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DISCORSO DI SUA SANTITÀ PIO PP. XII
AD UN GRUPPO DI VISITATORI
PROVENIENTI DALLA DANIMARCA*

Sala del Concistoro a Castel Gandolfo
Giovedì, 22 ottobre 1953

 

Wir heissen Sie willkommen, geehrte Herren, die Sie Uns die Freude Ihres Besuches machen gelegentlich der Ehrungen, die in diesen Tagen den sterblichen Überresten des Naturforschers und katholischen Bischofs Nikolaus Steno bezeugt werden sollen.

Niels Stensen, wie er in seiner dänischen Heimat heisst, wird von seinen Landsleuten als einer ihrer Grossen gewertet. Und zwar ist die Anerkennung, die der edle Mensch und Priester gefunden hat — in seinem Vaterland wie in der übrigen Welt, im Tempel der Wissenschaft wie im Heiligtum der Religion und der Kirche — seit dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts ständig gestiegen bis zu der erhabenen Höhe, auf der sie heute steht.

Alle sind sich einig darin, dass Nicolaus Steno gross war als Mann der Wissenschaft. Ein vielseitiger Geist: Mathematiker, Anatom, Geologe und Paläontologe; ein vollendeter Handhaber der exakten naturwissenschaftlichen Methode, die er mit strengster Unbestechlichkeit zur Geltung kommen liess. Führende Gelehrte des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts stehen nicht an, ihn einen schöpferischen Geist zu nennen, ein gewaltiges Genie, den Vater der Geologie, einen von jenen, die ihrer Zeit weit voraus waren oder sind.

Man kann das Bedauern verstehen, dem oft Ausdruck gegeben wird, dass Nikolaus Steno so früh starb, im Alter von nur 48 Jahren, und dass er seine wissenschaftliche Laufbahn schon mit 37 Jahren abschloss. Er hat die letzte Lebenszeit ausschliesslich in den Dienst der Religion und Kirche gestellt. Ganz gewiss nicht mit innerer Notwendigkeit. Wir könnten uns denken, dass er mit der Glaubensglut, die ihn nach seiner Hinwendung zur katholischen Kirche beseelte, die Weiterführung seiner wissenschaftlichen Forschung verbunden hätte. Er wäre nicht der einzige, der den rückhaltlosen Glauben an Christus und seine Kirche mit höchstem wissenschaftlichem Denken und wissenschaftlicher Leistung vereint hätte, und sein ganzes Leben legt Zeugnis dafür ab, wie wenig Wissen und Glauben einander ausschliessen, wie sehr sie im Gegenteil, wenn echt, sich gegenseitig bejahen.

Alle stehen auch in Ehrfurcht vor dem Menschen Nikolaus Steno, vor seiner Persönlichkeit. Er war ein vielgereister Mann und hatte Bekannte und Freunde über ganz Europa hin, von Dänemark über Holland und Deutschland bis nach Italien, von den Mediceern Ferdinand II. und Cosimo III. bis zu Christian Louis I. von Mecklenburg-Schwerin, von Francesco Redi bis Leibnitz; die Nachwelt sodann hat, wie schon bemerkt, sich immer stärker und eindringender mit ihm und seiner Leistung beschäftigt. Alle, auch jene, die ihm religiös ferne, vielleicht sehr ferne stehen, waren und sind sich einig in der Achtung vor der Geradheit seines Wesens, der Reinheit seiner Absichten, der Makellosigkeit seines Wandels. Wenn seine wissenschaftliche Laufbahn einen vorzeitigen Abschluss fand, so dürfen wir annehmen, dass der dadurch bedingte Ausfall auf dieser anderen und höheren Ebene durch den tiefgehenden sittlich erhebenden Einfluss des Menschen und Christen Nikolaus Steno wettgemacht wurde.

Das Suchen nach den metaphysischen Wahrheiten und nach Gott durch die naturwissenschaftlichen Forschungen hindurch, die für Steno nur Stückwerk und Meilensteine am Weg zum Ziel waren, hat ihn in die katholische Kirche geführt und Priester werden lassen. Er hat mit dem Gleichnis vom Schatz und der Perle, für die ein Mensch alles hingibt, Ernst gemacht in einer Weise, die vielen nicht begreiflich ist, deren echtes Heldentum aber alle anerkennen. Wir beugen uns in Demut vor den verborgenen Ratschlüssen der göttlichen Vorsehung, die Nikolaus Steno zu einer so frühen Vollendung im Leiden um Christi willen und im Dienst für seine Kirche führte.

Wir begleiten Sie im Geiste nach Florenz zur feierlichen Erhebung der Gebeine des edlen Menschen und heiligmässigen Priesters und ihrer Beisetzung in dem kostbaren römischen Sarkophag, den die Italienische Regierung zu diesem Zweck in der Basilica Laurentiana geschenkt hat.

Ihnen selbst, geehrte Herren, wünschen Wir den überlegenen Geist Nikolaus Steno zu wissenschaflicher Forschung, sein ehrliches Wollen zur hingebungsvollen Erfüllung Ihrer Berufspflichten und etwas von der religiösen Flamme, die ihn durchhellte und durchglühte, dass es Ihrem Leben und Wirken deren eigentlichen und letzten Sinn verleihe. Gott gebe seinen Segen dazu!


*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XV,
 Quindicesimo anno di Pontificato, 2 marzo 1953 - 1° marzo 1954, pp. 431 - 433
 Tipografia Poliglotta Vaticana

 



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