Gottes Huld und Gnade herab und erteilen als deren Unterpfand Ihnen allen aus der Fülle des Herzens den erbetenen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, den 8. Mai 1955.

PIUS PP. XII


*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XVII,
  Diciassettesimo anno di Pontificato, 2 marzo 1955 - 1° marzo 1956, pp. 625 - 627
  Tipografia Poliglotta Vaticana

 



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